Scheinheiliges Jesuitentum

Scheinheiliges Jesuitentum
Die TAZ korrigierend, die da Frau Lewitscharoff vorhielt, dass diesen Worten nun „falsches Denken folge“ („Eine schreckliche Tirade“, 16.03.14), würde ich sagen: Das Denken war wohl schon da. Nur unseren Traditionalisten fehlte bisher die Chuzpe, es in klaren Worten zu sagen. Nach all den Sloterdijks, Sarrazins und Konsorten, hinter denen sie sich bisher versteckten, bzw. hinter deren „jakobinitisch“ gewendeten Kritik an den vorgeblichen wie wirklichen muselmanischen Vorbildern für ein solches Denken, wollen sie jetzt mehr als „nur mal gesagt“ haben. Ja sie trauen sich was, unsere reichlich zu spät gekommenen Jakobiner deutscher Provenienz. Nur in der Tradition der Aufklärung stehen sie nicht, wohl eher in der der Gegenaufklärung. Scheinheiliges Jesuitentum. Auch ein Benedetto XVI lässt grüßen.

In der Semantik der Volksverhetzer
@Vorbaum: Ich werde hellhörig, wenn sich ausgerechnet gewisse Traditionalisten, und zu diesen darf man auch Frau Lewitscharoff wohl zählen, auf das Recht der Meinungsfreiheit berufen, um reaktionäres Gedankengut als kritisches in den Diskurs einzuschmuggeln. Die Freiheit der Rede bleibt ihr, doch es bleibt auch die Freiheit der Gegenrede. Wer den Kulturkampf fordert, der soll ihn haben. Sie bewegt sich mit ihrer Rede haarscharf am Rande dessen, was man auch als Volksverhetzung, also juristisch, verfolgen könnte. Wenn sie gesagt hätte, wie das gewisse Genetiker tun, ich verweise da z.B. auf Bryan Sykes, nämlich dass die künstliche Befruchtung das Genmaterial des Menschen noch weiter verschlechtert, dann wäre das eine diskussionswürdige Aussage; doch indem sie ihren Ekel nur demonstriert, und ihre Mimik ist dabei Teil der Rhetorik, benutzt sie die propagandistischen Werkzeuge der Volksverhetzer. Mal abgesehen davon, dass sie sich mit ihrer rein biologistischen Agitation eh dort befindet.

faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/autoren/lewitscharoff-ueber-kuenstliche-befruchtung-halb-mensch-halb-kuenstliches-weissnichtwas

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