Herold Binsack – ein Portrait

Als Marxist auf eine „Philosophie des Patchwork“ zu setzen, hört sich vielleicht so an, wie das von einer gewissen Mutter und wie die zu ihrem Kind gekommen sein soll. Und doch ist das der Arbeitstitel unter dem ich das Ganze setzen möchte. Wie ich dahin gefunden habe, und vor allem: warum das für die marxistische Theorie ein seriöses Angebot ist, das zu erklären, soll sich Ihnen in etwa so erschließen wie mir, nämlich so nach und nach, wie ein Patchwork nämlich. Die ästhetische und die inhaltliche Richtung zeigt sich Ihnen erst im Verlauf – und sie kann sich auch ändern. Eigentlicher Anlass für diese Homepage war aber ein ganz konkreter. Im August 2006 wollte ich meinen „Philosophus Mansisses“ unter die Leute bringen, soll heißen an den Verlag, mit dem sich damals die Exit!-Redaktion, in der Person von Gerold Wallner, so heftig stritt. Die Internetzeitschrift „grundrisse“ war also mein Adressat. Wie wunderte ich mich, dass man dort mein Angebot, das schließlich dazu dienen sollte, die „Konkurrenz“ anzugreifen – und zwar von innen (ich bin selbst noch Mitglied bei Exit!) – so schnöde zurück wies. Auch war ich nicht wenig überrascht, dass der Gerold Wallner, eben wegen dieser Schrift – „Die Leute der Geschichte“ -, die ich da so attackierte, Exit! verlassen und seinen eigenen wertkritischen Verein eröffnet hatte, natürlich begleitet mit den freundlichsten Wünschen durch Robert Kurz. Noch mehr wunderte ich mich aber, wie die Exit!-Redaktion, namentlich Robert Kurz, danach eine Polemik anfing (Geschichte als Aporie), die sich vordergründig gegen Wallners „Überspitzungen“ richtete, sich aber unverkennbar an den teilweisen wörtlich genannten Stichwörtern meines (ihnen eigentlich unbekannt seienden) Textes abarbeitete. So wurde mir nicht nur klar, dass in diesem Trennungsstreit zwischen Kurz und Wallner, kein Jota wertkritischen Pseudomarxismus aufgegeben wurde, sondern dass der Wallner, vermutlich informiert durch die mit ihm befreundete Zeitschrift „grundrisse“ (namentlich durch Karl Reitter) auch gegenüber Exit! geplaudert haben musste und damit der Exit!-Redaktion die Steilvorlage für das nun folgende Schattenboxen vorlag. Ich glaubte meinen Augen nicht zu trauen, als ich dann in nahezu allen folgenden Beiträgen in der Exit!-Website immer wieder auf Stichwörter stieß, die ich im „Philosophus“ offenbar vorgegeben hatte. – Nur wurde die Vorlage nicht benannt, sondern eben nur hinterhältig ausgeschlachtet.

Ich gebe hiermit der Exit!-Redaktion (und natürlich auch Gerold Wallner) die Gelegenheit, den Text zu benennen, auf den sie sich da so klammheimlich beziehen um den Streit damit endlich offen weiter zu führen.

Das allein ist natürlich schon Grund genug für meine Homepage, aber nicht wirklich der Grund. Ich habe noch andere Interessen als den Streit innerhalb der marxistischen Szene. Die Auseinandersetzung mit dieser, ließ mir eher klar werden, dass es ganz offensichtlich wichtigeres gibt.

Die von mir mitgetragene Ausstellung „Was dem Manne sein Orakel“, zeige ich, dass der „Streit“ mit dem anderen Geschlecht erheblich fruchtbarer sein kann, zumal dieses Geschlecht auch politisch hoch im Kurs steht. Und dass dabei der „Orient“ (mein) Schicksal ist, habe ich irgendwann im Rahmen meines „Tagebuchprojekts“ begriffen (siehe auch: Istanbul: Kopf der modernen und Herz der traditionellen Türkei). Auf meinem Weg von Heine zu Hafiz und von dort zu Goethe, von diesem zu Hölderlin und von dort zurück zu allen, wurde mir deutlich, dass die Lyrik, resp. die Liebeslyrik ein patriarchalisches Projekt ist, anhand dessen sich seit wenigstens 5000 Jahren die Menschheit den Verstand und die Gefühle ruiniert. Auch da einen Weg heraus zu finden – ein hehrer Anspruch, ich weiß es -, ist mein Anliegen.

Und auch auf den Zusammenhang zwischen diesem patriarchalischen Projekt und dem Anliegen einer marxistischen Polemik, werde ich bei passender Gelegenheit immer wieder drauf zu sprechen kommen. Oder um es mal in diese klare Frage zu stellen: Was hat die Liebeslyrik mit dem Klassenkampf zu tun? Mein „Tagebuch“ wird dieser Frage nachgehen, auch in dem es mein eigenes Leben in eben diesem Kontext beleuchtet, aber natürlich wird das Tagebuch als solches nie wirklich komplett öffentlich gemacht – ich verrate doch nicht alles über mich (nicht auf einmal, und nicht für jedermann) -, aber ich werde soviel verraten, dass sich hoffentlich eine Menge Leute finden, die dazu selber ein paar gute Gedanken loswerden wollen/müssen.

Eine Menge Beiträge habe ich in den letzten Jahren in Form von Leserbriefen, zum Beispiel an „Die ZEIT“ (dort unter dem Pseudonym Devin – nunmehr Devin08), z.B. zum Thema: „Der Fremde in unserem Kopf“), die FAZ, die Frankfurter Rundschau, oder auch an die Frankfurter Neuen Presse verfasst. Es sind mittlerweile hunderte von Beiträgen (und es werden täglich weitere), und sie bilden zusammen das, was man früher als Massenpropaganda bezeichnet hätte. Darauf werde ich nicht verzichten, denn es ist eigentlich das, worum es in Zeiten, in denen marxistische Kritik in keinem eigenen Organ mehr erscheinen kann, immer gehen muss: die harte Prüfung der Theorie anhand der Auseinandersetzung mit den Massen. Die Resonanz ist bisher nicht schlecht, nicht einmal in der konservativen FAZ.

Allerdings hatte mich Die Zeit unter dem Nicknahme Devin „gekickt“, und zwar kommentarlos, also ohne offene Begründung. Der Anlass dafür ist klar: Meine Kritik wurde unerträglich, zumal sie formal immer unangreifbar war. (Ich bekam schon Leserzuschriften, die sich für meine Beiträge bedankten, mit der Erklärung versehen, dass sie mittlerweile der einzige Grund noch seien, die ZEIT zu lesen.) Kein einziger Beitrag von mir, konnte durch die übliche Zensur verhindert werden, und auch meine Gegner hielten sich in aller Regel an die, auch von mir vertretenen, Spielregeln: keine Beleidigung, keine persönlichen Angriffe, politisch und sachlich argumentierend.

Als ich dann aber offen über die „Leichen im Keller“ der „Berliner -„, bzw. der „ehemaligen Bonner Republik“ räsonierte, und zwar im Zusammenhang mit der nicht aufgeklärten und nun neu debattierten Barschelaffäre, war wohl der Punkt erreicht, wo der ZEIT die Nerven durchgingen, oder vielleicht der Verfassungsschutz beim Chefredakteur vorsprach?, oder der Chefredakteur beim Verfassungsschutz? – Wer weiß das schon. Meine beiden Beiträge verschwanden spurlos. (Siehe Anlage 1 und 2) Auf meine diesbezügliche erhielt ich keine Antwort, stattdessen wurde mein Account gelöscht. (Anlage 3)

So ganz nebenbei habe ich auch die Welt der Physik für mich (neu) entdeckt, denn was bedeutet schon die philosophische ohne die physikalische Welt. Mit einem Kernphysiker arbeite ich an einem Projekt um diese beiden Welten in einem zu begreifen. Dialektik und Mathematik, mal sehen, ob wir das zusammen kriegen. Das Projekt nennt sich vorerst – noch philosophisch gesprochen -: „Die Erkenntniskritik am Rande des Seins“ (Wir streiten noch um den Titel) und wird sich in Form der Debatte nur für wirklich Interessierte öffnen. Für dieses und jenes wird es mal ein offenes und dann ein geschlossenes Forum geben.

Und nun überlasse ich mich Ihnen selbst. Beurteilen Sie mich, wie Sie wollen, aber wenn, dann bitte in Form von sachlicher Polemik. Unsachliche Beiträge – und das sage ich deutlich – werden von meinem Webmaster in die Verbannung geschickt. Gleiches gilt für Trolle und anderes gelangweiltes Gesindel.

Viel Spaß auf meiner Seite wünscht Ihnen

Herold Binsack

Anlagen:
(1) Leichen im Keller!
http://www.zeit.de/2007/41/Barschel
Mo, 08/10/2007 – 16:56 – redaktion
neu
Verfasst von Devin am Di, 09/10/2007 – 16:59.

Das was die ganzen Aktivitäten – auch diese „Selbstkritik“ seitens eines Journalisten jetzt – doch höchstwahrscheinlich nur zu vertuschen suchten und weiterhin suchen, sind die sich dahinter womöglich verbergenden eigentlichen Skandale. Da zu nennen wäre zu vorderst die Kieler-Blaupausenaffäre (Barschels, dann womöglich tödliche Verstrickungen in dubiose Waffengeschäfte zeigen ja auch in diese Richtung), also die Verwicklung der womöglich gesamten politischen Kaste in mafiös anmutenden kriminelle Wirtschaftsstrukturen. Verhältnisse die in Deutschland – und dies zu Zeiten von Strauss und Konsorten – wirklich nicht neu gewesen wären, aber womöglich mit anderen so hektisch unter den Tisch gekehrten Parteispendenaffären (der CDU) korrelieren, und daher von einer klugen und unabhängigen Justiz doch leicht in ganz andere Richtungen hätten aufgerollt werden können (WestLB, Rau und die SPD zum Beispiel), musste ein Pflock in solch mögliche Ermittlungswege geschlagen werden. Dies dürfte nicht zum Schaden irgendeiner dieser damals regierenden Parteien in Deutschland gewesen sein. Der vermutlich dann nie aufzuklärende Tod Barschels, stünde dann in einer Reihe mit den Morden an Rohwedder, Herrhausen, Karry u. a. Prominenten (da boten sich schnell Terroristen an), deren politische Brisanz bis in die Zeit der „Wiedervereinigung“ hineinreichen. Die Leuna-Affäre wäre da ein Stichwort. Lassen wir uns nicht ablenken: Die Bonner oder dann auch die Berliner Republik hat noch eine Menge Leichen im Keller, da ist die doch von Barschel nur die hässlichste von.

(2) Motiv, Möglichkeit – und moderne Herrschaft!
http://www.zeit.de/2007/41/Barschel

neu
Verfasst von Devin am Mi, 10/10/2007 – 10:46.

@BobBeamon: Ich kann Ihnen nur zustimmen – und ich ziehe diese (Nicht-)Ermittlungsschleife bis zur Wiedervereinigung (Leunaaffäre u.a.). Und wie allgemein bekannt: Die professionellsten jener Nazi-Seilschaften waren um den BND (Gruppe Gehlen) und um die CSU (Strauss und Co.) gruppiert. Und damit hätten wir auch die Leute, die nicht nur starke Motive, sondern auch die Möglichkeiten zu solchen Taten gehabt hätten (Und im Fall Herrhausen, will man jetzt plötzlich auch Geheimdienste am Werk gesehen haben? – den Stasi natürlich!). Und man muss schon mit dem Klammersack gebürstet
sein, um anzunehmen, dass Gestalten wie Barschel gar Selbstmordkandidaten wären! Wo sind denn da die entsprechenden psychologischen (Profiler) Erkenntnisse? Und das Perfide an diesen ganzen Geschichten ist doch gerade, dass es kaum möglich ist, solchen Profis etwas nachzuweisen, nicht nur, weil hier womöglich die Logistik oder das technische Know How von Geheimdiensten ins Spiel gebracht worden ist, sondern weil in Folge die Justiz massiv behindert wird, solches dann doch noch aufzuklären. Wo wäre denn ein bürgerlicher Staat, dem mit der bürgerlichen Justiz beizukommen ist? Und egal, durch wen oder auch warum ein Barschel ermordet worden ist (und dass er das ist, davon gehe ich auch definitiv aus), eines wird auf jeden Fall bewiesen: Diese Mörder stehen so über dem Gesetz, wie die Klasse, die im Dunstkreis solcher Taten eben auch völlig bewegungsfrei agieren kann! Und natürlich bleiben daher all diese Morde auf immer und ewig die Vorlagen für Verschwörungstheorien wie auch für „Dramen“! – Aber gefährlich sind solche Theorien nicht, wegen ihrer Nähe oder gar Ferne zur Wahrheit, sondern wegen ihrer Kaprizierung auf subjektive Täter. Solche „Täter“ lassen völlig außen vor, dass diese Morde nur einen Sinn machen, wenn man sie in ihrem gesellschaftlichen Kontext begreift. Einen Richard III jenseits der Ambivalenz von mittelalterlich-feudaler Selbstherrschaft und damit im Kontext der quasi fortschrittlichsten feudalen europäischen Großmacht, oder gar einen Heinrich VIII außerhalb eben einer damit vergleichbaren Problematik von feudalem Großgrundbesitz im Zusammenwirken mit kirchlicher Feudalmacht, und Herausbildung quasi frühbürgerlicher ökonomischer Strukturen (noch deutlicher in einer Magna Charta eines John ohne Land) wären auch einem noch so genialen Shakespeare als Vorlagen für seine Dramen so wenig in den Sinn gekommen, wie diese dann auch Sinn gemacht hätten, da die Evidenz einer diesbezüglichen Geschichtsmächtigkeit nicht erkennbar gewesen wäre. Zynnisch formuliert: Nicht nur die Brutalität sondern auch die Spezifität dieser Verbrechen stehen im engen ursächlichen Sinn zur Entwicklung eines England zur ersten monopolistischen modernen Macht auf Erden! Je größer also solche Verbrechen, je bedeutungsvoller der gesellschaftliche (Hinter-)Grund, aber auch: je banaler womöglich, je kleiner der gesellschaftliche „Gewinn“. Und so dürfte einem auch ein Barschelmord, ein Rohweddermord, ein Herrhausenmord, ein Karrymord, ein Fritz-Bauer-Mord, ein Nitribittmord (habe ich jemand vergessen?) auch nicht in den Sinn kommen, ohne eben die gesellschaftlichen Verhältnisse (den Umgang der Herrschenden mit Ihrem Kapital, ihrer Macht, ihren Huren wie überhaupt ihren „Nützlingen“, wie ihrem Lebensstil und der damit verbundenen Arroganz in ihrer Macht) der Moderne in den eigentlichen Fokus der Betrachtung dabei zu stellen. Und vielleicht (!) liege ich nur deshalb morgen nicht ebenso tot in der Badewanne, weil diesen Herrschaften im Moment völlig klar sein dürfte, dass nicht nur diese Morde, sondern auch ihre Herrschaft (in diesem Zusammenhang wie überhaupt) bis auf weiteres – durch gleich welche Öffentlichkeit – von einer offiziellen (Geschichts-)Betrachtung brav ignoriert werden. Und genau hierin sehe ich die objektiven wie subjektiven Hindernisse für einen noch so guten Journalismus! Solche Taten und jene Herrschaft erscheinen, da hier wie dort, solches nur rein zufällig gesehen wird.

(3) @ Redaktion
Leichen im Keller!
http://www.zeit.de/2007/41/Barschel
Was haben Sie mit meinem Beitrag „Leichen im Keller“ gemacht? – Ohne Kommentar gelöscht?
Sind das die neuen Manieren bei der Zeit?
Und was war daran so verwerflich?
Mit freundlichen Grüßen

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