Sloterdijksche Öffentlichkeit
Stünden wir vor einem antiken Athener Gericht, wie seinerzeit Sokrates, könnte es vielleicht angehen, dass, wenn gewisse Bürger, die, die für die Anklage stünden, es wünschten, ein Fall eingestellt wird. „Die Öffentlichkeit habe daran kein Interesse“ – ein gewagter Spruch! Wer ist die Öffentlichkeit? Sind das die Herausgeber gewisser Medien, einzelne ihrer Redakteure, oder gar nur einflussreiche Bürger und Mäzen? Ist das die Art von bürgerlicher Demokratie, an der wir insgeheim angekommen sind? Das Volk, repräsentiert durch den Bürger, nicht den politischen, der scheint obsolet, nein, den Sloterdijkschen Spendenbürger, verliert den Status der „Öffentlichkeit“. Dass dem so ist, in gewissen Kreisen, dort wo „die Gesellschaft“ sich trifft, und wo auch ein Herr Polanski zugehört, ist dem Einfalt nicht unbekannt – man liest ja so gewisse Blätter. Aber dass das angekommen sei, in der gewöhnlichen bürgerlichen Welt, hiervon habe ich, wie gesagt, erst durch jenen Sloterdijkschen Aufruf zur Steuerrevolte eine Ahnung von erhalten. Wie wäre es, wenn die Bürger, die solches wollten, es mal versuchten, und erklärten, dass sie keine Steuern mehr zahlten, bis dieser Prozess beendet ist? Eine spannende Frage, wie dann die „Öffentlichkeit“, hier als Finanzbehörde und Justiz, darauf reagiert?
faz.net/Zombie in Gstaad:Beendet den Fall Polanski, 09.05.2010
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