Bedauerlich

Mehr als bedauerlich ist auch, dass die Faz die Kritik am rechten Populismus so gnadenlos zensiert. Auch der Beitrag „Den Minderheitenschutz nicht vergessen“ fiel der Zensur bisher zum Opfer. Völlig unverständlicherweise.
Die Antwort an Herrn Deister wurde von der FAZ-Redaktion, trotz 2-maligen Postings, bis jetzt nicht freigegeben. Schon verständlich, dass die FAZ ihre konservative Leserklientel nicht derart demaskiert sehen möchte. Versuche es dennoch ein drittes Mal.
Auch der 3. Versuch bleibt erfolglos.
Nachtrag: Nach wiederholtem Posting werden nun völlig überraschend die Beiträge freigeschaltet. Ich kann nur vermuten, dass der Wahlkampf – der Klassenkampf – auch innerhalb der Redaktion geführt wird. Das lässt hoffen.

Bedauerlich
Dass in dem so reichen wie fortschrittlichem Norwegen die „Fortschrittspartei“ in Wahrheit rechtspopulistisch ist, das könnte man als Treppenwitz abhandeln. Wäre da nicht da nicht dieser bedauerliche Zwischenfall gewesen, mit jenem Breivik. Eine furchtbare Tragödie, daher wirklich bedauerlich, aber auch „bedauerlich“ in Bezug auf die damals ganz Norwegen erfasst habende nationale Trauer, die mich jetzt ein wenig betrübt. „Bedauerlich“, insofern nun klar wird, wie diese Nation ein gewisses politisches Bewusstsein zu bedauern hätte. Dass das bekundete „Unverständnis“ der Familie Breiviks mir so nicht einleuchten wolle, das bekundete ich damals schon. So einfach können es sich Erziehungsberechtigte nicht machen. Doch jetzt zeigt sich auch die Unschuld dieser Nation in einem ganz anderen Licht. Oder ist es diese Aussicht auf eine höhere Teilhabe am Reichtum des Landes, mit der die Rechten da offenbar erfolgreich lockten, was mir dieses sympathische Volk plötzlich so unsympathisch macht. Bedauerlich.

Aber ich verstehe Sie
Die Antwort von Herrn Marshall wäre auch meine Antwort, Herr Deister. Aber ich befürchte, dass sie diese auch nicht verstehen. Das ist ja das Problem! Einer der vielen Sympathisanten der Rechtspopulisten hier sagte es: Der Rechtspopulismus ist der Widerstand eines Bürgertums…Und ich sagte es schon häufig an anderer Stelle: Die Konservativen, und dieses „Bürgertum“ meint sich hier, benennen die Dinge nicht immer falsch, aber ihre Rezepte sind es alle mal. Denn diese entspringen ihrem ambivalenten Gefühl in Bezug auf ihr Subjektsein. Nicht der revolutionäre Aufstand, der Terrorismus bzw. Bonapartismus entspricht diesem. Ein Breivik führte das vor. Das dumpfe Gefühl, dass ihn innerhalb seines rechten Milieus umgibt, nämlich, dass alles keinen Sinn mache, möchte er endlich und unwiderruflich erledigt sehen. So greift der kleine Breivik zur großen Wumme. Und er versteht nicht, dass ihn niemand versteht. Es versteht ihn tatsächlich niemand. Nicht mal seine Eltern. So wenig, wie Sie mich. Aber ich verstehe Sie.

Vox populi – die Stimme des Volkes
Der Begriff des Populisten bedeutet den sog. „Volk-aufs-Maul-Schauer“. Wie sehr das dem deutschen „Pöbel“ entnommen scheint, zeigt sich auch, wenn man die Kommentare hier mal querliest. Da wird „gepöbelt“, gegen alles was links oder multikulti erscheint, was das Zeugs hält. Die Römer waren die ersten im alten Europa, die die Verführung des Volkes (des „populi) zur Kunst erhoben. Mit Brot und Spielen wurde das Volk bei Laune gehalten und mit geschickten „Wahlkampfrednern“ dann über alle politischen Bühnen gezogen. Ein Populist zielt auf des Volkes „Mitte“. Das ist nicht die Mitte, die die sog. Volksparteien vorgeben zu vertreten, sondern der Durchschnitt an Stimmungen und vordergründigen Interessen. Und das, was die meisten Anhänger verspricht, das wird versprochen. Man muss sich nur die Wahlprogramme ansehen. In diesem Sinne ist jede bürgerliche Partei eine populistische. Rechtspopulistisch ist sie, nach meiner Definition, wenn sie besonders auf die rassistischen, bzw. chauvinistischen Instinkte setzt.

Und den Minderheitenschutz nicht vergessen!
Demokratie bedeutet nicht nur die Durchsetzung von Mehrheitsinteressen, sondern auch den Minderheitenschutz. Im Übrigen, Herr Stegmann, habe ich gerade versucht nachzuweisen, dass Mehrheiten nicht auf demagogische Weise organisiert werden dürfen, sondern auf grundsätzlichen Positionen. Nach dem Verständnis des Marxismus auf der Grundlage der sog. Klasseninteressen. Und darin unterscheide ich mich nicht nur von Ihnen, sondern vom gesamten bürgerlichen Lager. Und glauben Sie mir, obwohl mir das mehr zu schaffen macht, als die Kritik des Rechtspopulismus hier, glaube ich, dass ich recht gut zu streiten verstehe, für das was ich hier vorstelle. Und wie schon Marx klar zu machen versuchte, erfordert die Waffe der Kritik einen langen Atem. Ich kann es mir daher leisten, das ganze Theater hier relativ gelassen zu betrachten.

faz.net/aktuell/politik/ausland/norwegen-rechtsruck-und-regierungswechsel

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