Es geht um die Doppelmoral, um den Missbrauch der Moral
Gleich wie wir den Fall/das Delikt moralisch/ethisch beurteilen. Ob wir Edathy verurteilen, oder dessen Rechte verteidigen. Ob wir ihm glauben, oder ob wir ihn richten. Es geht nicht um Moral; es geht um die Doppelmoral. Um das „Schmuddelsandwich aus Prüderie und Pornographie“. Das und nicht eines Edathys mögliche sexuelle Neigungen macht die Schlüpfrigkeit aus. Er wird gedeckt/er wird verfolgt/er wird gesponsert/er wird geopfert, je nach Lage und Opportunität. Die sexuellen Neigungen werden missbraucht. Ihr Gebrauch, ob platonisch oder material-körperlich, steht doch gar nicht zur Debatte. Die Pädophilie bleibt hoffähig – in den Schlafzimmern mächtiger Netzwerker. Durch ihre Neigungen werden sie gefügig gemacht und dann zu Fall gebracht. Wenn die politische Opportunität es erfordert. Einer hat‘s gesagt: jetzt geht‘s um die Vorratsdatenspeicherung. Wie praktisch.
Wenn einer ein ganzer Kerl ist
„Das würde ja wohl kaum während der Arbeitszeit und im Büro der Firma passieren, oder?“
Lieber HansMeier555, ich unterschreibe alles, was Sie da ThoHa erwidern, bis auf diesen einen Satz. Denn genau das ist passiert. Ein ehemaliger Kollege von mir, hat genau das gemacht. Ich mochte den Typen nicht, nicht weil er homosexuell war, sondern wegen seiner all zu offenkundigen charakterlichen Mängel. Für mich war er so etwas wie ein Kollegenschwein. Aber als das dann passierte, ging ein Gelächter durch die ganze Stadtverwaltung; und man fragte sich: warum hat man den im Jugendamt belassen? Nach der schnellen Nummer auf seinem Schreibtisch mit einem „Schutzbefohlenen“, wie es so schön heißt, war er den Job dann endlich los.
Etwas milder verfuhr man mit Heteros, die sich an Schutzbefohlenen vergriffen. Auch da kenne ich ganz persönlich einen Fall. Der Bursche wurde eine kurze Zeit lang nicht mehr befördert, danach aber umso schneller. Er zog an gewissen Fäden, an solchen, wo solche Kerle als ganze Kerle angesehen werden.
Wie gesagt, in beiden Fällen ging es nicht um Minderjährige, aber um Schutzbefohlene. Das Thema ist die Doppelmoral, wie ich es schon dargestellt habe.
Ist Edathy ein Jäger oder ein Gejagter?
„Im Grunde haben wir längst eine…Allparteienkoalition“. Sie werden mir immer sympathischer, HansMeier555. Sagte ich das nicht schon immer? Erstmalig als Begriff im Mai 2009 ins Netz gestellt.
Doch was Ihren „Feudalismus“ angeht, da tragen Sie sowohl Eulen nach Athen als auch Perlen vor die Säue. Die „herrschende Klasse“, die Definition, die das Kapital Marx zu verdanken hat, ist nicht wirklich verdient. Das Kapital fühlt nicht als Klasse, handelt nicht danach. Überlegen sein, oder untergehen, das ist dessen Schicksalsfrage schlechthin – für jedes einzelne Kapital. So konnte es kommen, dass sich eine Aristokratie heraus gebildet hat, eine Herrenschicht innerhalb der Herren, die dennoch niemals eine sein wird. Denn was unterscheidet sie von der Aristokratie feudalen Zuschnitts, jetzt mal ganz abgesehen, von der völlig verschiedenen ökonomischen Basis? Es ist die Kultur, besser gesagt: das Fehlen einer besonderen Kultur. Die Kultur von der Antike bis zum Mittelalter war immer die Kultur der Aristokratie. Eine andere gab es nicht. Die Aristokraten konnten die Produkte ihrer Untertanen konsumieren, ohne an der Produktion in irgendeiner Form teilhaben zu müssen. Doch in dieser Kultur blieb diese Produktionssphäre gespiegelt. Der königliche Pfau war das Spiegelbild des realen Pfau. Und so definiert sich die Kultur einer Aristokratie. Doch was ist die Kultur des Kapitals? Klassendünkel, mehr nicht!
Ansonsten ist ihre Kultur völlig identisch mit ihrer ökonomischen Basis. Und dort hat sich die bürgerliche Klasse herausgebildet, indem Maße, wie man die unmittelbaren Produzenten völlig enteignete, somit das Produzieren weiter vergesellschaftete, während die Eigentumsformen privat blieben. Das antike Privileg des Konsumierens wurde so zum Gegenstück der privaten Eigentumsformen, somit der Produktionssphäre völlig entfremdet. Dort ist der mächtigste Kapitalist genauso ein Konsumidiot wie der geringste Proletarier unter uns. Es wird konsumiert, so automatisch wie unbewusst. Die Dialektik zwischen produzieren und konsumieren nicht mehr erkennend, somit dem Stoffwechsel zwischen dem vergesellschafteten Menschen und der „Natur“ (die natürlich längst keine Natur mehr ist, sondern auch dort vergesellschaftete Natur) blind übereignet. Und genau so kann keine Kultur entstehen. Es sei denn, man meint die „Kulturpaläste“ in den Shopping Malls wörtlich. Doch genauso gut könnte man auch den Supermarkt zum Kulturevent stilisieren; was ja tatsächlich geschieht.
Was können da schon die Klassiker des Kapitals gegen ausrichten? Reine Staffage, purer Selbstbetrug. Am Schicksal eines Reich-Ranicki deutlich erkennbar. Ist er nicht völlig verzweifelt aus dieser Welt geschieden; einer Welt, die sich stets bemühte, ihn auf den Ehrenplatz zu hieven, um dort von seinem Glanz zu profitieren? Dankend abgelehnt hat er zuletzt. Laut schreiend und gestikulierend hat er dem Gottschalk, stellvertretend für die ganze „Klasse“, seinen Zorn ins Gesicht gekotzt. Ein Lanz wird’s schon richten.
Nein: die Massen werden‘s vielleicht, oder niemand! Und an diesen Massen wird diese Allparteienkoalition scheitern, wie das Kapital überhaupt, oder wir werden alle zusammen untergehen.
Und nun noch mal kurz zurück zum Thema: Schon in der Antike herrschte eine Doppelmoral bei der Jagd auf die „Perversen“. Als Solon das Einölen der Körper bei den gymnastischen Spielen verbot, stigmatisierte man den sog. „passiven“ Homosexuellen – die „Schwuchteln“, würde man heute sagen; die „Aktiven“ waren immer die Helden. Also, was ist ein Edathy: ein Aktiver oder ein Passiver, ein Jäger oder Gejagter, ein Held oder eine Schwuchtel? Wenn wir uns dorthin wagen, kommen wir vielleicht endlich zur Sache!
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