Immer mit dem Daumen auf dem Nabel der Zeit

Immer mit dem Daumen auf dem Nabel der Zeit
Na, wenn das nicht verspricht ein interessanter Abend zu werden. Jedenfalls für Linke, für Marxisten. Und in Frankfurt/Main. Erst – um 19:15 Uhr – Oskar NegtsVerhältnis zur Frankfurter Schule“ im Institut für Sozialforschung, Senckenberganlage 26, Frankfurt/Main. Dann Enzensbergers „Digitales Ich“ (bekannt auch mit seinem „Das digitale Evangelium“) bei Beckmann. Beide bekannt dafür, wie sie den Daumen immer auf dem Nabel der Zeit haben. Es wird mir der Kopf rauchen, aber ich freue mich. Auch bei aller Kritik, die ich persönlich habe.

Farbe bekennen, Herr Meier!
Von wegen „Zukunft“. Das wird aktuell diskutiert und auch entschieden. Denn vom Ergebnis hängt unsere ganze Zukunft ab! Also Farbe bekennen, Herr Meier!

Es geht um mehr als um unsere politischen Rechte
@Lorenz: Bei aller Kritik, die auch ich an Enzensberger habe, ich habe sie mehrfach auch hier in der FAZ geäußert, so halte ich ihn für einen großen Kopf innerhalb des philosophisch-literarischen wie u.U. auch soziologischen Diskurs‘. Das Thema sehe ich richtig benannt. Vom „Subjekt zum Datenträger“ formulierte ich es mal so ähnlich. Und ähnlich darin dem „gestörten Ich“ eines „Borderliner“, kann ein solches Subjekt Realität von Wunschdenken (Virtualität) kaum noch unterscheiden. Dieses Subjekt, dieses „Ich“, wird eine konstruierte Persönlichkeit aufweisen. Jene wird digital manipulierbar sein, so wie unser digitaler Fingerabdruck. Alle Gefährdungen unserer Rechte, wie wir sie in der Vergangenheit schon oft erlebt haben, und wie wir es selbstredend jetzt auch wieder erfahren, werden da in den Schatten gestellt sein. Es geht um mehr als um unsere politischen Rechte, als politisches Subjekt, es geht um unsere persönlich-psychologische wie sozial-gesellschaftliche, ja gar biologisch-anthropologische Identität.

faz.net/aktuell/feuilleton/medien/enzensberger-zu-gast-bei-beckmann-kampf-um-digitale-buergerrechte

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Ein Kommentar

  1. Am 16. September 2013 um 09:46 Uhr veröffentlicht | Permalink

    Notizen aus dem
    Vortrag im Institut für Sozialforschung
    „Der Vorlass von Oskar Negt“
    „Mein Verhältnis zur Frankfurter Schule“, am: 12.09.2013, siehe auch den Blogeintrag: herold-binsack.eu/2013/09/immer-mit-dem-daumen-auf-dem-nabel-der-zeit/, zur Presseveröffentlicheung: idw-online.de/pages/de/

    • Adornos Kritische Theorie als Theorie und in der Form der „negativen Dialektik“ zielt auf die Stärkung der Urteilskraft. Nicht positive Bilder herstellen, bzgl. dessen, was ein Ziel ist, oder sein könnte, sondern das herausfinden, was nicht geht.
    Negt definierte sich selber als Praktiker, dessen Rolle in der Praktischen Umsetzung als die und in der Form der Philosophie des Aufrechten Gangs liegt. Daher auch sein Reformpädagogikprojekt. – Glockseeschule.

    • Sein „Rezept“ in Bezug auf den „Punker, der seine Eltern in Richtung Rauswurf provoziert“, hat mich beeindruckt.
    „Den Gefallen tue ich dir nicht“, und gerade eben nicht: „Bitte, hier ist die Tür!“
    Auf meine Frage nach der Trennungslinie zwischen einer konservativen und fortschrittlichen Pädagogik und Didaktik in Bezug auf die Behandlung der „Trennungsängste“ – ich würde sagen der irreversibel geworden zu sein scheinenden Borderlinestrukturen – , antwortet er: sie verläuft haargenau dort, wo Autonomie geschwächt oder gestärkt wird.
    Auch hier wieder sichtbar die „Stärkung der Urteilskraft“ und die Ermöglichung des „aufrechten Gangs“.
    Und „nichtautoritäre“, damals: „antiautoritäre“ Pädagogik.

    • Mein Urteil: er ist mehr Theoretiker als er von sich behauptet. Doch seine Methode ist im hohen Maße praktisch

    • Persönliches Fazit: Ich habe viel gelernt, auch und gerade in Bezug auf die Behandlung der Provokationen von „Borderlinern“, welche den „Trennungsängsten“ von Kindern und Jugendlichen gleichgestellt werden können.

    Zu Enzensbergers „Digitales.Ich“
    Zu der ebenfalls oben angekündigten Veranstaltung, nämlich bei Beckmann, zu Enzensbergers „Digitales-Ich“, kann ich nur feststellen: eine einzige Enttäuschung. Von philosophischer Tiefe, wie man bei diesem Titel hoffen durfte, keine Spur. Stattdessen Anekdoten ohne Ende. So im Stil: Ich habe kein Handy, kein dies und kein das. Postkarten schreibe ich noch mit der Hand, usw. usf.
    Die Problematik der Subjektveränderung, wie ein solcher Titel andeutet, wurde nicht mal angesprochen. Auch der Baum war eine völlige Fehlbesetzung. Es geht nicht um einklagbare individuelle Rechte, der Zug ist abgefahren. Es geht um eine neue gesellschaftliche Matrix.

Ein Trackback

  • Von Es wird Zeit, das Thema zu entheucheln am 20. September 2013 um 20:31 Uhr veröffentlicht

    […] dann bleibt unsere Empörung fruchtlos. Es überschreitet der Grenzen, dessen „Selbst“, dessen „Ich“ immer wieder an die unsichtbaren Grenzen eines Missbraucht-Seins stößt. Empören wir uns dagegen, […]

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