Wie dichtet man schweigend?
„der nur redet (de rebus quae geruntur), / und der kaum etwas ausrichtet“. Enzensberger spielt gerne und gut mit Worten, die den Anschein erwecken, als wäre ihm selbst, deren volle Bedeutung nicht klar. Im Leser die Vorstellung eines gewissermaßen naiven Spiels – nicht gespielte Naivität – im Umgang mit Sprache evozieren, das macht die Kunst. Und doch als ich das vernahm, fiel mir ein, was ich dieser Tage gelesen habe: „…sodass Photonen mit einer sehr hohen Energie ein wenig langsamer vorankommen als solche mit geringerer Energie.“ (faz.net, vgl. auch: Schaum der Aphrodite).
Ich weiß, die Quantenmechanik zu zitieren, ist modern, wo Vergleiche mit ihr doch fast immer hinken. Bedenkt man aber, dass Energie auch ein ähnlich „flüchtiges Element“ ist – im Verhältnis zu den Dingen -, wie Worte, so bietet sich eine Analogie an.
Viel reden, gleich wie gut, richtet im Verhältnis dazu kaum etwas aus. Alle Völker wissen das. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold!“, meint der Volksmund, oder gar mit Hölderlin, dass „der wahre Dichter schweige“. Die Frage ist nur: wie dichtet man schweigend?
faz.net/Enzensberger zum Achtzigsten: Überschaum und Maß,12.11.09
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[…] zu begreifen suchte, nämlich als er sagte: „der wahre Dichter schweigt“ – dieses war Hölderlin. Nun erzählt uns Hölderlin keine Wahrheiten, sondern er offenbart uns – göttliches -, aus des […]
[…] Frankfurter Schule“ im Institut für Sozialforschung, Senckenberganlage 26, Frankfurt/Main. Dann Enzensbergers „Digitales Ich“ (bekannt auch mit seinem „Das digitale Evangelium“) bei Beckmann. Beide […]