Ein unerträglicher Widerspruch
„Lebenslanges Lernen“ – über die Institution Schule hinaus, ja diese gar infrage stellend -, liegt wohl auch und gerade im Interesse des Kapitals, doch zugleich lässt es „Herrschaftswissen“, vermittelt durch Schule und Klassenzugehörigkeit, erodieren. Und lässt die „Herrschaft“ nicht nur verstärkt abhängig werden von der Geistesarbeit, sondern auch und besonders von der nicht warenförmigen, jener von Marx „Arbeit sans Phrase“ (=Lebensbedürfnis) genannten. Und in dem Maße wie das Kapital die Wissenschaft in die Form der Lohnarbeit presst („Der letzte Lohnarbeiter wird ein Geistesarbeiter sein“), also die Geistesarbeit restlos verproletarisiert, steigt auch die Lohnarbeit zur Geistesarbeit auf, und verwandelt die Geistesarbeit zu einem „Lebensbedürfnis“ der Massen selbst. Diese „Bildungselemente“ (Marx) werden nicht nur den Antagonismus zwischen Lohnarbeit und Kapital verschärfen, sondern auch den zwischen der Lohnarbeit und jener Arbeit „sans Phrase“. Darin sehe ich den Fortschritt.
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