Wikipedias Marktwert, die „Arbeit sans Phrase“ und der Mythos des Kapitals, und: Die ungehinderte Volksverhetzung in den Leserkommentaren der FAZ

Der 2. Beitrag, die Erwiderung an Herrn Otto, wurde von der FAZ bisher nicht freigeschaltet. Er wurde sogar aus „meine Beiträge“ entfernt. Dafür darf dessen instinktlose Hetze gegen Linke stehenbleiben. Hab mich bei der FAZ-Redaktion allerdings beschwert. Den Vorwurf der „linken Lohnschreiberei“ betrachte ich als unbegründet und volksverhetzend. Habe den Vorgang somit als „Verstoß“ gemeldet. Auf die Reaktion der FAZ darf man gespannt sein.
Vorläufiger Nachtrag: Auch der Beitrag „Volksverhetzung statt wissenschaftlicher Debatte“ wurde von der Redaktion nicht nur nicht freigeschaltet, sondern wiederum aus „meine Beiträge“ entfernt. Meine sich u.a. darauf beziehende „Verstoßmeldung“ gegen Herrn Spencer wird dann wohl auch ins Leere laufen.

Wikipedias Marktwert, die „Arbeit sans Phrase“ und der Mythos des Kapitals
Für Wikipedia und dessen Projekt wäre eine Schnüffelsoftware geradezu paradox. Es geht hier um mehr als um die Demokratisierung des Wissens. Denn diese ist nur eine der vielen Voraussetzungen für die Demokratie schlechthin. Für deren Schutz und Weiterentwicklung. Doch die Grenzen der Demokratie werden dort sichtbar, wo die Stimme des Privateigentums zu hören ist. So mag als Ironie daherkommen, was nach Marxens „Kritik der Politischen-Ökonomie“ eine logische Konsequenz wäre: Der Gesamtwert der gekauften Autoren, also die Gesamtsumme für deren Einkauf, dürfte der Logik dieser Kritik nach dem Marktwert eines Unternehmens nahekommen, welches von unbezahlter Mitarbeit zu leben glaubt. Jener Arbeit, die das Kapital wie selbstverständlich – neben der abstrakten Arbeit – ansonsten nur „mit“ ausbeutet. Jener „Arbeit sans Phrase“, die den Mythos des Kapitals von der „natürlichsten aller Gesellschaften“ erst ermöglichte, wie Karl Marx in den „Grundrissen“ (MEW, Bd. 42) sehr anschaulich beschrieb.

Wer bezahlt Sie, für diesen Blödsinn?
„Bezahlte Schreiberlinge der Antifa“? Fühlen Sie sich betroffen, oder tun Sie nur so? Will heißen: Wer bezahlt Sie, für diesen Blödsinn, werter Herr Otto?

Nicht des Eigentums schlechthin, Herr Wehlan
Es geht um die Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln, nicht um die oft den Marxisten unterstellte Abschaffung des Eigentums an den Dingen schlechthin. Für Letzteres sorgt schon das Kapital selbst. Auf der Suche nach der „Verwertung des Wertes“ kennt dieses Privateigentum an Produktionsmitteln keine Grenzen. So beobachten wir gerade wie die Bewohner zum Beispiel des Amazonas – indigene Völker genannt – um ihr kollektives Eigentum am Urwald gebracht werden. Dagegen erwerben dann transnationale Konzerne Optionen auf die private Ausbeutung dieses Urwaldes, zum Beispiel durch Patente auf die Wirkung gewisser natürlicher Wirkstoffe, wie sie in den Urwaldpflanzen schlummern, und wie sie, wie gesagt, kollektives Eigentum der Menschen dort schon seit Jahrtausenden sind. Und um genau dem entgegen zu wirken, also der weiteren Enteignung des Menschen durch Konzerne, soll das Privateigentum an Produktionsmitteln in der Tat abgeschafft werden. Anders wird man der Macht dieser Konzerne nicht Herr.

Treibhausgase sind sehr wohl als Ursache der Erderwärmung ausgemacht
Ich zitiere aus sterne-und-weltraum.de, einem Service von Spektrum der Wissenschaft, Herr Wehlan. Und zwar aus Lars Fischers „Erdbahnparameter und Permafrost verursachten Serie von globalen Hitzeschocks“, vom 05.04.2012:

Unter diesen Bedingungen habe der Permafrost in Arktis und Antarktis binnen Kurzem enorme Mengen Treibhausgase freigesetzt. In der darauf folgenden Warmzeit hätten neue Torfmoore und stärkere Gesteinsverwitterung wieder Kohlendioxid aus der Atmosphäre gezogen, so dass es wieder kühler wurde.“ Diesen beiden Sätzen nach, aber auch dem ganzen Beitrag entsprechend, ist als Ursache der damaligen Erwärmung sehr wohl das Kohlendioxyd ausgemacht. Ihrer Kritik an Wikipedia kann ich somit nicht ganz folgen.

Ihre ideologische Absicht
Ergänzend noch und bezugnehmend auf einen Beitrag von Ihnen weiter unten, Herr Wehlan, wo Sie sich über die „Ideologen“ beschweren, die die Wahrheit nicht erkennen, möchte ich Ihren Beitrag beurteilen. Die Tatsache, dass es eine Verkettung von Ursachen und Wirkungen gibt, also eine Ursache-Wirkungs-Kette, bedeutet eben nicht, dass man nicht einzelne Wirkungen auf bestimmte Ursachen zurückführen könnte. Und ganz sicher nicht war die Erderwärmung die Ursache für die Erderwärmung. Und die nicht zu bestreitende Tatsache, dass das im Eozän freigesetzte Kohlendioxyd nicht durch Menschen geschah, sondern durch geologische, resp. astrophysikalische Bedingungen herbei geführt worden sein wird, die ihrerseits den Permafrostboden freilegten, bedeutet eben nicht, dass das heute nicht möglich wär. Und genau das zu bestreiten, also eine heutige menschengemachte Klimaerwärmung, scheint mir ihre ideologische Absicht.

Volksverhetzung statt wissenschaftlicher Debatte
Die pauschale Diffamierung von sog. „Hartz-IV-Beziehern“, wie von sog. „Linksideologen“ (oder von sog. „bezahlten linken Schreiberlingen“, wie weiter unten von Herrn Otto), was wiederum als identisch gesetzt wird, erfüllt für mich den Tatbestand der Volksverhetzung. Auf jeden Fall halte ich solches nicht im Einklang mit der Etikette der FAZ selber. Begründet ist es jedenfalls in keinem einzigen Fall. Und dass das ausgerechnet im Rahmen einer sog. wissenschaftlichen Debatte (einer Debatte um die Wissenschaftlichkeit bei Wikipedia) stattfindet, gibt mir sehr zu denken. Ich werde das der FAZ-Redaktion als Verstoß melden, zumal ich von der Redaktion kein Einschreiten beobachte. Im Gegenteil: Kritiken daran werden unterdrückt.

faz.net/aktuell/feuilleton/medien/bezahlte-beitraege-wikipedia-wirft-autoren-raus

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  • Von Verarmung nicht nur der „Autochthonen“ am 27. Oktober 2013 um 16:12 Uhr veröffentlicht

    […] wurde mit Einführung von Hartz-IV noch einmal vertieft. Und damit auch der damit verbundene Chauvinismus, wie ich gerade wieder […]

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