Das Brett vorm Kopf im bürgerlichen Wissenschaftsbetrieb

Das Brett vorm Kopf im bürgerlichen Wissenschaftsbetrieb
(In den Leserkommentarspalten der Die Zeit habe ich folgenden Beitrag in 2 Teile unterteilt, vgl. http://www.zeit.de, und: http://www.zeit.de)

Ich verstehe das als einen Hilferuf aus dem Krisenlabor der bürgerlichen Wissenschaft und lese 8 Kommentare, nein 7, der erste darf davon ausgenommen werden, die vermutlich für den Grund dieser Hilferufe stehen: Ignoranz und Dünkel. Wo beklagt wird, dass Wissenschaft letztlich eine Ware ist, wie alles andere, und daher Laborergebnisse genau so leicht frisierbar scheinen, wie der Liborzins (ich hoffe nicht, dass ich das beweisen muss, und nein: ich bin nicht bei occupy!), wird das Thema ignoriert und banalisiert, bzw. dem Dünkel geopfert. Soll wirklich nur beklagenswert (oder begrüßenswert?) sein, dass „Standards gesenkt“ werden, bzw. es eh nur „2, 3 oder 4 gute Studenten“ gibt, bzw. Wissenschaftlern („parteilichen Gutachtern“) die Wertschätzung verweigert wird (zu verweigern ist)? Nicht die Parteilichkeit scheint mir das Problem, sondern der Mangel an einer solchen. Der Mangel an Parteilichkeit für die Wahrheit.

Leider haben die Plagiatsaffären nur an der Oberfläche gekratzt. Die Profitinteressen, sprich: die Klasseninteressen der herrschenden Klasse befinden sich in einem immer unerträglicher werdenden Widerspruch zu den immer wichtiger werdenden wissenschaftlichen Anforderungen. Und das wird umso deutlicher, als einzelne („geniale“) Köpfe (gleich ob „2, 3 oder 4“) das nicht mehr zu retten vermögen. In einem Zeitalter, in dem der „Menschencomputer“ auf der Tagesordnung steht, entscheidet nicht mehr die Verwaltung des Wissens (die Verfügungsgewalt über dasselbige), sondern die diesbezügliche Kombinationsfähigkeit, also die freigesetzte Kreativität, über Sein oder Nichtsein einer Gesellschaft. Und hier spätestens steht sich das Privateigentum an Produktionsmitteln so sehr im Wege, wie das Brett vorm Kopf im/dem bürgerlichen Wissenschaftsbetrieb.

Gehetzt vom tendenziellen Fall der Profitrate
Ich teile Ihre Analyse, doch nicht Ihre Schlussfolgerung, Metropolis99. Weil dem so ist, wie Sie beschreiben, sind die Probleme nicht lösbar. Sie ergeben sich aus einem unlösbaren (antagonistischen) Widerspruch, allerdings nicht ob der immer wieder behaupteten „Gier“ der Herrschenden, sondern dank gewisser nicht hintergehbarer quasi ökonomischer Gesetze. Das „Grundgesetz“ ist das des tendenziellen Falls der Profitrate. Ich verweise auf folgendes Zitat von: Marx. Auch wenn es dies abstreiten würde, aber das Kapital folgt dem von Marx in den „Grundrissen“ beschriebenen Weg. Jede Arbeit wird in Lohnarbeit verwandelt, so wie jedes Ding in eine Ware. Ob der ständigen Revolutionierung der Produktivkräfte, wird der letzte Lohnarbeiter der Geistesarbeiter sein, wie ich an anderer Stelle mal feststellte. Bevor dann diese Produktivkräfte die gegebene Wirtschaftsweise obsolet werden lassen. Ahnend, dass also erhöhte Investitionen im Bildungssektor, obwohl technisch erforderlich, das vorgezeichnete Ende beschleunigen, und gehetzt vom „tendenziellen Fall der Profitrate“, sucht das herrschende transnationale Kapital nach Wegen, die geistige Arbeit wohlfeiler auszubeuten. Also ohne diese dabei aufzuwerten. Zumal dies das politische Bewusstsein begünstigen würde, das dieser Entwicklung voraus zu gehen hat.

zeit.de/2015/24/unisystem-protest-wissenschaftler

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