In Griechenland, in Spanien, in der Türkei… wird heute entschieden, ob wir morgen Krieg haben
Folgenden Beitrag habe ich zunächst, unter Bezugnahme auf den am Ende verlinkten Artikel in der Süddeutschen, in meiner Facebookseite gepostet. Doch wegen dessen grundsätzlichen Bedeutung, und auch des Beitrages wegen, den ich damit noch mal aus der Versenkung hole (dieser Beitrag ist es auch, auf den ich da in meiner Facebookseite verweise), blogge ich ihn.
Da Habermas (den Beitrag selbst kann man bedauerlicherweise in der Süddeutschen nicht kommentieren, siehe auch die Debatte), wie übrigens die gesamte linksliberale geistige Elite die herrschende Politik des Finanzkapitals nicht zu verstehen scheint, obwohl dessen „Philosoph“ gewissermaßen, zu meinem verlinkten Beitrag, folgende Nachbemerkung/Voranstellung:
Die Griechenlandkrise verweist auf ein Phänomen, das Philosophen ganz grundsätzlich nicht zu begreifen scheinen, nämlich das Phänomen der Wiederholung der Geschichte. Schon Marx hat sich damit auseinandergesetzt und darauf verwiesen, dass Geschichte, wenn sie sich wiederholt, dann als „Komödie“. Eine Aussage, anhand der „Klassenkämpfe in Frankreich“ („Der 18. Brumaire…“) so treffend wie amüsant. Doch genügt das nicht, um zu begreifen, warum unter den herrschenden Verhältnissen solches passiert. Am Beispiel der Griechenlandkrise, überhaupt der Europakrise, kann man das sehr gut verdeutlichen.
Ausgangspunkt soll die These Lenins sein, dass das Vereinte kapitalistische Europa entweder ein reaktionäres oder unmögliches Projekt ist. Ich würde Lenin heute dahingehend „verbessern“, indem ich feststelle, es ist beides: reaktionär und unmöglich. Denn auch als reaktionäres Projekt, erweist es sich als unmöglich. Diese Krise zeigt, wie die herrschende Klasse wohl ihre Klasseninteressen durchzusetzen vermag, dennoch dabei scheitert. Denn um nicht zu scheitern, müsste sie das Wirken aller Klassenkräfte unter Kontrolle haben. Und das ist ihr aufgrund ihrer klassenspezifischen Interessenlage, ihrer notwendig falschen Politik, unmöglich. Im Ergebnis erscheinen ihre neuen Fehler nicht nur als Wiederholung alter, sondern geradezu als Wiederholung der Geschichte. Natürlich, und da ist Marx unbedingt zuzustimmen – dann als „Komödie“.
Komödie auch deshalb, da die Akteure, die Verkleidung, in der sie da auftreten, so vorführen, als hätten sie diese just in diesem Moment erst kreiert. Auch Habermas bemerkt nicht wie abgedroschen die ständigen Verweise auf Keynes sind. Auch mit Keynes ist die Wiederholung der Geschichte doch auch mit vorprogrammiert. Auf den 1. Weltkrieg folgte der 2!
Ein weiterer Aspekt, den ich jetzt hervorheben möchte, ist der des Bündnisses zwischen Sozialismus und revolutionärer Demokratie, auf das Marx immer wieder verwiesen hat, und damit auf den traurigen Umstand, dass genau dieses Bündnis durch die so hinterhältige wie doppelzüngige Politik der herrschenden Bourgeoisie hintertrieben wird. Durch den festgesetzten Milchpreis zum Beispiel wurde und wird die Bauernschaft gezwungen, das darbende Industrieproletariat mit zu ernähren. Auf ihre Kosten und zu ihren Lasten. Dass es Hitler gelingen konnte, die Bauernschaft auf seine Seite zu ziehen, und dass es dem Sozialismus misslang, erwies sich dann in der Gestalt des 2. Weltkrieges als Desaster für die gesamte Weltbevölkerung. Und auch das scheint sich zu wiederholen. Wenn die Kräfte der revolutionären Demokratie von den Kräften des Sozialismus getrennt werden, stärkt das die Reaktion, will heißen: führt das zu einem neuen Weltkrieg. An den Rändern des aktuellen Europas beobachten wir gerade, wie der Kampf genau darum geführt wird: In Griechenland, in Spanien, in der Türkei … wird heute entschieden, ob wir morgen Krieg haben.
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