Befremdliche Zensur:
Es hat eine Weile gedauert, bis die FAZ diesen Beitrag freigeschaltet hat. Und ich hab schon damit gerechnet, dass er der Zensur wieder mal zum Opfer gefallen ist. Doch genau auf diese wollte die Redaktion dann doch nicht verzichtet haben. Den im Text schwarz hervorgehobenen Teil hat sie einfach herausgeschnitten, und mit dem Vermerk versehen: „Ich solle doch sachlich bleiben“. Nicht nur, dass ich hier nicht begreife, worin ich nicht sachlich gewesen sei („nach dem Maul“ reden, scheint dort auf dem Index zu stehen; doch dem Zensor ist wohl nicht klar, dass das erstens ein geläufiges Sprichwort ist, und zweitens die volkstümliche Beschreibung des „Populismus“; meine diesbezügliche Botschaft an den Zensor, hat dieser noch nicht freigegeben), auch der übrige Beitrag ist damit so verstümmelt, dass er kaum noch zu begreifen ist. Hätten sie ihn doch lieber ganz gestrichen.
Mehr Licht um die „komplexen Themen“, Herr Professor!
Gerade dieser zur Schau getragene Duktus eines Professors ist es, der die Wähler einer AfD in ihrer Haltung bestärkt. Ihr Misstrauen gegen genau jenes „Spezialistentum“, das sie zum Thema hat, aber nicht wirklich ihre Themen. Sätze wie: „Gerade in unübersichtlichen Zeiten mit sehr komplexen Themen kommt es darauf an, dass das Spitzenpersonal Komplexität reduzieren und Führungsstärke ausstrahlen kann“, entlarven den manipulativen Kern hinter der intellektuellen Semantik. So dumm sind die Leute halt nicht, dass sie nicht merken, wie man ihnen hier nach dem Maul (besser gesagt: nach der ihnen unterstellten Aufnahmefähigkeit ihres Verstandes) zu reden sucht, sie aber definitiv nicht ernst nimmt. Also genau jenen Populismus in Szene setzt, den man ansonsten zu kritisieren vorgibt. Ich schlage vor, mehr Licht um die „komplexen Themen“, als sie vor den Leuten zu verbergen und damit erst zu mystifizieren, wie z.B. im Umgang mit der Freihandelsthematik!
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