Sie könnten sich ja an der eigenen Not bereichern

Sie könnten sich ja an der eigenen Not bereichern
Oh weh, oh weh. Für nicht wenige hier stehende Worte werden wir uns irgendwann schämen. Die einen selbst, die anderen fremd. Vorneweg gestehe auch ich, dass ich nicht amüsiert bin, ob der Gewissheit, besser gesagt: Ungewissheit im Zusammenhang mit den 1000 Flüchtlingen, die jetzt auch in Oberursel nicht wenigen Kindern und Sportvereinen die bisher gehabten Möglichkeiten nehmen. Doch zu solch einem düsterem Weltbild kann nur der kommen, dessen Sicht der Dinge bisher schon eher nicht sehr klar gewesen ist. Nur Leuten, denen es nicht bekannt war und weiterhin nicht sein wird, in welch unangenehmen Lagen die große Masse der Bevölkerung schon lebte, bevor all diese Flüchtlinge hier ihnen nun das wegnehmen, was sie nie hatten.

Für die Leute, die bisher schon in engen städtischen Behausungen lebten, meist mit Schimmel zusammen, ändert sich faktisch nichts, außer, dass ihnen der Schimmel wohl niemand nehmen wird. Die Sport- und Bolzplätze, rund um solche Siedlungen, werden ihnen wohl bleiben. Wer spielt schon mit den Schmuddelkindern! Für nicht wenige waren und sind sie dennoch der einzige Rückzugsraum, der ihnen manchmal sogar das eigene Schlafzimmer ersetzt. Mehr als eine noch so schicke Turnhalle je zu leisten vermag. Ob sie den Verlust der Turnhallen also verschmerzen? Das weiß ich nicht. Doch klagen werden sie nicht. Sie finden einen Weg – diese Kinder. Sie sind es gewohnt, Wege zu finden, so wie die wenigen erträglichen Nichtwohlstandsplätze zwischen den Ritzen der Wohlstandsgesellschaft. Es sind die, die am meisten betroffen sein werden, dennoch am wenigsten jammern. Obwohl sie Grund dazu haben.

Wer denkt schon an die Massen, die Monat für Monat an der „Tafel“ anstehen, und für ihr Kleingeld jetzt kaum noch brauchbare Lebensmittel erhalten. Sie wissen es längst; sie müssen sich diese teilen mit einer zunehmenden Zahl von Flüchtlingen. Das ist ungeheuerlich. So ungeheuerlich, wie die Tatsache, dass diese Menschen überhaupt auf die Abfälle unserer Gesellschaft angewiesen sind. Schon bisher waren die meisten Lebensmittel mehr als grenzwertig, wenn nicht gar gefährlich. Doch sollen die sich jetzt nur noch von Joghurt, Pudding und verfaultem Salat ernähren? Eine Regelsatzerhöhung, sozusagen als umgeleiteter Soli-Zuschlag, an endlich mal die Bedürftigen, wird ihnen jedenfalls nicht in Aussicht gestellt. Für diese Leute ist das Boot nicht voll, aber es bleibt die Holzklasse.

Wenn die Mächtigen (wie die Wutbürger hier und dort) nur ein Mitleid hätten, mit diesen Menschen, ja gestern schon gehabt hätten, könnte man diesen selbstmitleidigen Bedenkenträgern von links und rechts ja gar noch was abgewinnen. Doch wenn wir keine Turnhallen mit Feldbetten belagern, bekommen dann die Kinder unserer Armen endlich mal eine brauchbare Matratze? Keine, bei der sie schon mit 15 Rückenschmerzen haben? Und wird den Eltern der Anteil im Regelsatz bei der Schulspeisung ihrer Kinder endlich nicht mehr in Abzug gebracht? Denn diesen wie jenen missgönnt man vor allem die Möglichkeit sich an der eigenen Not zu bereichern!

Der Proletarier hat nichts zu verlieren als seine Ketten
@Bertold IV: Danke für die Begrüßung. Mit dem was ich hier sage, mach ich mir noch weniger Freunde als eh schon. Doch das ideologische Klima wird brandgefährlich. Ohne eine revolutionäre Antwort, wird die Linke völlig aufgerieben. Entweder als Teil einer hysterischen und solchermaßen konservativen Bedenkenträgerbewegung, oder als Fraß für die Massen. Die Herrschenden machen sich die Schwäche der Linke geschickt zunutze. Und die Hauptschwäche dieser Linken ist, dass sie den Optimismus einer revolutionären Klasse missen lässt. Sie scheint nie gelesen zu haben, oder vergessen, was Marx hierzu gesagt hat. Jetzt mal aus dem Gedächtnis (nachzulesen im Manifest der Kommunistischen Partei): Das Proletariat ist die einzige Klasse, die vom Lauf der Geschichte profitiert. Alle anderen Klassen werden in die lohnarbeitende Klasse eingehen. Die Panik der Kleinbürger liegt genau darin begründet. Sie hadern mit ihrem Schicksal. Ob die Bildungselemente, die dem Proletariat, was im Übrigen eine internationale Klasse ist, ständig zufließen, mit dem Gang der modernen Industrie, autochthone Deutsche sind, oder „Araber“, bleibt sich gleich. So oder so zeigt sich darin der Lauf der Geschichte. Im Gegenteil: je internationaler, desto besser. Diesbezüglich ist „Multi-Kulti“ noch lange nicht erledigt! Die Herrschenden versuchen natürlich diesen Lauf in ihre Richtung zu bewegen. Und genau zu diesem Zweck schleifen sie die Linke, missbrauchen sie, oder verheizen sie. Die „Völkerwanderungen“, die sie selbst verursachen, suchen sie in 5. Kolonnen zu verwandeln, während sie daraus ein von ihr völlig abhängiges bewusstloses Proletariat zu schmieden suchen. Wenn der („autochthone“) Lohnarbeiter sich gegen die Flüchtlinge stellt, weil er glaubt, er hätte was zu verlieren, dann verliert er. Alles, vor allem aber seine revolutionäre Perspektive. Entweder es gelingt, diese Völkerbewegungen in eine internationale revolutionäre Klassenbewegung zu integrieren, oder sie werden zum Hammer einer kapitalistischen Barbarei.

Auf die, die da noch voll des Glaubens sind
Ihre Frage sehe ich als berechtigt an. Wessen Stachel löckt da den autochthonen Katholiken/religiösen Fundamentalisten? Ich habe das mal an anderer Stelle und etwas umfassender als „gegenseitige Legitimierung“ bezeichnet. Und am Beispiel der Scharia-Anwendung seitens deutscher Richter, als „neidvolles hinüberschauen“ auf die, die da noch „voll des Glaubens sind“.

blogs.faz.net/stuetzen/2015/10/08/clanstrukturen-schaffen-das-da-sind-sie-ganz-fest-davon-ueberzeugt

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