Im Schulterschluss mit den reaktionärsten Elementen des „männlich-weiß-westlichen Subjekts“
„Nicht nur für den Feminismus und die Frage nach der Geschlechtergerechtigkeit, sondern auch für anderes gesellschaftliches und politisches Unrecht auf der Welt.“
Ja, aber das ist es doch genau. Wo kämpft denn eine Frau Schwarzer gegen „gesellschaftliches und politisches Unrecht auf dieser Welt“? Während sie Beate Klarsfeld mit pseudofeministischen Argumenten recht vordergründig zu desavouieren sucht, wo doch Frau Klarsfeld als Antifaschistin und nicht als Feministin bekannt ist, sucht sie den Schulterschluss mit den reaktionärsten Vertretern des deutschen Kapitals, welche sich selbst „Jakobiner“ nennen, im Kampf gegen ihre Kopftuch tragenden Geschlechtsgenossinnen. Und während sie vorgibt dabei für die Würde dieser Frauen zu streiten, jener die da freiwillig oder nicht das Kopftuch tragen, steigt ihr nicht der feministische Kamm, ob des öffentlich geäußerten Bekenntnis‘ einer so „Schönen“ wie Skrupellosen aus den Reihen der FDP zu ihrem „schönen Körper“, den sie auch „einsetze, wenn es ihr nütze“. Sie saß direkt neben ihr, und schien sichtlich angetan. Und diese Frau will gegen die Prostitution ankämpfen?!
Was sich hier zeigt, ist leider nicht ein Diskurs innerhalb des feministischen Lagers, so wichtig ein solcher tatsächlich wäre, denn das Subjekt prekarisiert nicht nur, nein, es tarnt sich in der Farbe Lila, sondern die Verkommenheit des bürgerlichen Feminismus, welcher sich im Übrigen, und sei dies auch nur als Anekdote, ob einer Frau Schwarzers Steuerhinterziehungsaffäre, als ein offenkundig großbürgerlicher blamiert. Und das großbürgerliche Lager repräsentiert in keiner Frage eine fortschrittliche Seite, auch und schon gar nicht in dem angeblichen „Kulturkampf“. Das konservative Bürgertum ist daher für Frau Schwarzer schon die richtige Referenz. Und während dieses Bürgertum so tut, als würde es „universelle Werte“ verteidigen, westliche Werte vorgeblich, profitiert es von der Zerschlagung eben derselbigen. Während es zusammen mit den Liberalen so frech wie aggressiv die „neue Weltordnung“ verkündet (in den USA sind die Konservativen und die Liberalen nicht von ungefähr als Neocons vereint!), lässt es seine vorgeblichen Feinde, die „Islamisten“ für sich die Drecksarbeit machen. Und auch der bürgerliche Feminismus einer Frau Schwarzer gehört nunmehr zu diesen „nützlichen Idioten“.
Frau Schwarzer ist Partei, nicht für die unterjochte Frau des kapitalistischen Patriarchats, nicht für das „Nichtsubjekt“ (Roswitha Scholz) gegen das „männlich-weiß-westliche Subjekt“ (Robert Kurz), sondern als Teil dieses Subjekts, welche auch Kreide fressen würde, um an der Macht zu bleiben. Im Übrigen ist dieser Feminismus Ausdruck der Entwicklung des Kapitalismus hin zu einem androgynen Subjekt, welches Bornemann schon vor Jahrzehnten, als einziger damals, so hervorragend beschrieben hat (Das Patriarchat). Der Feminismus ist also Teil des bürgerlichen Diskurses, gegen den revolutionären, den antikapitalistischen Diskurs.
Zizek könnte auch helfen
Bei Ihren Versuchen um Aufmerksamkeit zu buhlen, waren Sie auch schon origineller, Herr Haupts. Apropos „bürgerlicher Diskurs“, wie war das mit dem Brett vorm Kopf, philosophisch etwas freundlicher ausgedrückt – dem „blinden Fleck“? Lesen Sie das hier! Zizek könnte Ihnen auch weiterhelfen, wenn Sie ihn verstehen.
blogs.faz.net/10vor8/2014/11/13/feministinnen-streiten