Universelle Werte?

Universelle Werte?
Ja, an allem ist was dran, Frau Schwarzer. Doch an einem nicht, auch wenn es aus dem Mund einer revolutionären Kurdin stammt: Es handelt sich hier nämlich nicht um „universelle Werte“, sowenig übrigens, wie Assads „Orientierung“ eine „sozialistische“ ist. Und das ist das Problem! Von einem gewissen bürgerlichen Standpunkt aus, einem bildungsbürgerlichen, könnte man die höchst unterschiedlichen Werte zwischen Arbeit und Kapital als universelle missverstehen, sowie auch einen Faschismus eines Assad als Sozialismus interpretieren. Doch woher kommt es, dass die Führungsmacht des Kapitals diese verbrecherischen Banden von Afghanistan bis Afrika, Sie selber sprechen es an!, in Szene setzt? Gegen wen? In Kobane erhalten wir die Antwort: Kobane ist eine der drei Räterepubliken, die nicht nur den Türken ein Dorn im Auge sind. Des Sozialismus sicherlich mehr verdächtig, zu Recht, als ein Assad. Daher auch das Interesse der USA an Assad, an dessen Machterhalt.

Das kleinere Übel ist das ganz große
Es gab in der Türkei immer schon Bündnisse zwischen aggressiven Kemalisten und aggressiven Islamisten. Zum Beispiel zwischen den Vorläuferparteien der heutigen MHP und der AKP. Es ist dies eine Art Pantürkentum, welches sich selbstredend als sunnitisch versteht. Der Grund für ein derartiges Bündnis liegt in dem aggressiven Nationalismus des Kemalismus, den die Islamisten teilen, wenn auch osmanisch verklärt. „Glücklich der, der sich Türke nennen darf“, nicht wahr? Die Türkei seit Mustapha Kemal war daher nie wirklich säkular. Sie spielte mit diesem Begriff, so wie sie gewisse Verfassungen des Westens, meistens deren rückständigsten – nicht von ungefähr war das zunächst die Schweizer und solchermaßen frauenfeindlichste Verfassung -, einfach kopierten und einem weitgehend bestenfalls den Koran vorgelesen bekommen habenden Volk aufoktroyierten. Mag sein, dass die Türkei unter „Atatürk“ ein wenig den Duft der Freiheit geschnuppert hat; aber genau, dass sie nur daran geschnuppert hat, ist ja das ganz große Übel.

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