So bleibt das Fleisch so billig wie willig

So bleibt das Fleisch so billig wie willig
Reden wir jetzt mal nicht davon, wie ehrlich die Forderung der Männer in dieser Gesellschaft nach Regelung der Prostitution ist! Wir leben im Kapitalismus, in dem alles seinen Wert hat, seinen „Preis“. Und genau dort beginnt im Kapitalismus Frau sich zu prostituieren. Nach marxistischer Lesart ist die bürgerliche Ehe selbst nur die Kehrseite der Prostitution. Warum kommen so viele Prostituierte aus Rumänien, Bulgarien, Russland oder Ungarn? Durch die staatliche Verfolgung der Prostituierten dort, wird den Zuhältern in die Hände gespielt. Ist doch deren originäres Geschäft zunächst mal der „Schutz“ der Damen, auch und gerade vor den Zugriffen des Staates (deren Repräsentanten nicht selten mit diesen Zuhältern gemeinsame Sache machen). So geraten sie schließlich in die Fänge der Menschenhändler. Und das sind oft dieselben Banden, die in Deutschland den „Zuhälter“ auch für die männlichen Billigarbeiter, nämlich in der Fleischindustrie, spielen. So bleibt das Fleisch so billig wie willig.

Klare Worte
So einfach und klar hätte ich es vermutlich nicht formulieren können, Herr Schmidt. Das sage ich ohne Neid und voll der Bewunderung. Ich hoffe daher, dass möglichst viele junge Leute das lesen und sich dann Gedanken darüber machen, wie es soweit kommen konnte. Vor allem wie es kommen konnte, wie etwas, das einst als Bannerträger der sexuellen Revolution auftrat, wie der Feminismus, zum Wortführer einer neuen Prüderie werden konnte. Die ganze Gesellschaft scheint fest eingebettet im „Schmuddelsandwich zwischen Prüderie und Pornographie“, wie ich das einmal nannte.

Beide Geschlechter sind sexuell fremdbestimmt
Männlein wie Weiblein strebten in der 68-Bewegung nach sexueller Selbstbestimmung. Was nicht voraussetzt, dass beide das gleiche meinen. Der aktuelle Feminismus einer Alice Schwarzer hat sich darauf kapriziert, so eine Art Karrierenetzwerk zu sein. Und die Waffen sind so weiblich wie legal. So konnte es passieren, dass Frau Schwarzer einerseits den offen sich-selbst-prostituierenden Äußerungen einer Frau Koch-Mehrin Beifall zollt („Warum soll ich meinen schönen Körper nicht einsetzen, wenn es mir nützt?“, frei zitiert) und andererseits die Obermutti für die von Menschenhändlern nach Deutschland eingeschleuste („Schmutz“-)Konkurrenz zu spielen gedenkt. Der Witz ist doch, dass sich eine Prostituierte ob ihrer Fremdbestimmung garantiert keine Illusionen macht. Hingegen eine Frau Koch-Mehrin nicht bemerkt, wie sehr ihre Äußerung gerade eine solche belegt. Und da sie das nicht begreift, unterscheidet sie sich von dem Mann nicht, der nicht wahrhaben will, dass auch er sexuell unterdrückt ist.

Ein Missing Link
Die interessante Frage ist doch die nach dem „warum“? Eine gemeinsame Antwort von Mann und Frau darauf, bietet sich nicht gerade an. Dennoch habe ich eine solche angedeutet. Wo die Ehe die „Kehrseite der Prostitution“ ist, ist der Übergang so naheliegend wie einfach. Und es wird noch einfacher. Die Ehe ist zu einem sozialen Risiko ersten Ranges geworden. Zu einem Armutsrisiko. Oft für die Frauen, nach der Scheidung, aber auch für die Männer. Nicht selten war sie zuvor ein Martyrium, für Mann wie Frau. Also von wegen: sexuelle Zufriedenheit. Eine Katastrophe für die Kinder. Niemand will den Begriff des Geschlechterkrieges in den Mund nehmen, trotz der steigenden Zahlen an geschiedenen Ehen. Mann wie Frau scheinen zusammen nicht beziehungsfähig, bis auf eine sexuelle Beziehung, von geringer Dauer. Nicht geeignet zur Monogamie. Und damit auch nicht zur sog. „Geschlechtsliebe“. Der Besuch einer Prostituierten ist daher nichts anderes als eine Zwischenlösung. Die jetzt schon sehr lange anhält. Ein Missing Link gar.

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Ein Trackback

  • Von Böse Ironie und berechtigter Protest am 31. Dezember 2013 um 16:24 Uhr veröffentlicht

    […] trägt die bulgarische Regierung mit die Verantwortung. Das kriminelle Netzwerk reicht von der deutschen Fleischindustrie, über die Menschenhändler- wie Zuhälterringe wie z.B. der „Hells Angels“, bis in die lokalen […]

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