Gewächshausintellektualismus

Auch diesen Beitrag will die Redaktion offenbar nicht freischalten. Alle Beiträge bis 10:44 Uhr wurden gesendet. Meiner, gepostet um 10:45, Uhr nicht. Mal sehen, wielange das Spielchen geht.
Nachtrag: Nachdem „Gewächshausintellektualismus“ zwischenzeitlich freigeschaltet wurde, allerdings mit erheblicher Verzögerung, will die FAZ „Staatskrise in progress“ nicht freischalten. Irgendwie will es mir scheinen, als ob die „freie“ Presse eine Solidarisierung innerhalb der Leserschaft fürchtet. Versuche es ein 2. Mal.
Erneuter Nachtrag: Jetzt wurde er doch freigeschaltet. Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Allerdings das erste Posting. Das zweite wurde gelöscht.

Gewächshausintellektualismus
Wieder einmal sind die Leser den Redakteuren gleich welchen Mediums weit voraus. Kaum ein Leser, der nicht die Zusammenarbeit zwischen dem BND und den US-Geheimdiensten thematisiert hätte. Lange, bevor das jetzt hier in der FAZ als Neuigkeit präsentiert wird. Ich selber schrieb z.B. am 25.10.13 als Leserkommentar in der FAZ, nach einer Reihe von ähnlichen Beiträgen: „Die deutschen Dienste sind Teil dieses unglaublichen Komplotts gegen das eigene Volk“ Hier zeigt das das Wesen der Krise der Medien: Sie haben den Lesern einfach nichts mehr zu erzählen. Weder sind sie an den Informationen voraus, noch bilden sie in irgendeiner Form eine öffentliche Meinung ab. Ihre Meinung. Das ist alles. Man könnte glauben, wir hätten die letzten 50 Jahre auf verschiedenen Planeten gelebt. Und das scheint auch der Fall. Die Mauer hat offenbar nicht nur den Osten vom Westen abgeschirmt. Eine Art Gewächshausintellektualismus innerhalb der herrschenden Ideologen muss sich auch im Westen entwickelt haben.

„Staatskrise“ in progress
Diese Staatskrise haben wir doch längst, werter Herr Raack. Quasi „in progress“. Sie findet vermutlich nie ihren Abschluss, wie manches Kunstwerk. Und ja: die Regie scheint sich solche Kunstwerke zum Vorbild zu nehmen. Ständig neue Skandale, die das Thema vor sich herschieben. Ein Thema, welches sehr anschaulich auf der Website von Abgeordnetenwatch.de abgebildet ist: Wie die Herrschenden das Volk verarschen. Die Inszenierung in den Medien ist dabei sehr wichtig. Trägt diese doch dazu bei, dass das Volk sich nicht in der Rolle des Opfers begreift. Obwohl nicht mal mehr Statist, darf es sich als Star imaginieren. Wenigstens in der Rolle des Kritikers. Doch selbst dem Starkritiker darunter ergeht es hierbei nicht besser als dem guten Marcel Reich-Ranicki. Aufregen ist erlaubt, ja erwünscht. Dabei wird das Volk um seine wahre Rolle gebracht. Es macht die Geschichte nicht mehr. Es erleidet sie nur noch. Und es kommentiert dabei noch – in distanzierter Haltung – seine eigene Abwicklung.

faz.net/aktuell/politik/zusammenarbeit-der-geheimdienste-bnd-soll-internetspionage-mitentwickelt-haben

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2 Kommentare

  1. tricky1
    Am 2. November 2013 um 16:59 Uhr veröffentlicht | Permalink

    Gewächshausintellektualismus ist ja eine tolle Wortschöpfung. Die müssen bestimmt vor der Freischaltung rausfinden was es bedeutet :p

    Mein halbes Dutzend durchaus kritischer Stellungnahmen ihrer Berichterstattung wurden zu meiner grössten Verwunderung freigeschaltet.

  2. Am 3. November 2013 um 00:36 Uhr veröffentlicht | Permalink

    Ja, nach der mir sehr vertrauten Methode. Der Kommentar wird im Nachhinein eingefügt, so als wäre er nie zurückgehalten worden. In der klaren Absicht, die Karawane über diesen hinweg ziehen zu lassen. Dennoch fanden 28 weitere Leser offenbar meine „Wortschöpfung“ ebenso spannend wie Sie. Dieser Begriff ist mir in den Sinn gekommen, als ich den möglichen Zusammenhang zwischen den nicht enden wollenden Plagiatsaffären in den Reihen unserer intellektuellen Politikern und diesen notorischen Lügnern gibt. Ja, die meisten unter diesen haben wirklich 50 Jahre Zeit gehabt, sich im Betrügen und Lügen zu üben. Abgeschirmt quasi jenseits des Gewächshauses ihrer gestrigen und solchermaßen vorgeblichen Gegner. Und dabei kommt mir in den Sinn, wie ich mir als kleiner Junge regelmäßig vor dem Käfig der Bonobos im Frankfurter Zoo die Frage insgeheim stellte: Wer ist da eigentlich der beglotzte Affe? Der da drin, oder ich da draußen?
    Ihren 2. Satz verstehe ich nicht ganz. Meinten Sie „ein halbes Dutzend“? Nun ja, wie sollten sie mit meinen Beitragen auch anders umgehen. Die sind schließlich alle kritisch. Die meisten davon müssen sie wohl freischalten.

    Im Übrigen den Leserkommentar, auf den es mir wirklich ankam, den haben sie regelrecht chirurgisch entfernt. Nach dem 2. Posting. Die FAZ-Redaktion gibt sich große Mühe, da wo ich vermutlich den Nagel direkt auf den Kopf treffe, den Nagel schnell wegzuschlagen. Nämlich diesen hier: Man will ihn tot oder als Held.

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