Die Sucht nach der Vergangenheit

Die Sucht nach der Vergangenheit
„Das Ich existiert nicht, nur das Dasein im Kollektiv zählt.“ Das gilt nicht nur für Afghanistan. Ähnliches habe ich erlebt in Iran und früher auch schon in der Türkei. Bzgl. Iran ist es diese Mischung aus dem traditionellen Nihilismus und modernen Nationalismus, welches das Volk zu Sklaven seiner selbst macht. Das Mullahregime ist diesbezüglich Rechtfertigung und Verstärkung zugleich. Das Gefühl von der Welt missachtet/verachtet zu werden (ob dieses Regimes, aber eigentlich schon seit Alexander dem Großen) lässt gerade den modernen – gebildeten – Iraner im Exil verzweifeln. Zugleich fühlen sie sich „beschützt“ in ihrer „kulturellen Identität“, welche sie aber von den Mullahs kaum unterscheiden lässt. So sind sie die idealen Gefangenen des Regimes, denn so halten sie das Regime gefangen. Eine Zukunft kann ein solches Volk nicht haben, es sei denn, es trennt sich radikal von seiner Sucht nach Vergangenheit.

faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/im-gespraech-exilautor-atiq-rahimi-afghanistan-ist-wie-star-wars-30-05-2012

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3 Trackbacks

  • Von Afghanistan – Testfeld für den Bürgerkrieg am 25. Januar 2013 um 20:03 Uhr veröffentlicht

    […] Größe muss noch etwas gefeilt werden. Wie wäre es mit Drohnen in der Größe von Killerbienen? Afghanistan bietet sich nur an – als Testfeld. Denn genau genommen ist das dort auch ein […]

  • Von Die Stärke des Regimes – das innere Regime am 3. September 2013 um 22:33 Uhr veröffentlicht

    […] Die Stärke des Regimes – das innere Regime Und das ist nur eine Erkrankung unter vielen. Unter der Decke des islamischen Regimes schlummern weitere neurotische Symptome…Der Druck, den die Iraner sich selber machen, und dies nicht erst seit dem Machtantritt der Theokratie, vielleicht auch in dem Wahn zur alten persischen Hochkultur, resp. der damit verbundenen Anerkennung zurückkehren zu dürfen, erzeugt narzisstische Störungen und vor allem Borderlinecharaktere. Größenwahn und ein gestörtes Ich. „Waschzwang“ grassiert auch unter Männern. So ist für mich das Mullahregime die Antwort auf einen solchen “Charakter” und beinahe weniger die Ursache. Jeder Iraner, der was auf sich hält, will Arzt oder Wissenschaftler werden. Kulturelle Berufe sind verpönt, da nicht mit einem entsprechend hohen Prestige verbunden. Und warum werden psychische Erkrankungen stigmatisiert? Psychisch Kranke werden immer noch weggesperrt, statt akzeptiert. Immer noch hält man diese Erkrankungen für das Ergebnis einer “beschissenen Gene”. Es gibt in dieser Gesellschaft auch keine Solidarität. Nur Dünkel und versteckte Not – überall. Und das ist die Stärke des Regimes. – Das innere Regime. […]

  • Von Ist das Mullahregime gehirngewaschen? am 10. September 2013 um 20:45 Uhr veröffentlicht

    […] plötzlich auch Syrien „bestraft“ sehen wollen. Sind da die Mullahs plötzlich die Opfer ihrer eigenen Gehirnwäsche? Der Antiamerikanismus des Mullahregimes war mir immer suspekt. In den ersten Tagen der Revolution […]

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