Wo der Leitwolf die Schafsherde zu übernehmen sucht

Wo der Leitwolf die Schafsherde zu übernehmen sucht
Wenn Frank Lübberding von der FAZ, in der TV-Kritik zu Sandra Maischbergers „Unaufhaltsamen Aufstieg der AfD“, nicht die AfD, sondern die AfD-Kritik zu entzaubern sucht, ist deutlich zu spüren, wie die CDU eine konservative Mehrheit zu erhalten sucht, und damit sich an der Macht. Nicht unkritisch vielleicht in Bezug auf die bayrische CSU, die da ob ihrer Ablösung bangen muss. Mit der AfD besteht die Gefahr einer demokratisch legitimierten Partei rechts von ihr. Für Franz Josef Strauß, unseligen Angedenkens, das reine Horrorspektakel.

Es ist nicht so sehr das Problem, wie Frank Lübberding der AfD philosophisch gerecht zu werden und damit von der NPD abzugrenzen sucht (für mich war die AfD zu keiner Zeit eine faschistische Partei), sondern wie er den chauvinistischen Ungeist in und außerhalb dieser und anderer rechten Parteien, und zwar nicht nur infolge der Flüchtlingsbewegung, sondern ob der Ausbeutung derselbigen, galant glättet. So als stünde dieser Chauvinismus nicht für eine neue Qualität der Fremdenfeindlichkeit. Einer Fremdenfeindlichkeit, die vom rechten Rand in die Mitte der Gesellschaft gewandert ist. Und damit von einem inneren zu einem äußeren Problem geworden ist. Vielleicht mit ein Grund, warum der Europarat plötzlich so scharf reagiert und die deutschen Medien kritisiert. Der Deutschen Fremdenfeindlichkeit bleibt der Welt eine Mahnung – für alle Zeiten. Und bei genauem Hinschauen, wird auch deutlich, dass diese Fremdenfeindlichkeit schon immer in der „Mitte“ verankert war. Nur konnte diese „Mitte“ es sich bis dato leisten, von diesem rechten Rand sich vertreten zu lassen.

Doch die Zeit der Ruhe scheint vorbei, tönt es auch von der „Münchner Sicherheitskonferenz“, dabei auch übersehend, dass es für die Mehrheit der Weltbevölkerung diese Ruhe nie gegeben hat. Der Spießbürger entdeckt plötzlich die Welt, aus seinem „Krähwinkel“ (Heinrich Heine) heraus, und „flutet“ nun dieselbige mit seinen „Bedenken“ über des „guten Menschen“ Grenzen. Und plötzlich fühlt sich auch der „kleine Mann“ zu Großem befähigt. Sind es doch seine „Wahrheiten“, die nun endlich die verdiente philosophische Weihe erfahren.

Nicht, dass der kleine Mann zur großen Tat nicht fähig wäre, doch, ob diese ein großer Wurf wird, oder ihm einfach nur als brauner Klumpen hinten raushängt, hängt von vielem ab. In erster Linie davon, welchen philosophischen Größen er folgt. Denen, die ihn mit seiner Kleinbürgerlichkeit zu versöhnen suchen, oder denen, die ihn gnadenlos damit konfrontieren. Diesen, die ihm suggerieren, dass aus dieser Kleinbürgerlichkeit heraus gar eine Leitkultur gewachsen sei, oder jenen, die ihm sagen, dass hier ein Leitwolf, voll der Tücke, die Führung über die Schafsherde zu übernehmen sucht. Bleibt er also befangen in seinen leicht zu missbrauchenden und enttäuschenden romantischen Idealen, und wähnt sich weiterhin mit „sich“ selbst, als im „Besten“, das ihm „je begegnet“ ist, den unvergleichlichen Woody Allen-Nonsens mal fruchtbar machend , oder wagt er das Fremde mit dem Fremden zusammen, gegen das leider all-zu-Vertraute?
Diese und ähnliche Fragen stellen sich Leute, die den Frieden auf diesem Planeten und die Demokratie in Deutschland zu verteidigen wünschen, und eben nicht, ob und auf welche Weise, die ein oder andere rechtspopulistische Partei ins eh schon verkommene Parteiensystem zu integrieren ist.

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