Das Wertgesetz ist nicht hintergehbar

Das Wertgesetz ist nicht hintergehbar
Bei der Widerlegung der „Fiktion 1“ scheint der „Zins“ völlig losgelöst zu sein vom „industriellen oder kommerziellen Profit“ (Karl Marx, „Lohn, Preis und Profit“, 11. Die verschiedenen Teile, in die der Mehrwert zerfällt, vgl. mlwerke.de/me/me16/me16), also von seiner eigentlichen Grundlage. Stattdessen wird auf einen „steigenden Wert“ beim Konsum spekuliert. Doch der Wert der Waren bestimmt sich nach der Quantität der eingesetzten Arbeitszeit, und diese wiederum ist abhängig vom Stand der Produktivkräfte. Je höher die Produktivkraft desto weniger menschliche Arbeitszeit. Der Tendenz eines dadurch bedingten sinkenden Aufwandes für die einzusetzenden Arbeitskräfte steht allerdings nicht nur ein höherer Kapitalaufwand entgegen (was so ganz nebenbei verantwortlich ist für das Gesetz des „tendenziellen Falls der Profitrate“), und damit auch in aller Regel ein höherer Zinsaufwand, sondern auch und besonders ein (theoretisch) höherer Aufwand für die Schaffung und Erhaltung der dafür notwendigen Arbeitskräfte. (Den steigenden Aufwand zur Erhaltung einer solchen Arbeitskraft, möglichst auf „ewig“, wie Marx sich ausdrückte, könnte man der Entropiezunahme im physikalischen Raum vergleichbar machen; was die Fiktion eines perpetuum mobile auf dem Arbeitsmarkt für das Kapital attraktiv machen könnte.)

Der steigenden Zinsbelastung sucht sich das Kapital durch das Akquirieren von Eigenmitteln zu entziehen. Doch auch die Aktionäre erwarten einen Zins entsprechend des „industriellen und kommerziellen Profits“, und dürften sich somit ungern auf einen zukünftigen „höherwertigen Konsum“ verweisen lassen. Der Versuch das nichtproduktive Geldkapital, also das der Sparer, auf diese Weise zu schröpfen, erscheint vor diesem Hintergrund als Gegenmaßnahme gegen allzu „gierige“ Aktionäre. Doch auch wenn diese Absicht wäre, mit einer wohl nur mäßigen Aussicht auf Erfolg (denn die geschröpften Sparer werden sich dieses Raubes früher oder später zu erwehren wissen, will heißen: das Heer und damit „Gier“ der Aktionäre stärken), hätte diese Manipulation eh keinen Einfluss auf die Werte (und Preise, denn diese folgen, wenn auch zeitversetzt, wie Marx weiter darlegte, dem Wert).

Und auch indem das Kapital die höherwertige Arbeitskraft in möglichst kleine Einheiten zu stückeln sucht, um wiederum der Verteuerung dieser Ware zu entkommen, drückt es wohl dessen Wert, bzw. Preis (Lohn), aber auch den Wert (und Preis) seiner eigenen damit erwirtschafteten industriellen und kommerziellen Produkte. Und so ganz nebenbei wirkt dies der Entwicklung der Produktivkräfte entgegen, vermehrt also wiederum das Heer von notwendiger menschlicher Arbeitskraft. Auch hier ist ein negativer Zins nicht durchsetzbar. Am Ergebnis all dieser Wirkungen und Gegenwirkungen, die wiederum auf dem unhintergehbaren Wertgesetz beruhen, kann der Zins letztlich gemessen werden, an nichts anderem. Ein negativer Zins ergäbe sich zwingend nur dann, wenn ein solcher auf dem gesamten Kapital-, wie Arbeitsmarkt durchsetzbar wäre, will heißen: das gesamte Kapital, wie die gesamte Lohnarbeit negativen Profit/Lohn erwirtschaftet. Eine nette Prognose, die der Banker uns da zuzumuten sucht, wie ich finde.

blogs.faz.net/fazit/2015/05/21/vier-geldpolitische-wahrheiten

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