Entweder gesunden wir oder degenerieren völlig zu Idioten
Wer den Zusammenhang zwischen gewissen gesellschaftlichen Zuständen und der Zunahme von pathologischen Auffälligkeiten derart verdunkelt wie dieser Psychiater, beweist sich und seine Branche mehr als Teil des Problems als dessen Lösung. Heute sich hinzustellen und zu sagen, dass man nichts wisse über die Ursache, ähnelt nicht von ungefähr den Bemühungen des BND-Chefs Schindler in der Spähaffäre dieser Tage sich „dümmer als die Polizei erlaubt“ darzustellen. Täglich erfahren wir mehr über den Stoffwechsel einer Gesellschaft, die nicht nur zu ihrer Umwelt (Mitwelt), sondern konsequenterweise dann auch zu ihrer Innenwelt („Unterwelt“) ein maßlos gestörtes Verhältnis hat. Die uralte Gewissheit, dass wir das sind was wir essen (ob einer gewissen gesellschaftlichen Praxis) erscheint gerade im psychopathologischen Bereich als evident. Entweder begreifen wir uns als die Gäste unseres (Mikro-)Kosmos, oder als dessen besitzenden Herren. Entweder gesunden wir oder degenerieren völlig zu Idioten.
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