Der Mief des eigenen Kiez‘

Der Mief des eigenen Kiez‘
Eine offenkundige Unwahrheit (überflüssigerweise!) ad absurdum zu führen, verhilft noch lange nicht der Wahrheit zum Durchbruch. Auch wenn er mit seiner Kritik an Necla Kelek und anderen „Suffragetten“ des (anti)islamischen und als solchen postmodernen Feminismus nicht ganz unrecht zu haben scheint, befinden diese Damen sich doch tatsächlich, allerdings via Vermittlung einer „Ungläubigen“, sprich: Alice Schwarzer, in verdächtiger Nähe zu den reaktionärsten Kreisen des deutschen Bürgertums. Und ähnliches gälte gegenüber jener „Linken“, deren Sozialdemokratismus sie ständig auch in unschöne Nähe zum kleinbürgerlichen Nationalismus rückt. Wo wäre die Wahrheit, wenn eine Linke keine Eier mehr hat? Dass das gar eine Rechtfertigung für all die übrigen (selbstverschuldeten) Eunuchen ist? Also was bleibt von dem ganzen Geschreibsel? Eine allzu billige Satire, die mir vorkommt, wie ein wenig zu viel Selbsthass. Selbsthass, ob der eigenen offenbar vermissten Identität. Der „Deutsche mit türkischen Wurzeln“, so seine Selbstbeschreibung, verachtet all jene, die sich, wie er, zwischen allen Stühlen nicht recht wohl fühlen; doch so zu tun als ob. Doch wie anstrengend das ist, nämlich sich jeden Tag neu erfinden zu müssen, ob all der Stühle, die da ständig um einen herum geschoben werden, beginnt man zu ahnen, wenn man diesen Text liest. Was will er uns sagen? Und vor allem: Woher das Wissen über eines „Maos Mundgeruch“? An den Mief des eigenen „Kiez‘ “ getraut er sich ganz offensichtlich nicht.

zeit.de/freitext/2015/04/27/wahre-linke-zaimoglu

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