Der „Tiefe Staat“ durchdringt alle Staatsapparate auf dieser Welt
Gleich ob dieser Prozess in Gänze oder in Teilen ein Schauprozess des „tiefen Demokraten“ Erdoğan ist, wird er wohl die wahren „Verschwörer“ nicht erreichen. Diese werden gedeckt durch mächtige internationale Netzwerke. Dass seinerzeit ein von Interpol gesuchter sog. Papstattentäter, genannt Ali Ağca, sich über Jahre ganz legal in der Türkei aufhalten konnte, bis ein Unfall (Susurlukskandal) das mit aufdeckte, entlarvte nicht nur die Aktivitäten des Gladionetzwerk dort, sondern offenbarte, dass die Verbindungen zwischen international agierenden Geheimdiensten und der organisierten Kriminalität/ (wobei letztere legale Ökonomien wie legale Staatsmächte gleichermaßen dominiert) so systemisch wie unwiderruflich zu sein scheinen. Und wie auch er NSA-Skandal dem aufmerksamen Beobachter bezeichnet, sind solche Verschwörungen untrennbar mit den Weltherrschaftsplänen des Finanzkapitals verknüpft. Der „Tiefe Staat“ durchdringt alle Staatsapparate auf dieser Welt.
Die Schnittstelle zwischen türkischem Laizismus und türkischem Islamismus
@Haupricht: Im weiteren Verlauf kam es auch unter der Herrschaft M. Kemals zu Übergriffen an den Armeniern. Noch wollte er diese verhindern, noch wollte er auf die Ausnutzung dieser Übergriffe für ein türkisch-nationalistisches Volks- und Staatsverständnis verzichten. Von seinem langjährigen Waffengefährten und späteren Ministerpräsidenten Inönü stammt dann schließlich die „stolze“ Behauptung: „Wir werden die Kurden wegmachen wie die Armenier“ (Zeitschrift Pogrom aus den 80ern, aus dem Gedächtnis zitiert). Und der von den Kemalisten in den Umlauf gesetzte Spruch: „Stolz der, der sich Türke nennen darf“, richtet sich dezidiert gegen die nationalen wie religiösen Minderheiten in der Türkei. Und nach diesem Verständnis gibt es in der Türkei nichts anderes als „Türken“. Und auch nach der „laizistischen“ Auslegung der Kemalisten werden „die Türken“ mit den sunnitischen Moslems identifiziert. Und genau dort ist die Schnittstelle zwischen türkischem Islamismus und türkischem Nationalismus.
Die kemalistischen Militärs lauern auf ihre Chance
Mit dem letzten Militärputsch 1980 ist in der Türkei der links-revolutionäre Widerstand gebrochen worden. Die Linke wurde geradezu abgeschlachtet. Doch die Armut in Stadt und Land blieb. Die Basis der Linke in den Städten – die „Gecekondus“ – wurde geschleift. Der Kreide gefressen habende Schüler Erbakans Erdoğan konnte diese kopflos gewordene Basis benutzen, um in Istanbul Bürgermeister zu werden. Und das war seine Chance. Gestützt vor allem auf arabische Investitionen („Spenden“), schuf er sich eine korrupte islamistische Basis mitten in dieser Armut. Dies veranlasste die Nato den antisemitischen Kurs Erdogans zu tolerieren. Lieber Antisemitismus als „Bolschewismus“. Doch die Rechnung scheint nicht aufzugehen. Die Linke erholt sich. Die Basis Erdoğans bröckelt – auch auf dem Land. Erdoğan muss sich beeilen, die kemalistischen Militärs lauern auf ihre Chance. Werden sie doch bald wieder gebraucht.
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[…] Kritik der „Linke“ an der Heuchelei der Sozialdemokratie in der Frage der Schnüffelpraxis eben nicht nur einer NSA, war längst überfällig. Denn diese Heuchelei ist es, die die gesamte Kritik an den […]
[…] türkische Staatsapparat war vor dem Machtantritt der Islamisten korrupt, um nicht zu sagen: eine einzige kriminelle Organisation; und mit den Islamisten ist er nicht weniger kriminell geworden. Im Gegenteil: mit den Islamisten […]
[…] Denn die Geheimdienste kooperieren weiterhin mit diesen Kräften, was sich sehr deutlich an den NSU-Morden dokumentieren lässt. Das soll den Kampf für Demokratie, um was es in diesem Kampf ja eigentlich […]