Der Kosmos ist nur dialektisch zu begreifen

Der Kosmos ist nur dialektisch zu begreifen
„…sondern dass dies als Hinweis auf eine mögliche Vereinigung von Trägheits- und Gravitationsphänomenen innerhalb der gekrümmten Raumzeit der Allgemeinen Relativitätstheorie zu sehen ist.“ Völlig korrekt, und daher glaube ich sowenig an die Existenz eines sog. Gravitons als Teilchen, wie auch an ein Higgs-Teilchen. Die Trägheit, welche sich wiederum aus entgegengesetzte Beschleunigungen von Masse ergibt (und die Anhäufung von Masse selber, ergibt sich hieraus – und was auch das Higgs-Teilchen überflüssig macht), i s t die Gravitation. Ich behaupte zudem, dass sich alle sog. Kräfte auf gleiche Weise ergeben. Die „Kraft“ ergibt sich als Wirkung entgegengesetzter Vektoren. (Was natürlich eine starke Vereinfachung darstellt, denn gewisse thermische wie Druckverhältnisse, siehe noch unten, sind voraus gesetzt!)

Die Bewegung verläuft grundsätzlich dialektisch. Und da die bürgerliche Wissenschaft, das nicht bedingungslos anerkennen will, forscht sie sozusagen im Nebel ihrer eigenen Ignoranz.

Außerdem denke ich, ich bin kein Physiker, kann daher solches nur „denken“, nicht beweisen, dass der ganze Kosmos nur so verstanden werden kann. Der sog. Mikrokosmos und der sog. Makrokosmos sind ebenfalls eine Beschreibung dessen, was eine dialektische Bewegung hervorbringt. „Eins teilt sich in Zwei“, ein Grundgesetz der Dialektik, führt unter den thermodynamischen Bedingungen, bzw. auch den speziellen Druckverhältnissen eines Weltalls, zu Wellenbewegungen innerhalb derer sich in die eine Richtung gigantische Massen ansammeln – auf größtmöglichem Raum und somit unregelmäßig/“chaotisch“ verteilt (und eigentlich nur durch die „Entropiezunahme“ geordnet), und in die andere Richtung ebenso Gigantisches, aber auf kleinstem Raum (und dort nicht annähernd so chaotisch wie auf der Gegenseite!). Dass die Spaltung gewisser Atomkerne ebenso viel Energie frei setzen kann, wie evtl. ein ganzer Stern, spricht doch eine deutliche Sprache. Eben bzgl. einer solchen „Identität“.

Die Greensche Gleichung („Das elegante Universum“) R = 1/R verstehe ich daher so, dass, während der sog. Makrokosmos expandiert, der Mikrokosmos dies auch tut, aber in die entgegengesetzte Richtung. Somit aus der Perspektive eines expandierenden Makrokosmos (und das ist eben „unsere“ Perspektive) sich dieser Mikrokosmos als „zusammenziehend“ darstellt. Stellte man aber die Energiegehalte beider „Kosmen“ entgegen, kann man vermutlich keine „Richtung“ mehr erkennen. Der „Pfeil der Zeit“ ist somit auch nur als relative Richtung zu begreifen, ausgehend von einer jeweils eingenommenen Position, diesseits oder jenseits eines angenommenen „Schnittpunktes“. Und so besehen, ist die Betrachtung, dass auch die Zeit rückwärts gehen könnte, aus diesem relativen Blickwinkel, keine unbedingt falsche. Dennoch: absolut betrachtet, kann die Zeit immer nur nach einer Richtung gehen, aber eben von entgegen gesetzten „Punkten“ aus.

Aus jenen entgegen gesetzten Vektoren in der kosmischen Bewegung, ergibt sich ein Problem, nämlich, dass die Formeln, die solches beschreiben, niemals zusammen geführt werden können. Denn, auch wenn es eine Einheit von Gegensätzen gibt, also eine „Identität im Widerspruch“ (insofern die eine ohne die andere Seite nicht denkbar ist), verläuft jede Seite wiederum nach eigenen „Gesetzmäßigkeiten“, bringt jeweils eigene Wechselwirkungen/Resonanzen hervor. Verlagert sozusagen auch fortwährend die angenommene Achse, bringt somit Kräfte hervor, die mit der Gegenseite nicht mehr identisch sein können.

Die „Schnittstellen“/die „Achse“ eines solchen Widerspruchs, darf man sich aber nicht so vorstellen, als wenn dort der Widerspruch völlig verschwindet, er sozusagen in Harmonie aufginge, sondern er existiert dort als eine „Lücke“ (Zizeks Parallaxe), als ein „Loch“, als einen „Phasenübergang“, als einen dialektischen Sprung nämlich. Manche nennen das auch das „Nichts“. Alles was man dort beschreiben kann, ist, dass jeder zuvor eingenommene und solchermaßen als substantiell begriffene Zustand, an dieser Stelle nicht mehr vorhanden ist.

Dieses „Elend“ unserer Erkenntnisfähigkeit begegnet uns bezüglich unseres kosmischen Weltbildes ausgerechnet dort, wo dieses physikalische Denken seinen Ursprung hat, nämlich am sog. Urknall. Und dass wir da nicht weiter kommen, mit unseren Forschungen (nicht mit unserem Denken, dem sind keine Grenzen gesetzt) liegt nicht nur daran, dass dort, eben ähnlich dem Zustande im Mikrokosmos, extrem große Energien auf extrem kleinsten Raum zu finden wären, sondern, dass wir die dort sich uns geradezu aufdrängende dialektische Bewegung konsequent zu missachten suchen. (An dieser Stelle versagt nicht nur das physikalische, sondern auch das eben solchermaßen alltagsphilosophische Denken, gerade der meisten Wissenschaftler!)

Im Kosmos wären solche Hinweise natürlich auch in den sog. „Schwarzen“, oder „Weißen“ Löchern zu finden. Und natürlich kann man mit gewissen Methoden sich solchen Zuständen annähern, man kann unglaubliche Hitze (ein Höllenfeuer im Teilchenbeschleuniger) erzeugen, oder man kann auch eine gewisse Kälte (das „Bose-Einstein-Kondensat“) generieren, somit sich also jenen Bereichen nähern, wo diese Phasenübergänge stattfinden. Dennoch bin ich ziemlich sicher, dass wir weder in CERN noch in irgendwelchen „Kondensaten“ die Antwort finden, die wir ob der ignorierten Dialektik ja nicht wirklich suchen. Nur eine dialektische Bewegung angenommen, könnte auch zu den geforderten „einfachen“ Beschreibungen führen. Kompliziert enden immer nur die falschen Versuche.

Viel Spaß noch bei Ihrer Doktorarbeit. (Das meine ich ganz ernst, ich beneide Sie um das Privileg einer solchen Arbeit!)

Nicht wie die Welt ist, wie sie vielleicht mal war, erfahren wir!
Frei nach Hegel formuliert, könnte man auch sagen: In der Suche nach der Weltformel will der Weltgeist zu sich selbst finden. In diesem Sinne, mag diese Suche, selbst wenn sie sich irgendwann einmal als unsinnig erwiesen haben sollte, nicht ganz umsonst sein. Dennoch: ohne eine richtige Theorie, eine Theorie, die dem Gegenstand der Suche angepasst ist, wird der „Weltgeist“ dabei ganz sicherlich nur an der Nase rumgeführt.

Eine völlige „Mathematisierung“ der physikalischen Welt wäre womöglich so eine falsche „Theorie“, denn , und hier möchte ich nämlich Hegel zitieren: „nicht das Brechen des Strahls, sondern der Strahl selbst, wodurch die Wahrheit uns berührt, ist das Erkennen, und dieses abgezogen, wäre uns nur die reine Richtung oder der leere Ort bezeichnet worden.“ (Einleitung zur Phänomenologie des Geistes, vgl.: marxists.org/deutsch/philosophie/hegel/phaenom, letzter Zugriff: 11.04.2011)

Und vielleicht erklärt solches auch, dass es in der wirklichen Welt, in der physikalischen, vermutlich keine „massebehafteten Punkte“ gibt, die an „masselosen Fäden“ hängen. Und wenn es solches gäbe, dann überfordert das nicht nur unsere Semantik, sondern selbst auch eines denkenden Menschen Vorstellungskraft. Und der denkende Mensch, der reflektierende, ist nach Hegel nicht nur das Subjekt, sondern damit auch zugleich das Objekt, der Gegenstand der Betrachtung, der Gegenstand, der sich selber betrachtet. Und wo diesem etwas absolut nicht einsichtig erscheinen will, jenem sich selbst betrachtenden Betrachter, dürften Zweifel wohl angebracht sein.

Die Welt, so wie wir sie sehen, geht durch das Subjekt hindurch. Sie wird durch das Subjekt durchschienen. Nicht wir leben in einem „Kristallpalast“, wie Sloterdijk wenigstens für die westliche Welt anzunehmen wünscht. Wir sind der Kristall in einem Palast, der uns wiederum als Kristallpalast erscheinen muss, weil wir durch diesen Kristall nämlich hindurch schauen. Die Frage ist immer nur, auf welche Weise ein solch transparentes Subjekt sein ihm identisches „Rundum-Glashaus“ in Augenschein nimmt, ohne dabei immer nur auf sich selber zu schauen. Daher sein Bestreben, sich selber auszuschalten. Seine Perspektive zu eliminieren. Also welche Perspektive muss ich jeweils einnehmen, um sowohl von dem „Strahl“ getroffen zu werden, als auch den Strahl selber brechen zu können. Ich denke, das könnte eine sinnvolle Frage für die Mathematik sein, und für die Optik.

Die Mathematik kann somit ein wertvolles Werkzeug sein, in Kombination mit anderen Werkzeugen. Ansonsten berechnet sie nur leere Räume und einen sinnlosen Abstand zu dieser Welt. Vielleicht ein Grund mehr, um anzunehmen, dass es diese Weltformel nicht gibt. So nicht geben kann. Wir kennen das Problem der Unschärfe in der Quantenwelt. Und wir wundern uns vielleicht, warum das nur in der Quantenwelt so ist. Ist es denn so?

Die Quantenwelt scheint vorerst noch der Balken im Auge zu sein. Denn die gelebte Welt ist eine sinnliche Welt, und in diesem Moment, wo sie so sinnlich ist, entsteht sie überhaupt erst. I s t sie sozusagen. Auf dieses „Ist“, auf dieses „So-sein“ einen künstlich erzeugten Strahl zu werfen, den wir dann wiederum brechen (warum denke ich da an CERN?), gleicht dem Versuch ein Stück aus dem Ganzen heraus zu reißen, um das Ganze zu betrachten. Dabei betrachten wir die Welt vielleicht wie sie „gestern“ war, wenn sie so war. Denn jetzt ist sie eine tote Welt. Und was wir da letztlich berechnen, sind abgesehen von den umherschwirrenden Leichen, wie sie sich in einer toten Welt nun mal präsentieren, einer untoten, wie uns unsere Wissenschaft hingegen suggeriert, vielleicht nur noch die Schritte, die wir da auf diese Welt zugehen. Und zeigt vielleicht die Leichen auf, die wir in diesem Moment noch zufügen. Nicht wie die Welt in ihrem Innern beschaffen i s t (jetzt ist!), erfahren wir, sondern wie sie mal gewesen sein könnte. Bestenfalls verringern wir den Abstand zu ihr, schlimmstenfalls entfernen wir uns. Und je nachdem: so richtig oder falsch sind dann unsere Rückschlüsse auf ein aktuelles lebendes Inneres.

faz.net/blogs/planckton/archive/2011/04/07/auf-der-suche-nach-der-weltformel

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  • Von „Naivität“ ist unser Geschäftsprinzip am 10. Juni 2013 um 22:12 Uhr veröffentlicht

    […] eine ganz bestimmte Richtung einzunehmen, wie der Pfeil der Zeit. In der Physik reden wir von der Entropiezunahme. „Ordnungszunahme“ – quasi. Ins Soziale übersetzt, heißt das: diese macht perspektivisch […]

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