Liberalismus oder Exhibitionismus?
Ich kenne einige Mitglieder der FDP und sie konnten gut damit leben, dass es ein offenes Geheimnis war, welche Minderheit ihre Partei vertritt. Nur dass es gar kein Geheimnis mehr ist, bzw. nur noch ein bitteres, das macht sie unglücklich. Doch zuvor schon, wurde es für eine große Mehrheit im Volk zur bösen Zuversicht. Nicht nur, dass da ein Parteiführer sich in persönlicher Hinsicht mehr darstellt, als er vielleicht hätte tun sollen, doch die ganze Partei nackert vor der Öffentlichkeit zu präsentieren, das war der Geschmacklosigkeit dann doch zu viel. Eine Partei, die sich nicht schämt, die Partei des Großkapitals zu sein, mag noch als taff durchgehen. Dann aber fette Spenden zu kassieren, von diesem Kapital, und postwendend dafür „zu liefern“, das ist nicht mehr nur geschmacklos, denn es ist die Partei, ja die Politik, verhurend. Klientelpolitik dieser Sorte mag bei den angelsächsischen „Genossen“ niemanden mehr verwundern, in Deutschland ist solches (noch) nicht angesagt. Nicht, dass da die anderen bürgerlichen Parteien nicht ähnliches täten, doch eine gewisse Schambedeckung leisten sie sich in aller Regel doch noch. Man könnte meinen, dass diese Partei den Exhibitionismus liebt, nicht den Liberalismus. Oder ist das gar identisch – inzwischen?
Die Vermarktung des Exhibitionismus und die bürgerliche Politik ganz generell
@Petersen: Ach ja? Mittelständisch! Mövenpick, Finck und Co.? Meine Kritik am Liberalismus muss ich an dieser Stelle nicht wiederholen. Die steht in nahezu jedem meiner Beiträge. Und auch nicht meine Kritik an Westerwelle. Und was ich von der CSU halte, das habe ich nicht erst seit Guttenberg veröffentlicht. Und natürlich haben Sie Recht. Alle bürgerlichen Parteien vertreten das Großkapital. Ja selbst die kleinbürgerlichste aller Parteien, die Grünen, machen inzwischen nichts mehr anderes. Das gilt besonders für die Grünen hier in Frankfurt (Main), wo sie mit der CDU gemeinsame Sache machen, und das werden wir auch bald in Stuttgart erleben. Aber darum geht es hier nicht. Es geht um die besondere Art bürgerliche Politik zu machen, in einer besonderen Epoche, in der nahezu alles, was mal als progressiv (vgl. hierzu auch: „Nachbemerkung zu Philosophus Mansisses, Gedanken, Thesen Reflexionen, anhand des Studiums der Texte Slavoj Žižeks, u. A.“) galt, längst seinen Weg gefunden hat – in d i e Verpackung, welche sie dem Markt andienen lässt. Und ganz offensichtlich, und das wollte ich hier darstellen, hat die FDP sich daran versucht, den Exhibitionismus zu vermarkten – den ihres Vorsitzenden. Inwieweit das symptomatisch geworden ist, für die bürgerliche Politik ganz generell, habe ich in der Frage am Schluss angedeutet. Möglicherweise ist eines Westerwelle Scheiterns der Bourgeoisie eine Warnung – noch.
faz.net/Im Gespräch: Philipp Rösler: „Es war nicht mein Traum, Vorsitzender zu werden“,09.04.2011
Ein Trackback
[…] sein, oder für ihren Mentor, Herrn Westerwelle, für die deutsche Politik wohl weniger. Auch Herr Westerwelle bekommt gerade zu spüren, wie wenig er eigentlich bedeutet. Insofern lohnt es sich kaum mehr zu […]