Der wirkliche Zugang zur Welt

Der wirkliche Zugang zur Welt
Wenn Schallwellen die eigentliche Sprache eines physikalischen Universums sein soll(t)en, dann läge hierin auch die mathematische Relevanz. Denn Wellen lassen sich berechnen, also in diskrete Einheiten zerlegen und wieder zusammenführen. Da wir Menschen es allerdings gewohnt sind unsere Welt mit unseren Augen wahrzunehmen, also über die Lichtwellen, sind wir fasziniert über Wesen, die ihre Welt über den Ultraschall (was diesen ähnlich zuverlässige Bilder gibt als die Lichtwellen uns), wie die Delfine zum Beispiel, erfahren. Und so wie es Maler gibt, die hinter abstrakten Strichen eine ganz konkrete Wirklichkeit glauben sehen zu können (also damit die uns Normalsterblichen sich dinglich-kontinuierlich darstellende Wirklichkeit in diskreten Strichen, bzw. Punkten übersetzt sehen wollen), so erfahren gewisse Virtuosen die Welt mehr über das Gehör und eben weniger über die Augen, somit auch in diskreten Sätzen formuliert. In dieser ganz subjektiven Eingebundenheit eines solchen Sehens der Welt als deren Hören liegt für mich der wahre Bezug zwischen Musik und Mathematik, also darin, dass die Kontinuität des Sehens in der Diskretheit eines Hörens „aufgehoben“ ist. Auch der abstrakt-sehende Maler ist damit für mich ein mathematisches „Genie“. Und wenn wir zudem noch annehmen, dass die Welt, so wie sie „eigentlich“ ist (für Kant „Das Ding an-sich“; und wie Hegel darin den „Weltgeist“ sah, so wollte Marx „die Welt der Freiheit“ solchermaßen beschrieben sehen, in Aufhebung der noch dinglichen Welt der „Notwendigkeit“), eher diskret als kontinuierlich ist (die Quantenmechanik verleitet uns zu dieser Annahme), somit eigentlich nur berechenbar und nicht sicher sinnlich wahrnehmbar, dann können wir solchen Wesen – Musikern wie Delfinen – den direkten quasi sinnlichen Zugang zur „wirklichen“ Welt unterstellen. Ist doch ein schöner Gedanke?

faz.net/blogs/deus/archive/2011/01/03/was-schallwellen-von-zahlen-unterscheidet

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2 Trackbacks

  • Von Spiegelverkehrtes Denken am 21. Januar 2011 um 13:40 Uhr veröffentlicht

    […] eben eines solch ethischen Apriori zur Empirie verniedlicht wird, dort landet man nicht nur bei Kant, sondern auch beim Idealismus, beim Empiriokritizismus eines Mach zum Beispiel (vgl. Lenins […]

  • Von Der Kosmos ist nur dialektisch zu begreifen am 11. April 2011 um 14:16 Uhr veröffentlicht

    […] völlige „Mathematisierung“ der physikalischen Welt wäre womöglich so eine falsche „Theorie“, denn , und hier möchte ich […]

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