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Hier der besprochene Beitrag: https://www.wiwo.grosser-denker-grosses-werk. Im Vorspann, quasi als Untertitel lautet es dort:
„Karl Polanyi hat das Buch des Jahres 2019 geschrieben – vor 75 Jahren. Die Herausforderung China, der Aufstieg des Populismus, die Digitalisierung der Wirtschaft – keine Frage: Wir haben es erneut mit einer „Great Transformation“ zu tun. Ein bisschen verwirrend, denn das Buch hat er 1957 geschrieben. Und ja: es hört sich ein wenig so an, als wäre es für heute.“ Bei der erneuten Lektüre des kommentierten Beitrags aus der Wirtschaftswoche, unter der Rubrik „Tauchsieder“, hat der Verfasser – Dieter Schnaas – seinen eigenen Beitrag, nach meiner Kritik, noch einmal komplett überarbeitet, ohne auf die Kritik allerdings Bezug zu nehmen. Dass das im höchsten Maße unsauber ist, muss ich eigentlich nicht erwähnen. Doch ist ihm bei aller Mühe nicht gelungen den Gegenstand meiner Kritik aus der Welt zu schaffen. Noch immer redet er vom „einbettenden Liberalismus“, statt vom „eingebetteten“. Das ist recht eigentlich kein Grammatikfehler, sondern der Versuch, den Liberalismus als eine mehr oder weniger selbstständige Kategorie von Kapitalismus zu verkaufen. Doch der Liberalismus ist wie alle Theorien, oder Kategorien des Kapitals „eingebettet“ in dessen System, d.h.. er bettet mitnichten etwas selbständig ein. Damit ist meine ursprüngliche Kritik nicht hinfällig, sondern gar auf so dramatische, wie absurde Weise bestätigt. Hierin zeigt sich der scheinbare „grammatische Fehler“ als systematischer Fehler im bürgerlichen Denken – als Konstruktionsfehler desselbigen. Bedauerlich, denn der Verfasser wirkte auf mich zunächst so außerordentlich anregend wie fruchtbar. Doch auch und gerade dem intellektuellen Linksbürger liegt an der Vermarktung seines Produkts, sprich: der Verpackung desselbigen mehr, als am geistigen Inhalt, der sich auch und gerade an der Redlichkeit des Anbieters zu beweisen hätte. So besehen, ist des Verfassers „schöner Beitrag“ nur noch eine schöne Geschichte, nicht wirklich von Wert für die revolutionäre Kritik.
„Lesenswert, zumal auch die dystopische Variante der „Großen Transformation“, des „embedded Liberalism“ (im übrigen ist das „embedded“ kein Verb sondern ein Adjektiv, das nicht „einbettend“ meint, sondern „eingebettet, somit den Liberalismus nicht als aktiven Akteur, sondern als Objekt eines Dritten bezeichnet – dem Faschismus vermutlich; ein so amüsanter wie wohl nicht zufälliger Übersetzungsfehler, welcher die Bedeutung unter der Hand sozusagen verfälscht) genannt wird: der Korporatismus – der Faschismus letztlich. Zumal das Kapital von Beginn nur diese Variante aus eigener Kraft hervorzubringen vermochte. Im Gegensatz zum Proletariat, das im Kollektivismus seine ganze Klassenkraft, in Form der Solidarität, erst erzeugt, zerstört der Korporatismus jegliche solidarische Inspiration. Das Kapital bleibt das was es ist: ein Konkurrenzsubjekt, das zugleich, ob dem Streben nach Maximalprofit, die Macht der Konkurrenz zu überwinden sucht. Eine Antinomie, daher letztlich eine Wahnvorstellung, und welche aus sich heraus eben nicht Solidarität und Demokratie, sondern Egoismus und Faschismus hervorbringt. Seine eigene Demokratie, die „bürgerliche“ ist diesem Kapital daher recht eigentlich fremd. Es ist ihm von „außen“, aus der Sphäre des Demokratismus via Klassenkampf aufgezwungen worden, als Produkt des Bündnisses zwischen Demokratie und Sozialismus. So kommt es, dass selbst die harmloseste demokratische Bewegung, die billigste Reform, den härtesten Klassenkampf evoziert. Die „Große Transformation“, ein Begriff, der heute in Teilen der Linken angekommen scheint, letztlich ein reformistisches und solchermaßen kleinbürgerliches Phantasma – auch die bürgerliche Demokratie ist letztlich ein kleinbürgerliches Konstrukt -, wird kein revolutionäres Projekt sein, sondern dessen Abgesang. Siehe auch: http://blog.herold-binsack.eu/2016/11/hasardeure-in-der-transformationskrise-des-kapitals/; und: http://blog.herold-binsack.eu/2018/10/notwendige-revolutionaere-bewusstseinsveraenderungen/; und: http://blog.herold-binsack.eu/2018/08/wer-die-kassandrarufe-beizeiten-ueberhoert-erleidet-schier-endlose-zeit-mit-der-busse/; http://blog.herold-binsack.eu/2011/02/wahrlich-eine-wissenschaft_eine-burgerliche/