Das Wesen des speziellen Scheiterns des Kapitals

Das Wesen des speziellen Scheiterns des Kapitals

Folgenden Beitrag entnehme ich meinem heutigen Facebook-Eintrag, da obwohl schon sich gegen einen älteren Artikel richtend, ob seiner Grundsätzlichkeit aber stets aktuell bleibt, und daher nicht im Facebook-Kosmos verschwinden sollte. Er richtet sich sowohl gegen den postmodern agierenden sektiererischen Voluntarismus eines Negri, wie auch gegen den sich ebenso postmodern verkleidenden Reformismus dieses Byung Chul Han, wie er sich allerdings inzwischen, angeregt durch die sog. „Schon-nicht-mehr-Marxisten“ eines Robert Kurz, in der gesamten nunmehr popmodernen opportunistischen linken Szene eingenistet hat. Während die Einen die jeweiligen Events des Konsumidioten zur proletarischen Revolution stilisieren, begründen die anderen die Unmöglichkeit derselbigen, ob dieser Events. Eine in sich so geschlossene wie selbstgefällige Gemeinschaft kleinbürgerlicher Intellektueller versucht wieder einmal Marx mit Marx zu erledigen. Doch ich denke nicht, dass sie ihn auch nur im Ansatz verstanden haben:

„“Der Kommunismus als Ware, das ist das Ende der Revolution.“ Auch wenn das faktisch von Slavoj Zizek „geklaut“ ist, bleibt es nur eine halbe Wahrheit, denn dass der Kapitalismus seinen Erzfeind zu vermarkten sucht, ist auch seine Schwäche. Es ist der Grund, warum das Kapital zuletzt mit seinen eigenen Waffen geschlagen wird. Ein bisschen Dialektik täte gut – auf beiden Seiten. Siehe auch: blog.herold-binsack.eu/2011/08/„ich-mochte-lieber-nicht“/, aber auch: blog.herold-binsack.eu/2016/02/zizek-vs-laclau-ein-mangel-an-diskurs/.

Spätestens an dieser Stelle, nämlich jener sich darstellenden Antinomie, sollten wir begreifen lernen, warum Marxens Kapitalskritik zunächst als immanente Kritik verstanden werden sollte. Er kritisiert das Kapital nicht nur einfach anhand seiner inneren Widersprüche, sondern auch anhand seiner Ansprüche. Die Phantasmen sind „notwendig“ auch in dem Sinne, als sie ständige Begleitung schließlich bis zu seinem Untergang sind. Dieser Untergang ist nicht als Automatismus misszuverstehen, sondern als ein Prozess des ständigen Scheiterns. Des Scheiterns aber auch und gerade im griechisch-tragischen Sinne, nämlich des Scheiterns auch seiner „Helden“. Dass die „Revolution ihre Kinder frisst“ ist dem Marxisten keine Überraschung. Eher dann doch schon, dass das Kapital es immer wieder schafft neue Revolutionäre zu gebären.

Doch genau darin liegt das Wesen des speziellen Scheiterns des Kapitals. Begründet allerdings nicht nur in einer Eigenschaft des Menschen, ja des Lebendigen schlechthin, nämlich des „Überleben-Wollens“, koste es was es wolle, sondern speziell in seiner Ökonomie. Denn im Interesse der Aufrechterhaltung des Kapitalismus selber, liegt dieses ständig Neuschaffen seines Gegenübers. Kapital ohne Proletariat geht nicht, sowenig wie sein Aufstieg ohne seinen Fall. Das revolutionäre am Kapitalismus ist damit schließlich auch die Bedingung seines Untergangs. Seine Fähigkeit sich immer wieder neu zu schaffen, erhält nicht nur ihn selbst, sondern auch seine Gegner. Dass dies umschlägt in seine Überwindung, ist nicht eine Frage des ob, sondern nur des wie und des wann.“

neue-debatte.com/2016/05/20/byung-chul-han-erklaert-warum-heute-keine-revolution-mehr-moeglich-ist/

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