Aberglauben oder „Eins teilt sich in Zwei“

Aberglauben oder „Eins teilt sich in Zwei“
„Sie waren der Überzeugung, wenn sie nur auf genügend zahlreiche Beobachtungen zurückgreifen könnten, seien sie irgendwann in der Lage, diese zu erkennen und historische und ökonomische Entwicklungen vorauszuberechnen. Das ist ein irrwitzig kühner Gedanke, den eigentlich erst wieder der Historische Materialismus, der Marxismus, aufgreift: die Überzeugung, man habe eine Gesetzmäßigkeit entdeckt, in der Ökonomie und historisches Geschick über Zyklen miteinander verbunden sind und die einen Blick in die Zukunft zulassen.“ Also das ist jetzt ein kühner Gedanke, den Historischen Materialismus mit der Leberschau zu vergleichen. Nichts, aber rein gar nichts dient beim Historischen Materialismus der Überzeugung, man könne die „historische und ökonomische Entwicklung vorausberechnen“. Die wissenschaftliche Methode beim Historischen und Dialektischen Materialismus dient einem kategorialen Verständnis der Verhältnisse, die die Menschen eingehen, ohne sich in der Regel darüber bewusst sein zu können, dass diese Verhältnisse quasi „Verträge“ sind, die sie eingegangen sind, als sie sich ihrer Konsequenzen noch nicht vergewissern konnten, ja nicht einmal ahnten, dass sie Verträge eingegangen sind.

Und sie zeigt die Bedingungen auf, unter denen solche Verhältnisse/Verträge wieder gelöst werden können. Nicht mehr aber auch nicht weniger. Diese Methode widerspricht daher der bürgerlichen Überzeugung – der Überzeugung der Herrschenden -, dass es sich in den gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen um sowas wie Naturbeziehungen handelt. Man also einem Naturgesetz folge, wenn man ausbeutet, bzw. sich ausbeuten lässt. Die Fakten, die daraus gewonnen werden, also die Theorien, die sich daraus ergeben, folgen in letzter Instanz der Dialektik, also dem Gesetz von „Eins teilt sich in Zwei“, welches im Übrigen, und das zeigt sich immer mehr, als Universalgesetz auch des kosmischen Geschehens wirkt. Es ist dies im Übrigen wohl die erste wissenschaftliche Methode in der Geistesgeschichte der Menschheit, die diese Menschheit endgültig dem Aberglauben entzieht. Eine Leber zu beschauen, klingt für mich eher nach eines Adam Smiths Vorstellung von der „unsichtbaren Hand“, die dem Kapital auf dem Markt so unglaublichen Reichtum beschert. Beide Male kruder Aberglauben.

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