Was Täter und Opfer verbindet
Habe beide Filme gesehen. Kenne beruflich wie privat Fälle, die sich sogar schlimmer darstellen. Der Umgang mit solchen Opfern ist fast nicht auszuhalten. Als Zuhörer wird man automatisch zum „Therapeuten“. Dramatisch auch, dass sich der sexuelle Missbrauch dann offenbar auch noch „fortpflanzt“. Als würden die Täter die besondere Hilflosigkeit solcher Opfer erschnüffeln. Sie finden sie – oder ihre Kinder. Und da ist vielleicht auch was dran. Nicht dass man das riechen könnte, aber man kann es erfahren. Menschen mit einem schwachen Ich sind leichte Opfer – und können auch Täter sein. Das scheint sich fortzupflanzen – das schwache Ich. Und das scheint sie zu verbinden – Opfer wie Täter. Wir müssen uns fragen: wie stärken wir das schwache Ich? Wie machen wir unsere Kinder „wehrhaft“? Wie helfen wir ihnen Gefahr zu erkennen, ohne sie paranoid werden zu lassen? Sie werden Mütter und Väter sein, hoffentlich dann keine Opfer mehr – und keine Täter.
Es geht um Macht und Ohnmacht
Ich denke, dass die gegenwärtige hysterische Hatz gegen sog. Pädophile der falsche Weg ist. Wie auch in der Sendung erkannt, sind die wenigsten dieser Täter Pädophile, im Sinne des Wortes: Liebhaber des Kindes. Die Gelegenheit macht es. Doch, dass man diese „Gelegenheit“ als eine solche ergreift, verweist darauf, dass man sich grundsätzlich „handgreiflich“ verhalten darf. Es geht um Macht und Ohnmacht, und um ein diesbezügliches individuelles wie gesellschaftliches Fehlverhalten. Es geht um Dinge, die mit dem sexuellen nur indirekt verbunden sein müssen. Im Sex geht es ja auch immer um „Befreiung“/„Erlösung“. Um Psychohygiene, um „Heilung“. Der katholischen Beichte nicht zufällig nicht unähnlich. Doch von was? Im Begriff „Vergewaltigung“ steckt die Antwort vielleicht. Wie schaffen wir es, dem anderen, den eigenen Willen nicht aufzuzwingen, ohne den eigenen zu vernachlässigen? Das setzt voraus, dass wir uns unseres eigenen „Wollens“ sicher sind, so selbstbewusst, wie selbstkritisch.