Das Kapital hat eben kein Vaterland, sowenig wie die Masse eine „Mutti“

Das Kapital hat eben kein Vaterland, sowenig wie die Masse eine „Mutti“
Die „Alternativlosigkeit“, mit der die aktuelle Regierung unter Merkel und Gabriel hausieren geht, hat natürlich auch einen realen Untergrund. Eine Quasi-Berechtigung. Doch eben ganz anders, als uns das erscheinen soll. So soll es sinnlos sein, sich gegen die Einwanderungswellen zu wehren. Und wer das dennoch versucht, ist nicht nur „intolerant“, sondern – perspektivisch betrachtet – auch ein Loser. Und daher gibt sie, mit geradezu beschwörend-religiös anmutender Inbrunst die Losung heraus: „Wir schaffen das“. Die Differenz zwischen dem, was sie sagt, und dem was sie meint, deckt haarscharf genau das zu, was sie nämlich nicht sagen will. Die „Loser“ sind schlechterdings sowieso die, die schon immer die Loser waren, und es daher sinnlos ist, für diese jedenfalls, sich zu wehren: die zum Prekariat verkommenen lohnarbeitenden Massen. Und die Gewinner, also die die es „schaffen“, sind die, die schon immer die Gewinner waren, wenn auch ein wenig geschrumpft: das zum transnationalen Kapital mutierte Finanzkapital. Doch sie sagt das nicht nur nicht, sondern spekuliert auch darauf, dass die Massen Jeremy Rifkins „Das Ende der Arbeit“ z.B. nicht gelesen haben, und wenn doch, nicht verstanden. Sonst wüssten sie nämlich, was damit gemeint ist: Nicht der Raum, also Deutschland oder Europa, geht an die Flüchtlinge verloren, sondern die Arbeit geht für alle verloren, also natürlich auch für die Flüchtlinge letztlich. Und bis es endgültig soweit ist, dürfen sich die, die sich in ihr Schicksal fügen, als immer billiger werdende Arbeitskräfte auf der Seite der Gewinner wähnen. Doch wenn sie wollen, auch auf der Seite der Verlierer. Wen juckts? Das bleibt so gleich, wie der kindisch anmutende Glaube der Massen an ein Vorrecht des „Autochthonen“. Das Kapital hat eben kein Vaterland (nur das Proletariat, das auch keins hat, begreift das nicht!), sowenig wie die Masse eine „Mutti“.

blogs.faz.net/stuetzen/2015/12/16/der-brutale-klassenkampf-des-moralischen-imperativs

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