Renaissance der Idiotie
Ich bin mir nicht sicher, ob man das als Narzissmus bezeichnen darf. Für mich ist das bestenfalls die narzisstische Hülle eines ansonsten vermutlich völlig leeren, nämlich ent-dinglichten Menschen. So steht die Selfie-Kultur in den aktuellen sozialen Netzwerken weniger für Narzissmus, dem man immerhin noch eine gewisse geistige („geschäftliche“) Sinnlichkeit zubilligen darf, als jene sinnentleerte, gewissermaßen völlig stumpfsinnig gewordene kapitalistische Postökonomie. Gestern noch präsentierte man sich vergegenständlicht, im Rahmen der Dinge, die man in der Warenwelt zu ergattern verstand, mit dem Geld als dem unbestrittenen Äquivalent. Reich sein, hieß schön sein, und vice versa. Im Zeitalter von Instagram jedoch erleben wir eine merkwürdige Renaissance der Idiotie. Dostojewski kommt mir da in den Sinn. Nur steht dieser für Kritik an den aufkommenden Werten des jungen Bürgertums. Das spätbürgerliche (Nicht-)Individuum hingegen verbleibt innerhalb der bürgerlichen Charaktermasken.
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