P & C, nicht Primark, nicht Dolce & Gabbana

P & C, nicht Primark, nicht Dolce & Gabbana
Ein Beitrag, der mich zum Nachdenken bewegt. Und dies garantiert nicht, weil ich etwa ein Fan Frau Merkels wäre; das ganz bestimmt nicht. Sie übt ihr Regierungsgeschäft nicht weniger im Interesse des Kapitals aus, als der Mann, den sie beerbte – Kohl. Nur ist ihr Handeln wesentlich komplexer. Es ist nicht immer gleich zu erkennen, wohin es führt. Und es mag durchaus möglich sein, dass sie das selber nicht immer vollständig zu kontrollieren vermag. Obwohl sie die kontrollierteste Machthaberin ist, die Deutschland je hatte; nach Bismarck vielleicht (doch letzterer scheiterte dann doch an seiner „männlichen“ Eitelkeit). Und das wird auch der Grund sein, warum sie vor allem aus ihrem „eigenen“ Lager die schärfste Kritik erfährt. Für die Konservativen ist ihr Handeln zu komplex, wie ihre Kontrolliertheit auch verdächtig. Des Sozialismus gar wird sie beschuldigt. Als Honeckers Rache quasi. Doch ihre Komplexität (wie auch Kontrolliertheit) macht sich bezahlt – für das Kapital.

Eigentlich herrscht nachwievor dessen Neoliberalismus, doch mithilfe Frau Merkels, beherrscht es auch die sozialdemokratische Semantik. Die Verlierer sind die ganz unten, die, die weder von der einen noch von der anderen politischen Richtung was zu erwarten haben. Die Große Koalition ist daher der konsequente Ausdruck hiervon.

Doch für den „Sozialdemokratismus“ gibt es nicht nur einen semantischen Grund. Die Globalisierung bringt die letzten Krieger für bürgerliche Werte gegen sich in Stellung. Und diesen wird der Sozialdemokratismus zum Fraß vorgeworfen. Ein gefährliches Spiel, nicht nur zu Lasten der Sozialdemokraten, sondern weil dadurch die bonapartistischen Gelüste des Pöbels wieder belebt werden – in allen Lagern. Das Auftreten eines Lafontaine mag daran erinnern. Doch was dieser Pöbel nicht begreift, ist, dass der Bonapartismus ebenso obsolet ist, wie politische Massenbewegungen das überhaupt sind. Schon immer wurden Massen manipuliert, jedenfalls innerhalb der Geschichte der Klassenkämpfe. Doch heute bewegen sich die Massen analog der Bewegung des Konsumbürgers, nicht des Klassenbürgers. Das politische Subjekt wird obsolet. Und da greift die nichtprätentiöse Art einer Frau Merkel. Immer korrekt gekleidet, erscheint sie dennoch nicht anders, als jede andere durchschnittliche bürgerliche Frau mit einer Einkaufstasche von P & C am Handgelenk. Wohlgemerkt: P & C, nicht Primark, nicht Dolce & Gabbana. Und die Konservativen mögen es glauben oder nicht: das ist ja auch ihr Label.

blogs.faz.net/10vor8/2014/08/08/frauen-und-macht

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