Ein neuer Weltkrieg wird immer möglicher
Jeder Verlust eines Geschichtsschreibers, zumal eines solch in die Jahren gekommenen, ist ein herber. Denn allzu viele, die diese Geschichte, ob ihres Alters nämlich, bezeugen, haben wir nicht mehr. Und damit nicht mehr viele, die noch Skrupel haben, insbesondere ja die Geschichte der Deutschen, zu banalisieren. Dass er als Sozialdemokrat den Imperialismus beim Namen nannte, kann man ihm nicht hoch genug anrechnen. Nichtsdestotrotz reichte sein kritischer Verstand wohl nicht aus, um die Wege, die der deutsche Imperialismus gerade im Moment wieder zu beschreiten sucht, in seiner ganzen Tragweite zu erfassen. Nicht mehr so großkotzig, sondern den Part des (westlichen) Juniorpartners bescheiden einnehmend, dennoch die ihm quasi eingeschriebene Doppeldiplomatie nachwievor spielend beherrschend. Dass das just die herrschende bürgerliche Klasse bis an den Rand ihres Zerreißens bringt, und gerade dadurch ein neuer Weltkrieg immer möglicher wird, scheint diese Klasse, wie gehabt, sportlich zu nehmen.
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