Ein hart geprüftes Volk

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Ein hart geprüftes Volk
Außer dem „antifaschistischen Schutzwall“ war in den letzten 20 bis 30 Jahren der DDR-Existenz dort nichts mehr antifaschistisch, ja nicht einmal mehr sozialistisch. Vielleicht auch erkannt habend, dass der Sozialismus nicht von oben verordnet werden kann – und natürlich unter der kapitalschweren Konkurrenz des kapitalistischen Westens leidend (was dann auch die sozialistische Ideologie als „Mangel“ per definitionem erscheinen lässt und damit Minderwertigkeitskomplexe fördernd, welche bekanntermaßen faschistischen Massenbewegungen als psychologisches Element anhaftet), brach mit Honecker eine neue deutschnationale Ära an. Diese ganze DDR war von Anfang an irgendwie zu klein geraten, „minderwertig“ eben. Und das wollte man nicht sein. Preußisch wollte man da lieber sein, ja gar die besseren Preußen. Irgendwie an der Größe der Deutschen teilnehmend.

Und ich sehe genau darin eine wichtige Ursache für die ungebremste Deutschtümelei der DDR dann nach 89. Aber auch einem Kohls Versprechen da aufsitzend. Wo sind sie geblieben, die „grünen Landschaften“? In der Ökonomie jedenfalls nicht, es sei denn als neues Brachland auf vormals sozialistischen LPGs. Und so wie in Deutschland „grün sein“ schon immer eher konservativ besetzt war – das 68er Emblem war da von Anfang an ein fremdes -, so weckte nur eben dieses Versprechen so manchen Wächter eines Nibelungenhorts aus seinem 1000-jährigen Schlaf.

Und so protestantisch-konservativ auch jene Revolution um 89 schon war, eigentlich setzte sie nur das konsequent um, was in der DDR zuvor schon eingeleitet war, also von wegen Revolution!, so blieb sie denn auch.
Und auch die Tatsache, dass dieses DDR-Volk unter den 40 Jahren sowjetisch-russischer Fremdherrschaft quasi heimatlos geworden ist (und wie gesagt: Sozialismus unter Fremdherrschaft, das ist ein Widerspruch in sich), macht die Sache nicht leicht und lässt daher diese ultrarechten Affekte nicht wundern.

Hinzu kommt etwas, was gerne weggeblendet wird. Die DDR ist auch ob der mafiösen Strukturen, die sich da z.B. in Sachsen so offen zeigen (vgl. Jürgen Roths diesbezüglichen Veröffentlichungen, ich habe sie mehrfach erwähnt), auch ein Spielfeld für noch ganz andere obskure Aktivitäten. Dass diese NSU-Kader in Wahrheit vom Verfassungsschutz kontrollierte Akteure sind, wird immer deutlicher. Und gerade an diesen sinnlosen Morden lässt sich auch die Handschrift des „Gladio-Netzwerkes“ (auch darüber habe ich berichtet) leicht ablesen. Das Volk der DDR wird damit auch zum bevorzugten Objekt eines sog. „Staatsterrorismus“ (ein Begriff den Ex-Kanzler Helmut Schmidt übrigens, allerdings nicht weiter kommentierend, in den medialen Raum gestellt hat), welcher sich da mit dem Rechtsradikalismus und vermutlich auch mit der Mafia verbrüdert.

Es ist schon ein hart geprüftes Volk. Das muss man bei aller Kritik immer wieder hervorheben.

blogs.faz.net/wost/2013/03/06/lechts-und-rinks-in-west-und-ost

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3 Trackbacks

  • Von Das eigentliche Geheimnis des Exportwunderlandes Deutschland am 18. März 2013 um 21:09 Uhr veröffentlicht

    […] Nun gut, wir sind uns nicht ganz fremd, aber so fremd? Ganz offensichtlich geht es nicht nur um die Verschlechterung des Formats, sondern wohl hauptsächlich um die leichtere Unterdrückung kritischer Beiträge. Dass genau das […]

  • Von Diplomatische Geste am 3. April 2013 um 22:19 Uhr veröffentlicht

    […] hier offen vorgeführt, nämlich des von der CIA regierten (doch offiziell der Nato angegliederten) „Gladio-Netzwerkes“, habe ich schon an anderer Stelle erwähnt. Auf dieses Netzwerk ist der Begriff des […]

  • Von Verdächtige Unterschlagung, oder auch: Der Hölderlin ist für mich der Größte am 27. Oktober 2013 um 18:02 Uhr veröffentlicht

    […] Oft auch im Nachhinein. Da beschweren sich die Leute, die nicht müde werden, sich als Opfer des „antifaschistischen Schutzwalls“ vorzustellen, bei der Redaktion des Feuilletons der FAZ, dass diese keinen solchen Schutzwall in […]

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