Die Gewalt geht von den Herrschenden aus

Da das Thema Kommunismus, Bürgerkrieg und Diktatur des Proletariats sich ein solch leidenschaftlichen Diskussion erfreut, möchte ich insbesondere zu dem Stichwort: Diktatur des Proletariats einiges aus „Der Bürgerkrieg in Frankreich“ (s.u.) zitieren. Ich empfehle sehr die komplette Lektüre dieses Werkes, zeigt es doch all zu deutlich, wie der Nationale Verrat und der imperialistische Krieg der Herrschenden sich gegenseitig bedingen und damit zugleich die Kräfte der Revolution schüren. Gerade im Bürgerkrieg zeigt sich die Hauptschwäche der unterdrückten Klassen dahingehend, dass sie eher zu friedfertig als zu gewalttätig sind, was dann auch bei erst bester Gelegenheit durch die gewalterprobte Bourgeoisie ausgenutzt wird. Wer also hier von der gewalttätigen sozialen Revolution faselt, weiß entweder nicht, wovon er redet, oder weiß es nur zu gut und hat eine Menge Gründe, von der Gewalt der ausbeutenden Klassen abzulenken:

Die Kommune bildete sich aus den durch allgemeines Stimmrecht in den verschiedenen Bezirken von Paris gewählten Stadträten. Sie waren verantwortlich und jederzeit absetzbar. Ihre Mehrzahl bestand selbstredend aus Arbeitern oder anerkannten Vertretern der Arbeiterklasse. Die Kommune sollte nicht eine parlamentarische, sondern eine arbeitende Körperschaft sein, vollziehend und gesetzgebend zu gleicher Zeit. Die Polizei, bisher das Werkzeug der Staatsregierung, wurde sofort aller ihrer politischen Eigenschaften entkleidet und in das verantwortliche und jederzeit absetzbare Werkzeug der Kommune verwandelt. Ebenso die Beamten aller andern Verwaltungszweige. Von den Mitgliedern der Kommune an abwärts, mußte der öffentliche Dienst für Arbeiterlohn besorgt werden. Die erworbnen Anrechte und die Repräsentationsgelder der hohen Staatswürdenträger verschwanden mit diesen Würdenträgern selbst. Die öffentlichen Ämter hörten auf, das Privateigentum der Handlanger der Zentralregierung zu sein. Nicht nur die städtische Verwaltung, sondern auch die ganze, bisher durch den Staat ausgeübte Initiative wurde in die Hände der Kommune gelegt.“ (S. 339)

Sie war wesentlich eine Regierung der Arbeiterklasse, das Resultat des Kampfs der hervorbringenden gegen die aneignende Klasse, die endlich entdeckte politische Form, unter der die ökonomische Befreiung der Arbeit sich vollziehen konnte.“(342)

Daß nach dem gewaltigsten Krieg der neuern Zeit die siegreiche und die besiegte Armee sich verbünden zum gemeinsamen Abschlachten des Proletariats – ein so unerhörtes Ereignis beweist, nicht wie Bismarck glaubt, die endliche Niederdrückung der sich emporarbeitenden neuen Gesellschaft, sondern die vollständige Zerbröcklung der alten Bourgeoisgesellschaft. Der höchste heroische Aufschwung, dessen die alte Gesellschaft noch fähig war, ist der Nationalkrieg, und dieser erweist sich jetzt als reiner Regierungsschwindel, der keinen andern Zweck mehr hat, als den Klassenkampf hinauszuschieben, und der beiseite fliegt, sobald der Klassenkampf im Bürgerkrieg auflodert. Die Klassenherrschaft ist nicht länger imstande, sich unter einer nationalen Uniform zu verstecken; die nationalen Regierungen sind eins gegenüber dem Proletariat!“ (360/361)

Die Gewalt geht von den Herrschenden aus
Der Kommunismus sagt: Die Gleichheit ist das oberste Prinzip. Menschen sind aber verschieden, nicht gleich.“ Ach ja? Was ist denn das für eine Hausfrauenphilosophie? Muss man sich wirklich damit auseinander setzen? Und dass Marx und Engels den Kommunismus durch Gewalt herbei führen wollten, ist so auch nicht richtig. Erst nach dem Massaker an den Pariser Kommunarden – 30000 wurden damals von der siegreichen deutschen Soldateska, aber auf Wunsch der unterlegenen französischen Bourgeoisie viehisch abgeschlachtet -, erarbeitete Marx die Theorie von der Diktatur des Proletariats (vgl. „Der Bürgerkrieg in Frankreich“, Marx-Engels-Werke, Bd. 17, siehe auch: mlwerke.de/me/me17, letzter Zugriff: 24.01.2011). Trotzdem wollte Marx annehmen, dass im Falle Englands, wo nahezu alle, bis auf eine kleine bürgerliche Aristokratie, „Sozialisten waren“, sogar der Sozialismus auf friedlichem Wege möglich wäre. Engels hat sich später damit noch mal auseinander gesetzt und deutlich gemacht, dass nach dem Verlust des Monopols Englands hiervon keine Rede mehr sein konnte. Die Konkurrenz innerhalb des Kapitals, die schließlich zu Kriegen führt, ist die eigentliche Triebfeder auch für die revolutionäre Gewalt. So konnte Lenin festhalten, dass der Imperialismus nicht nur die Epoche der imperialistischen Kriege, sondern eben auch der sozialistischen Revolution ist. Die Gewalt geht von den Herrschenden aus. (Bzgl. der immer wieder mal von Marx und Engels gemachten Andeutungen zur „friedlichen Revolution“, siehe auch: Marx-Engels-Werke – MEW -, Bd. 17, Karl Marx, Aufzeichnungen und Dokumente, S. 641, oder auch MEW, Bd. 22, Engels: „Zur Kritik des sozialdemokratischen Programmentwurfs 1891“, wo Engels speziell auf Deutschland bezogen unmissverständlich feststellte: „Aber das Faktum, daß man nicht einmal ein offen republikanisches Parteiprogramm in Deutschland aufstellen darf, beweist, wie kolossal die Illusion ist, als könne man dort auf gemütlich-friedlichem Weg die Republik errischten, und nicht nur die Republik, sondern die kommunistische Gesellschaft„, S. 235, oder: mlwerke.de/me/me22.)

faz.net/Kommunismus-Debatte:In Theorie und Praxis, 23.01.2011

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  • Von Spiegelverkehrtes Denken am 24. Januar 2011 um 19:21 Uhr veröffentlicht

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  • Von Das Spiel mit der Revolution – oder dem Krieg am 7. Februar 2011 um 10:41 Uhr veröffentlicht

    […] stünde. Also wird man, wie gehabt, die Folgen der Krise auf die Konkurrenz abwälzen, was die Kriegsgefahr anwachsen lässt. Da die USA aber diesbezüglich „gut sortiert“ dastehen, für den Moment, […]

  • Von Damit der ganze Mist nicht wieder von vorne beginnt am 16. März 2011 um 11:42 Uhr veröffentlicht

    […] auch der Theorie selbst wegen. Ohne die Theorie vom Klassenkampf (und damit von der Diktatur des Proletariats) wäre der Marxismus eine bürgerliche Wissenschaft. Und damit für jeden „Bürger“ erlernbar, […]

  • Von Eines Volkes schräger Geist am 20. April 2011 um 10:57 Uhr veröffentlicht

    […] Und wäre das eine weitere Groteske nur einer materialistischen Dialektik, wie sie sich gerade im Klassenkampfgeschehen so oft zeigt? Zwingen die Massen denjenigen, die sie beherrschen, und die sie nicht zu besiegen […]

  • Von Leider sind sie keine Sozialisten am 10. Dezember 2013 um 22:47 Uhr veröffentlicht

    […] wäre. Denn schon Marx wähnte, damals am Beispiel Englands, wo eine kurze Zeit lang bis auf die Grundbesitzer alle „Sozialisten“ wählten, dass der Sozialismus dann sich als besondere Partei überflüssig mache. Dass diese […]

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