Je mehr der Sozialismus verdrängt wird, desto wahrscheinlicher wird er!

Je mehr der Sozialismus verdrängt wird, desto wahrscheinlicher wird er!
@Don Alphonso: Als die Römer mit der „verwilderten Sexualität“ ihrer Bürger, resp. auch ihrer Bürgerinnen, und damit recht eigentlich bzgl. der Erhaltung der Klassenprivilegien der herrschenden Sklavenhalter, der patriarchalischen Sklavenhaltergesellschaft, muss man sagen, nicht mehr Herr wurden, schufen sie ständig neue Gesetze – letztlich Zivilgesetze – und untergruben damit erst recht diese Privilegien.
Und nun sage ich, je mehr das Kapital – resp. ja eigentlich das Finanzkapital – Gesetze schafft, die die Eigentümerprivilegien eben dieses Finanzkapitals sichern sollen, desto mehr untergraben sie sie.
Sie haben es richtig gesagt – Don Alphonso -, das sind keine Marktgesetze mehr, denn sie referieren von Krise zu Krise immer mehr auf die eigentlich da kommende Gesellschaft – die sozialistische.
Die (amerikanischen) Banken wissen das, daher auch ihre hektischen Rücküberweisungen an den Staat – nicht ohne sich vorher kräftig bereichert zu haben – und sei es auch nur durch gesparte Zinsen.
Von nun an wird jedem Kritiker des Sozialismus deutlich gemacht, dass der Sozialismus – ökonomisch betrachtet – längst Einzug hält.
Die einzigen, die das angstvoll konstatieren, im Lager des Kapitals, sind sinnigerweise die Konservativen. In der Tat ist das Risiko des Kapitalismus längst auch für die Kapitalisten zu groß, also bedienen sie sich „sozialistischer Absicherungen“, sprich: des „Volkseigentums“.
Die Überführung des Eigentums an Produktionsmitteln in eben dieses Volkes Hände ist nur noch konsequent.
Dramatisch daran ist eigentlich nur, dass weder das Kapital noch die Arbeit begreifen wollen, was da passiert, und dass daher eine sozialistische Revolution desto wahrscheinlicher wird, je mehr man sie verdrängt.
@Schoenbauer: Apropos „Römisches Recht“, auf Ihren letzten Beitrag, im letzten – Blog -, habe ich noch mal geantwortet.

Die autistische Welt wird gerade gesprengt
@Dunnhaupt: Ulrich Beck kommt da gewissermaßen ein wenig spät. Die Epoche der sozialen Unruhen hat längst begonnen (hatte sie eigentlich irgendwann mal pausiert?). Nun gleich ob alte oder neue Botschaft, was neues verkündet uns Beck trotzdem.
Noch bis vor kurzem glaubte man diese Unruhen auf die sog. 3. Welt beschränkt sehen zu dürfen, aber mit Griechenland und nun auch dem Iran wachsen sich diese immer mehr in Richtung Zentrum aus. Vor nicht all zu langer Zeit – vor 3-4 Jahren, glaube ich -, gab es übrigens die erste Hungerrevolte mitten in Europa, in Slowenien, wo aufgebrachte Sinti und Roma eine Filiale von Rewe stürmten. In keiner Zeitung stand da was davon. Ich habe das einem Flugblatt entnommen, das mir per Massenpost in den Briefkasten flatterte, wo mir jemand Sicherheit versprach, nämlich durch eine sichere Geldanlage. Klar wurde mir aber dabei nicht – wogegen gesichert bin? Gegen den Hunger, oder gegen die Revolte?
Und das berührt den nächsten Punkt: Was wissen wir schon wirklich? Und wo stehen wir? Die Pressezensur ist perfektonierter denn je, ja sie toppt die totalitärste Diktatur darin. Was wir nicht hören sollen, bekommen wir auch nicht zu hören. Das dürfte dann wohl auch die ultimative Aufstandsbekämpfungsmethode sein: eine totale Nachrichtensperre in der vernetzten Welt.
Allerdings nützt das nur solange die Aufstände noch nicht unmittelbar vor unserer eigenen Haustür toben, na ja: und solange es Twitter gibt!
So werden sie toben dort wie hier, und wir können sie gar nicht mehr überhören! Und das ist es vielleicht, was der kritische Kritiker Beck als Neuheit zu verkünden hätte: der Aufstand wird endlich wahrgenommen. Das Ende der Epoche des Autismus, könnte man dazu auch sagen, nämlich das Ende jener Zeit, in der die Menschen nichts mehr wahrnehmen, was nicht unmittelbar mit ihren Konsumbedürfnissen zu tun hat.
Ob das das Wesen jenes „Kristallpalastes“ ist, von dem Sloterdijk glaubt, dass er uns – die Privilegierten aller Länder -, beinhalte, gegen die, die da draußen toben? Wer weiß schon? So oder so: Die autistische Welt wird gerade gesprengt? Innen und Außen gibt es nicht mehr!

Die ungedeckten Schecks, der „Grande Terreur“ und der Kontrabass
@Filou: Ich gestehe es, auch ich habe solch individualistische Visionen. Doch ist das nur Wunschdenken. Nicht das Individuum, die Masse machts. Und das mit all den uns bekannten Problemen. Doch gibt es keine Alternative zu – zumal der Kapitalismus die Massengesellschaft selber geschaffen hat. Ich verweise da auch gerne auf Ortega y Gassets – Der Aufstand der Massen -, das ist wohl keine marxistische Lektüre, aber zu diesem Thema unübertroffen treffend (vgl. „Die Epoche der Halbgebildeten“). Es gibt allerdings auch den „Massenmenschen“ – im Individuum – und dieser potenziert in Persona all die negativen Seiten der Massen: im „Spezialisten“ (Ortega) wie im Rassisten (dem bürgerlichen Konkurrenzsubjekt).

@Union Jack: Ich gehe ja nicht deswegen so weit, weil ich so gerne ein Radikaler bin, vermutlich habe auch ich meine spießigen Seiten, so wie die Masse, wenn sie denn spontan und somit ungelenk agiert. Aber da wo ich den Punkt hier weiter denke, jenen nämlich, wo ich „überall Sozialismus sehe“, erkenne ich im verzweifelten Handeln der Herrschenden die sozialistische Tendenz. Selbstredend ist das kein Sozialismus, sondern, und wie Sie es sagen: jedes mal eine kapitalistische Reform, doch Reform auf Reform und die Gesellschaft ist …nein, nicht sozialistisch, das wäre nur eine Bernsteiniade, aber reifer für den Sozialismus. Da dieser sich mit einem Knall durchsetzt, durchsetzen muss, begreifen die Leute dies nur nicht. Gebannt wie die Ratte, die da von der Schlange bedroht ist, starren sie auf das ferne Ereignis, und sehen somit die Nähe der Gefahr nicht.

Und dann zeigt sich, dass im Ergebnis all diese Reformen den Kapitalismus nicht haben retten können, waren sie doch alle zusammen nur ungedeckte Schecks, solche auf eine ungewisse Zukunft und welche der Kapitalismus nicht mehr einzulösen vermochte – und das schafft dann den Sozialismus und den „Grande Terreur“ (nach „Art Robbesspierre“), nämlich den der Massen. Diese lösen solche Schecks dann schnell ein, gegen die einzige Währung, die es dann noch gibt – die Blutwährung.

Mit ein wenig Fantasie, kann man diesen Terror auch mit dem Kontrabass in einem klassischen Konzert vergleichen. (Ich zitiere: „Der Kontrabass, wenn er denn von Meistern gespielt wird, ist fähig, alle Gefühlsstimmungen wiederzugeben“.)

Eine „emanzipierte Massenbewegung“
@Filou: Ich behandele eine Revolution wie eine Art Naturereignis (es ist natürlich keines!), insofern ist die Frage müßig, was danach kommt. Und wenn diese Frage schon ernsthaft in den Raum gestellt wird, dann sollte sie sich vor allem an die richten, die eine solche Revolution dann zu verantworten hätten: die aktuellen Herrscher, die nämlich die Folgen ihres eigenen Tuns nicht verantworten wollen!
Im Übrigen, wenn ich das richtig verstanden habe, hat der Kontrabass inzwischen 5 Noten (5 Saiten), so zumindest entnehme ich das dem höchst interessanten Beitrag, auf den ich per Link aufmerksam gemacht habe. Diese Weiterentwicklung fand im 19 Jahrhundert statt, und man könnte sie auch als Metapher für die Lernfähigkeit einer emanzipierten Massenbewegung deuten, eben analog solch „emanzipierter Instrumente“, wie der Titel jener Seminararbeit ja auch heißt („Der Kontrabaß – ein emanzipiertes Instrument“, hier nochmal der Link).
@Don Alphonso: Sie haben recht, doch eine endlose Dehnung (Verzögerung) kann es nicht geben, jedenfalls nicht in unseren physikalischen Räumen. Auch der Kosmos, soweit wir ihn verstehen, sieht nach der Expansion einen weiteren „Urknall“ vor. Und weiter wissen wir auch – glauben wir zu wissen: was auch immer an Masse da zusammenkommt, das heißt unter ihrer eigenen Gravitation zusammenbricht, tut dies nicht nur am Punkt ihrer äußersten Ausdehnung (was ja schon ein bemerkenswertes Phänomen ist!), sondern mit der Folge dann einer höchstmöglichen Dichte (was alles auf den Kopf zu stellen scheint, was vorher noch als unumkehrbar schien). Die räumliche Ausdehnung, die höchstmögliche, d.h. die Bewegung der Masse selber, ist das Geschäft des Kapitals, die höchstmögliche Dichte hingegen schon nicht mehr.
Dieses Paradox verstehen wir vielleicht noch nicht wirklich – so suchen wir ja gerade in CERN nach dem Teilchen, dass genau solches im Kosmos zu verantworten hätte (eine vielleicht noch etwas naive Vorstellung) -, aber am Beispiel der „schwarzen Löcher“ beginnen wir dieses Phänomen zu „studieren“. Gleiches darf man für die politischen Revolutionen annehmen: die Phänomene sind unübersehbar, verstehen tun wir deshalb aber noch lange nicht ihre inneren Gesetze. Wir sollten daher nicht annehmen, dass wir mit unserem Nichtverstehen etwas verhindern.

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2010/01/02/10-000-euro-teure-lehren-aus-2009.aspx

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  • Von Ehen unter Verwandten werden bevorzugt am 6. Januar 2010 um 19:07 Uhr veröffentlicht

    […] Alltag – auf den bürgerlichen „Bühnen“ – nur missbrauchten Gefühle als „Kontrabass“, Sie erinnern sich?, dann auf seinem Bühnenspektakel zu ihrem Recht zu verhelfen; und Sie ahnen es, im Sinne von: Erst […]

  • Von Aufhebung oder Barbarisierung am 13. Januar 2010 um 12:23 Uhr veröffentlicht

    […] drückt dies die Tendenz zum Sozialismus aus. Den Sozialismus mag man unterdrücken, aber nicht als „Tendenz“, denn diese ergibt sich aus der Kapitalentwicklung selbst. Entweder kommt Sozialismus als […]

  • Von Das zu lösende Rätsel am 30. Dezember 2012 um 21:57 Uhr veröffentlicht

    […] Und um diese Prognose herum quält sich nun die ganze bürgerliche Klasse. Fürchten sie doch diesen 3. wie 4. Weltkrieg. Einen, den ihnen Alan Greenspan prognostiziert hat, für den Fall nämlich, dass die Immobilienblase platze. So treibt man diese Blase zur nächsten, usw. und sofort. Sie müssen das Vorwärts so fürchten, wie das Rückwärts. Also spielt man auf Zeit. Hofft, dass man den Massen lang genug Sand in die Augen streuen kann. Bis man irgendeine kluge Lösung gefunden hat. Doch genau dafür scheinen die Banker nicht ausgebildet zu sein, nicht gebildet genug! Wie die ganze gebildete „Klasse“. Zudem zu egoistisch wie gierig. So fragt man gar mal das Volk – so verstehe ich zumindest diese unglaubliche Veranstaltung der Bürger-Uni Frankfurt. Die Massen sollen ihre Meinung äußern. Doch entscheiden tun die anderen, die Spezialisten der Herrschenden. Die, die über das „technische Wissen“ verfügen. Die „Halbgebildeten“, wie Ortega y Gasset sie einst böse karikierte. […]

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