Ehen unter Verwandten werden bevorzugt

Ehen unter Verwandten werden bevorzugt
@Don Alphonso: „Blogs sind etwas extrem Modernes, wahre Höllenmaschinen in den Händen publizistischer Nihilisten wie Sie und ich“, sorry, aber abgesehen davon, dass ich mich nicht für einen Nihilisten halte (siehe hierzu mein Traktat gegen den Nihilismus), erblicke ich auch hier einen grammatikalischen Fehler, oder irre ich mich, wenn es heißen müsste/könnte…“wie Ihnen und mir (meiner Wenigkeit)“?
Und weiter: „Keine Zwangsehen, das passt einfach, da stimmt alles, jedes Gesetz wird da eingehalten, göttlich wie weltlich“, müsste doch wohl heißen: göttliche wie weltliche.
OKAY, ich weiß, dass Sie schreiben wie sie lustig sind, aber ich habe heute Migräne und da störe ich mich an jeder Kleinigkeit.
Mit dem Rest – dem Inhalt auf jeden Fall – bin ich einverstanden. Nur eine Ergänzung: Die orientalischen Zwangsheiraten folgen dem selben Prinzip wie die Vernunftehe – der Erhaltung/Vermehrung des Vermögens, nur dort oft noch innerhalb der Familie (Ehen unter Verwandten 2. oder 3. Grades werden bevorzugt).

Selbsterkenntnis
@Don Alphonso: Auch auf die Gefahr hin, dass ich dafür mal gehenkt oder geköpft werden, oute ich mit mal ein wenig. Ich sagte es ja schon, ich bin Migräniker, schon mal einen Anarchisten mit Migräne gesehen? Spaß beiseite. In mir schlummert vermutlich ein unterdrückter Anarchist – daher die Migräne. Politisch-theoretisch, ja ideologisch (das Wort verwende ich bewusst, aber auch selbstkritischideologiekritisch), bin ich Sozialist. Den politischen Anarchismus halte ich für nicht praktikabel. Und doch gibt es einen Anarchisten in uns allen, zumindest in denen, die schreiben (auch ich habe hin und wieder Lust gegen das Diktat der Grammatik zu meutern).
Ähnlich und doch anders ist es mit dem Nihilismus. Der Nihilismus als literarische Gattung mag ja was haben – hin und wieder ist er gar ganz witzig, nehmen wir als Beispiel den Marquis de Sade und seine Gespielinnen -, aber als politische Theorie oder Überzeugung ist er fruchtlos, denn das Eingeständnis eines schwachen Geistes (und vermutlich auch schwachen Körpers). Die Kritik ist sich Selbstzweck, hat was eitel-masoschistisches, und meidet doch die Selbstkritik, was ich ihrem geleugneten Sadismus zuschreibe. Psychologisch betrachtet korrespondiert der Nihilismus mit einem zu starken Narzißmus. Es würde mich nicht wundern, wenn alle Nihilisten muttergeschädigt sind – weibische Männer oder männliche Weiber. Nietzsche erscheint mir auch dafür als das Prachtexemplar. Anarchisten hingegen, ich nehme mal das Beispiel von Bert Brecht, der ähnlich wie ich in der politischen Theorie ein Sozialist, aber im Wesen vermutlich ein Anarchist war, dürften da eher etwas vatergeschädigt sein – bei einer schwachen Mutter, ein zu starker (und doch abwesender) Vater, das macht die Kerle rebellisch, anarchistisch, wie überhaupt ein wenig all zu zerstreut, immer auf der Suche – nach dem verlorenen Vater, die schwache Mutter all zu sehr liebend.
Und? Erkennen Sie sich da irgendwo selbst?

Eine nette Provokation
@Schoenbauer: Natürlich gibt es unzählige Variationen, das sind sowieso alles nur gewissermaßen „Standardmodelle“. Wichtig ist auch immer, wie präsent die Personen sind/waren (Vater ab- oder anwesend, Mutter hingegen ist wohl nur in großbürgerlichen Familien oft auch abwesend). Auch meine Mutter war ja nicht wirklich schwach, sie war dem Vater definitiv körperlich unterlegen, aber mental wie geistig hoch überlegen (was den Vater dazu veranlasste, seine körperliche Dominanz mehr als gut war, ins Spiel zu bringen – gottseidank war er meist abwesend – und was mich vermutlich mehr geprägt hat als alles andere, will heißen: mich den Vätern gegenüber ein wenig entfremdet – mir selber fällt es schwer Vater zu sein – und gegenüber den Frauen all zu sehr geöffnet hat, mein Thema aus Leidenschaft – nicht aus „Einsicht und Überlegung“ ist Erotik/„Liebe“, was kein „männliches“ Thema ist).
Ich rede hier von Nihilismus und Anarchismus im Sinne von offener oder versteckter/unterdrückter Leidenschaft, weniger aus Überlegung (gibt’s das überhaupt bei Anarchisten – Überlegung und Einsicht? Brecht war, wenn er überlegte, sicherlich kein Anarchist, sondern eben Kommunist, und bei den Nihilisten wird die Überlegung – die Kritik – zum Selbstzweck, ich sagte es ja schon; aber was macht der „gefühlte Nihilismus“, jener mit einem Hang zum Fatalismus, zur Unterordnung auch, letzteren finden wir übrigens eher bei den Frauen – bei weibischen Männern – als bei Männern – männlichen Frauen -, warum wohl?)
Kurz: Theorielastige Menschen (so wie ich einer bin), können nicht wirklich Anarchisten sein, wenn doch, dann nur als unterdrückte/gefühlte. Sie könnten aber Nihilisten sein, was aber durch den Kopf, die Theorie, geht und dort widerlegt werden kann.
Die Auseinandersetzung mit bestimmten Themen ist daher auch immer eine Selbstauseinandersetzung, eine Selbstfindung, will heißen: im Negativen/ in der Negation Teil der Identität.
Ich setze mich vorwiegend mit dem Nihilismus auseinander, warum wohl? Der Anarchismus hat für mich keine theoretische Präsenz, den muss ich im Alltag meistern.

@Don Alphonso: Ich denke schon, dass ich verstanden habe, das Problem ist nur, dass ich den Nihilismus etwas anders definiere, bzw. etwas subtiler. Der „bombende Nihilist“, das wäre der „Selbstmörder“, der, der sich mit der Bombe selbst in die Luft jagt (wenn Gott schon tot ist, will man ihm ähnlich/nahe sein). Deswegen sind die Selbstmordattentäter in orientalischen Ländern so en voque. Der Anarchist, der ja auch bomben kann, liebt das Leben und tötet daher nur die anderen. Wir sollten das differenzieren, weil das mit dem Nihilismus in unserem Kulturkreis oft sehr pauschal als Verleumdung auch – der Sozialisten – gebraucht wird (der Vorwurf des „Anarchisten“ dagegen, hätte beinahe etwas aufwertendes). Allerdings wenn man es sich – entsprechend meines Schemas – vereinfachen möchte, dann könnte man auch sagen: die Kritikaster – hier im Blog – sind die Nihilisten (die Selbstmordattentäter/die, die sich selber widerlegen/aber nicht selber kritisieren/die vielleicht leicht Größenwahnsinnigen/die Muttergestörten) und der Rest die Anarchisten (die, die andere töten/andere kritisieren/sich unter Umständen aber auch/die Vatergestörten).
Wäre mal eine nette Provokation. Allerdings – und so ist es halt im Leben -, zumeist ist es komplexer.

Das Gute mit dem Schlechten durchsetzen
@Don Alphonso/Besucher: Das zeigt doch wie wenig Ahnung – absichtlicher- oder nachlässigerweise – die Presse hat und das erklärt vielleicht auch, woher das Interesse der vielen „Nihilisten“ am „plaudern“ kommt. Wir sollten uns aber dadurch nicht abhalten lassen unsere „Wahrheiten“ auch durchzusetzen. Die „Wahrheit“ alleine – wir wissen es ja schon – hat keine Bedeutung.

Einer der Frühen der das begriff, war ein gewisser Bert Brecht. Sein Episches Theater war ein diesbezüglicher Versuch, nämlich, die im Alltag – auf den bürgerlichen „Bühnen“ – nur missbrauchten Gefühle als „Kontrabass“, Sie erinnern sich?, dann auf seinem Bühnenspektakel zu ihrem Recht zu verhelfen; und Sie ahnen es, im Sinne von: Erst kommt das Fressen…

Um es auf den Punkt zu bringen: Gutes Benehmen ist eine Sache, aber es muss einem guten Zweck dienen, und für denselben Zweck kann auch schlechtes Benehmen gut sein. Und das ist nicht einfach eine Frage der individuellen Perspektive, sondern der realen Dialektik in der Gesellschaft. Der Mensch, der „Gutmensch“ – der besonders („Der gute Mensch von Sezuan“ zum Beispiel) -, nimmt immer einen Klassenstandpunkt ein, selbst dann/auch dann/vor allem dann, wenn er nach einer „Vernunftehe“ (oder anderen „vernünftigen“ Lösungen, dem „guten Leben“ zum Beispiel) strebt, oder in eine Versorgungsehe hinein gedrängt wird/sich hinein drängt.

Die „Perspektive“/der Klassenstandpunkt wird sich dadurch nicht sogleich verändern, Perspektive/Standpunkte hat man meist fürs ganze Leben, nämlich so, wie sie einem recht früh geschaffen waren.
Und diese Dinge revolutionieren, zersetzen die Klassen – insbesondere, die gehobenen und demoralisieren die Moral, besonders die der „da unten“. Daher gilt: „Dass der Arme nicht per se der bessere Mensch ist“, gar nicht sein kann (vgl. Maughams Parabel auf Gauguin in „Silbermond und Kupfermünze“).

Aus marxistischer Sicht kann es daher gar nicht genug „Vernunftehen“ geben, besser solche, als die vielen pseudoromantischen Liebesehen, die, die das Elend nur konservieren, die Moral versteinern lassen, sie verkleinbürgerlichen, alles Schlechte in den unteren Klassen nur potenzieren und die oberen vorzeitig degenerieren helfen (das o.g. Stück Brechts hieß übrigens sinnigerweise in seiner Urfassung, in den ersten 5 Strophen „Die wahre Liebe“, vgl.: wiki/Der_gute_Mensch_von_Sezuan).
So, das ist jetzt für einen Marxisten genug des Zynismus. Ich weiß gar nicht, was über mich gekommen ist.

Den Glaskasten nicht übersehen!
@Schoenbauer: Auch auf die Gefahr hin, dass das jetzt langsam zur Posse wird, aber ich halte es nun mal ziemlich streng mit den Begriffen: Brecht war halt ein Scheißkerl – nicht nur in Liebesdingen -, ähnlich wie eben der von Maugham indirekt beschriebene Gauguin. Aber während ein Gauguin vielleicht so etwas wie ein utopischer Sozialist war (und in mancher Hinsicht, wie ein Villon, ein Strauchdieb, jener Villon war ja auch eine Vorlage für Brecht) – zumindest im gelebten Sinne -, war Brecht halt tatsächlich ein Kommunist, ein besserer, wie ich meine, wie so manch „Held der Arbeit“, der uns da vom „sozialistischen Realismus“ à la DDR vorgegaukelt werden sollte. Und doch war Brecht eben Realist genug, um zu wissen, dass der beste Kommunist (sowenig wie die überzeugendste Wahrheit) nichts ist, wenn ihm die Mittel zur Durchsetzung seiner Idee(n) fehlen. Also machte er Kompromisse, solche, die ihn aber nicht kompromittierten, denn ein Scheißkerl war er sowieso. Und wie kann man einen Scheißkerl kompromittieren – durch eigentlich gar nichts, es sei denn, er täte das selbst, indem er seine Anhänger langweilte.

Das in etwa dürfte Brechts Motto gewesen sein – die Leute niemals langweilen! Und das schien mir sehr überlegt. (Anders bei Gauguin: der war das durchs Gemüt – durch und durch -, urgewaltig, wie das dem tragischen Helden noch so eigen ist).
Und bei dieser Gelegenheit nahm er all die Leute mit, die ansonsten seinen Überlegungen nichts hätten abgewinnen können – aber fasziniert waren, durch seinen gnadenlosen Realismus, seinen ruchlosen Kommunismus. Endlich mal jemand, der sie ernst nimmt, und nicht glaubt, sie mit billigen Ideologien einfangen zu können/zu müssen – so in etwa dürfte er auf die Leute gewirkt haben, auf völlig unterschiedliche. Und genau das ist für mich Kommunismus von bester Prägung: im Alltäglichen das Revolutionäre aufspüren, nicht durch das Revolutionäre das Alltägliche beschämen, es blamieren, und dabei so nebenbei die Massen zu Konsumenten, zu Zuschauern degradieren. Denn das wäre bürgerliches Theater.

Das allerdings steht im Gegensatz zum Pathos, einem solchen, wie ihn die Klassengesellschaft nun mal hervor gebracht hat, von Alters her, schon auf antiken Bühnen. Dieses Pathos ist nötig um die Entfremdung zu überbrücken, den antiken Helden (siehe oben) zu kaschieren, der ja in Wirklichkeit ein von Muttern gemachter war (siehe Achilles und die Affenliebe zwischen ihm und seiner Mutter Thetis, der Nymphe, und die Liebe zu seinem Patrokles in der Ilias, vgl. „Das Patriarchat in Hellas“ : faz.net/blogs/antike/archive/2009/12/21/achill-kein-vieh, bzw.: blog.herold-binsack.eu).

Ein solcher Pathos hat auf einer kommunistischen Bühne eigentlich nichts zu suchen und doch, soweit er Teil der Wirklichkeit ist, und nicht nur einfach diese affirmiert, kann er auch dort behandelt werden, dann aber kritisch-ideologiekritisch-selbstkritisch, so ganz nebenbei. Und am besten sollen das die Leute – die „Besucher“ (nicht Zuschauer!) – selber erkennen, nicht negativ vorgeführt bekommen – denn dann würden sie sich vorgeführt sehen. Das ist das Geheimnis des epischen Theaters: das eigentliche Leben – dessen Einheit in all ihren Widersprüchen.

@Unellen: Wer sagt denn, dass in/wegen einer arrangierten Ehe kein zufriedenes Sexualleben möglich sei. Die Frage ist dann natürlich auch schon: wie oft, wie lange und mit wem hat man das? Aber sind wir doch mal ehrlich: in der schönsten Liebesehe – wenn diese nicht überhaupt nur eine Fata Morgana ist – hält auch das zufriedene Sexualleben eben nicht „bis zum Tod“ (in meiner 1. Ehe hielt das mal gerade 6 Jahre und dann folgten weitere 6 Jahre – der Knechtschaft dann –; in der Bibel gibt es da eine Geschichte, wo das genau umgekehrt gewesen sein soll); irgendwann wird genau dieses zum arrangierten, zum A und O einer Vernunftsbeziehung (wogegen nichts zu sagen ist, nur soll man halt die Romantik in der Liebe nicht überhöhen, denn dann wird’s komisch).

Im Übrigen bin ich der Meinung, dass es neben der Liebe zum eigenen Kind (schon umgekehrt stimmt es nicht mehr!) keine Liebe mehr geben kann. Denn jede Liebe ist selbstlos, selbst verleugnend, und als solche, ginge sie denn über die Liebe zum Kind hinaus, wäre sie eben eine nihilistische Beziehung. (Wie war das mit Nietzsche, dem Weibe und der Peitsche? Wir wissen halt immer noch nicht, wie er das eigentlich gemeint hat, so interpretierbar scheint uns das.)

Die Liebe der Geschlechter – oder auch die innerhalb eines Geschlechts, wir sind ja modern -, ist immer Ausdruck des gesellschaftlichen Arrangements. Jenes Arrangements zeigt sich halt nicht in jedem Fall so deutlich, wie von Don Alphonso für die oberen Klassen beschrieben. Aber es drückt jeder Geschlechtsbeziehung seinen Stempel auf. Das Zivilrecht, im Übrigen, spätestens dann das Scheidungsrecht, das Unterhaltsrecht, bringt das dann alles wieder auf den entscheidenden Punkt: es geht um Versorgung, um Versorgungsansprüche, die, die durch die Ehe, u.a. durch den Liebesdienst darin, erworben sind. Der, der da behauptet, das alles ginge ihn nichts an, soll nicht zu schnell mit dem ersten Stein werfen, denn er übersieht womöglich den Glaskasten, in dem er sitzt.

„Einen guten Arzt“
@Stallbursche: Können Sie mir einen empfehlen?

Grammatik, Sprachgefühl und: auf die Wäsche achten!
@Nachbesserer: Danke für die Belehrung. Sie haben mit Sicherheit recht. Nur bedeutet das nicht, dass mir das gefallen muss, wie es offenbar grammatikalisch möglich ist. Daher ist es mir ja auch aufgestoßen, es lag mir beim Lesen irgendwie quer. Mag sein, dass mein Sprachgefühl nicht von Bedeutung ist, aber gesagt haben wollte ich es: es gefällt mir so nicht.
Daher habe ich auch nicht den „Oberlehrer“ raushängen lassen, wie Sie mir jetzt vorwerfen, sondern ganz vorsichtig formuliert gefragt: „oder irre ich mich, wenn es heißen müsste/könnte?“ Da mir auch mein eigener Vorschlag so nicht gefallen wollte, hatte ich zumindest in Bezug auf das „und ich“ eine Alternative in Klammern gesetzt („meiner Wenigkeit“), was ich für etwas eleganter hielt.
Nun ja: Die Grammatik erlaubt eine Regelung, weil das Sprachgefühl sich u. U. daran stört. Offenbar nicht nur das meinige. Das scheint mir doch zumindest erkennbar!

@Ariadne: Ich fühle mich da ein wenig angesprochen, meine Frau ist 22 Jahre jünger als ich. Und Sie haben natürlich recht (wie viel „Vernunft“ in dieser Ehe ist, und vor allem auf welcher Seite, kann ich im Moment noch nicht beurteilen, wir sind gerade erst im sog. „verflixten 7. Jahr“, warten wir noch ein bisschen!). Der wesentlich ältere in der Beziehung, und wenn das eine Frau sein sollte, wäre das noch ein wenig problematischer (ist keine Anspielung auf die Orangenhaut, sondern darauf, dass Männer erheblich anspruchsvoller sind – diesbezüglich; ich wüsste nicht, ob ich eine 22 Jahre ältere Frau haben wollte, es sei denn, sie wäre Tina Turner, zum Beispiel), muss schon auf seine Unterhosen achten, und auf das, was drunter ist. Aber muss das nicht eigentlich jeder/jede?
Vielleicht gibt es gerade deshalb in solchen Beziehungen ganz gewisse Probleme nicht? Also ich denke da an mich, und was für Unterwäsche ich vor 30 Jahren meinen Partnerinnen so alles zugemutet habe. – Na ja, mein Körper war vielleicht ein bisschen straffer und die Unterwäsche ehe nicht sonderlich wichtig. Und doch: es gingen ja alle Beziehungen letztlich in die Brüche, wer weiß, ob nicht doch die eine oder andere Geschmacklosigkeit, meinerseits, den Ausschlag dafür gab. Will heißen: man(n)/frau sollte in Form bleiben, und sollte auf die Wäsche achten, gleich wie groß der Altersunterschied ist!

Auf der Stufenleiter der Liebe
@Unellen: Die Doppeldeutigkeit in meinem Beitrag haben Sie elegant ignoriert. Aber bitte, es geht auch so. Ich habe jetzt gerade wieder eine Eheschließung beobachten dürfen, die ganz offensichtlich arrangiert ist, und doch scheinen die beiden sich zu mögen (auf welcher Stufenleiter der „Liebe“, weiß ich natürlich nicht), sie haben sogar schon die erste und die zweite Provokation aus dem Verwandtenkreis abgewehrt. Das spielt sich natürlich in orientalischen Kreisen ab, das scheint mir evident. Um es mal auf den Punkt zu bringen: die Wahl der Eltern muss ja auch nicht unbedingt – auch in Hinsicht auf sexuelle Attraktivität – die verkehrteste sein. Kluge Eltern haben so was im Auge, voraus gesetzt, dass sie auch mal „jung waren“.
Was Ihren letzten Satz angeht, da möchte ich Ihnen nicht widersprechen. Und doch ist die in etwa vergleichbare Bildung schon – zumindest für mich – lebenswichtig. All zu große Bildungsunterschiede erlauben die vielleicht heißesten One-Night-Stands – die „Differenz“ erzeugt da u. U. eine etwas wildere Fantasie/guter Sex ist letztlich die Fähigkeit zu einer entsprechenden -, aber die Ansprüche an das Leben müssen zusammen passen. Ansonsten gibt es zu sagen, dass Milieuunterschiede (was genau meinen Sie damit? – Kultur-, Klassenunterschiede…) auch sonstige Probleme bereiten, denen man sich gewachsen sehen muss.

Mit 9 Jahren verheiratet
@Schoenbauer: Nun Ja. Die Großmutter meiner Frau wurde mit 9 Jahren verheiratet. Ich weiß wohl nicht, wie groß da der Altersunterschied war und wie lange es dann dauerte, bis sich der erste Nachwuchs einstellte (und wie viele davon die Geburt überlebt haben), aber der jeweilige Altersunterschied zwischen den Kindern ist enorm. Und: die Ehe schien sich zu bewähren. Bis zuletzt eine innige Beziehung, geradezu rührend mit an zu sehen, der Großvater ist erst kürzlich gestorben. Die Großmutter ist wohl inzwischen auch schon recht alt, aber noch so fit, dass sie direkt nach dem Ableben ihres Mannes eine Reise nach Mekka machte – ganz alleine. Und eine nicht unwesentliche Beobachtung vielleicht: sie schien mir in dieser Ehe eigentlich die Chefin zu sein.

Absurdes Patriarchat
@Muscat: „wie viele Ehen kennen Sie denn, wo der Mann der Chef ist??“ – Keine!!! Das heißt, ich muss mich korrigieren, die die ich kennen würde (glaube, gekannt zu haben), sind eben deswegen alle gescheitert. Absurdes Patriarchat!
@Schoenbauer: …Die „Großmutter grüßen“. Gerne, wenn sie noch lebt, wenn ich das nächste mal den Iran besuche, was ich zur Zeit aber nicht annehme (ich meine, dass ich den Iran besuche!)
@Arbeiterkind/Ariadne: Den 2. Hauptsatz der Thermodynamik kenne ich zufällig (und glaube auch, ihn begriffen zu haben, Stichwort: Entropie), die anderen aber nicht, zumindest nicht auswendig. Bin ich nun ungebildet?

Die Fähigkeit gute Fragen zu stellen
@Arbeiterkind: Sie haben natürlich recht, das Problem scheint mir aber, wie gerade solche Fächer – Mathe/Physik – in den Schulen vermittelt werden. Ich persönlich hatte mit Mathe nie Probleme, versuchte sie aber zu verstehen wie eine Naturwissenschaft. Da scheiterte ich an meinen Lehrern. Das frustrierte mich und ich hasste es Formeln auswendig zu lernen (wie Englischvokabeln), deren Sinn uns nicht vermittelt werden konnte. So habe ich mich lange nach meiner Schul- und Studienzeit erneut damit beschäftigt, im Rahmen dann meiner eher philosophischen Interessen. So habe ich auch in meinem naturwissenschaftlich wie mathematisch gebildeten Bekanntenkreis mal rumgehorcht und festgestellt, dass die Besten wohl Formeln und Lehrsätze auswendig kennen, und manche auch gewisse Zusammenhänge nachvollziehen, soweit ein Interesse daran besteht, aber selten in der Lage sind einer philosophischen Debatte zu folgen, die über das mechanische Weltbild eines Aristoteles hinaus ginge. – Wohlgemerkt – die Besten davon! Ich habe Physiker kennengelernt, praktizierende, Professoren, die am Ende ihrer Weisheit das Phänomen der Instantanität, also letztlich die Übertragung im „virtuellen Raum“ (vgl. hierzu auch den höchst interessanten, um nicht zu sagen: provokanten, Beitrag: „Aporien des Cyberspace“ – aus dem „Cyberspace“ gewissermaßen), als Beleg für eine Art „intelligentes Design“ gesehen haben wollen. – Leute, die normalerweise, zumindest in ihrem beruflichen Alltag, nicht an eines Gottes Walten glauben!

Philosophie ist für mich mehr als nur ein Spezialfach, und auch mehr als eine Art Superwissenschaft (und Wissenschaft sollte sie sein!), denn Grundlage für „ausgereiftes“ (und doch weiter reifendes) Denken, auch und gerade für das Alltagsdenken. Wie kann man aber ausgereift denken, wenn einem die Fähigkeit abhanden geht gewisse physikalische (oder auch biochemische, und ganz aktuell: neurophysiologische) Zusammenhänge in unserem Kosmos zu begreifen, was im Übrigen auch nicht geht, ohne einen, und wie ich finde – naturwissenschaftlichen – Zugang zur Mathematik. Selbst wenn man Pythagoras nicht folgen mag, denn auch für mich ist die Welt eine voller „Dinge“ – eine materielle Welt (nicht nur: reale“ Welt) – und nicht einfach nur „Zahlenwelt“. Nach jenem Dr. Palm gar – siehe oben – ist sie eine materialisierte (nicht „materielle“!) Welt selbst im virtuellen Raum.

Eine Zahlenwelt scheint sie nur zufällig (und welcher Mathematik da im virtuellen Raum zu folgen wäre, ist mir vorläufig auch noch nicht klar, denn auch Mathematik wird durch Kausalität erst möglich, wahrscheinlich wird dort bald auch die Mengenlehre obsolet, denn die Zugehörigkeit zu einer Menge/einem Funktionsraum weicht den multiplen Andockstationen – „Synapsen“ – im löchrigen Hyperraum), so ganz nebenbei, eben wegen ihres gewissermaßen algorithmischen Aufbaus, und vermutlich auch vermöge unseres solchermaßen dann „identisch“ arbeitenden Gehirns: so funktionieren die Schleusen für die Botenstoffe im Hirn ähnlich der technischen Hydraulik, setzen dabei aber elektrisch leitende Salze frei. Am Ende haben wir dann so etwas wie einen sich selbst organisierenden Organismus – der nur Energie aufnehmen muss und Abfall – „Botenstoffe“ – ausscheiden darf, eben jener „Hydraulik“ so ähnlich: geregelt von körpereigenen Säften/Elektrolythen, gewonnen aus den Stoffwechselprodukten/Ausscheidungsstoffen/Exkrementen, die eben nicht durch den Darm ausgeschieden werden, sondern im Mikrokosmos des Körpers vorher vorverdaut. Es genügt aber nicht, das einfach zur Kenntnis zu nehmen, die wichtigste Frage bleibt doch: warum ist das so? Woran orientiert sich das? Was ist die „Supermatrix“ hierfür? – Nach meinem Verständnis – der Mikrokosmos. Und doch beinahe noch wichtiger als eine solche Antwort – denn welche wäre schon die richtige? -, ist die Fähigkeit solche oder so ähnliche Fragen zu stellen!
Das wäre für mich die Mindestanforderung an eine heute notwendige Allgemeinbildung: die Fähigkeit gute Fragen zu stellen!

faz.net/blogs/stuetzen/archive/2010/01/05/zwang-vernunft-versorgung-und-arrangement

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