Nostalgiker und Top-down-Erzieher – die zwei Seiten einer Medaille

Diesen Beitrag will die FAZ wohl nicht freischalten!? Mit der Kritik des „anschauenden Materialismus‘ trifft man wohl immer noch am besten ins Mark des bürgerlichen Selbst- und Weltverständnisses.
Nachtrag: Erheblich verspätet, aber heute ist der Beitrag freigeschaltet. Und auch bereits indirekt kommentiert. Der Sozialismus sei „gescheitert“, so die bequeme wie verständnislose Antwort. Meine Antwort – siehe unten – zielt implizit auf die längst fällige Antwort zu der im Raum stehende Frage, inwieweit der Sozialismus wirklich gescheitert ist, und worin hier die Chancen liegen. Eine Frage, die ich indirekt in all meinen Beiträgen mit zu beantworten suche. Doch wird es Zeit, sie konkret-historisch und auf der Grundlage der marxistischen Theorie so zu beantworten, dass daraus auch eine revolutionäre Taktik entwickelt werden kann!
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Nostalgiker und Top-down-Erzieher – die zwei Seiten einer Medaille
„Wenn wir nicht als Traditionalisten und Nostalgiker argumentieren wollen, aber auch nicht als Avantgarde und Top-down-Erzieher, können wir den gemeinsamen Boden nur beschreiben als eine gemeinsame Entwicklung, etwas, das schon begonnen hat, Kräfte entfaltet, Wissen generiert, auf einem Weg ist.“ Diese Sicht blendet aus, dass es keine „gemeinsame Entwicklung“ gibt, wo gegensätzliche Interessen, sprich: Klassengegensätze wirken. „Gemeinsam“ ist ihnen lediglich das „Schicksal“ ihrer Gegensätzlichkeit. Die Einheit ihres Widerspruchs. Ich bevorzuge daher den marxschen Praxisbegriff, nämlich wider den anschauenden Materialismus Feuerbachs. So lösen wir auch das Avantgarde-Masse-Problem. Denn hierin sind wir stets beides – im Widerspruch. Nostalgiker und Top-down-Erzieher sind aus dieser Perspektive allerdings die zwei Seiten einer Medaille – nicht Alternative.

Scheitert der Sozialismus scheitert der Kapitalismus
Solange es Kapitalismus gibt, wird es auch immer wieder Sozialismus geben. Aus dem unlösbaren Gegensatz von Kapital und Lohnarbeit heraus. Daraus folgt im Übrigen auch: scheitert der Sozialismus scheitert auch der Kapitalismus, wie wir aktuell ja beobachten dürfen. Aus diesem Scheitern lernt das Kapital aber nicht wirklich, wie die aktuelle scheinbare Wiederholung der Geschichte zeigt. Als Antwort auf die Krise folgen immer Faschismus und Krieg. Und das wiederum bringt den Sozialismus dazu, auch sein Scheitern aufzuarbeiten und erneut den Angriff auf das Kapital zu wagen. Bei Strafe des Untergangs der ganzen Menschheit. Im Gegensatz zum Kapitalismus ist der Sozialismus, dank seiner wissenschaftlichen Grundlagen und Methoden, lernfähig. Hierin ist „Scheitern“ Teil-Bedingung seiner Entwicklung, Voraussetzung seines revolutionären Selbstverständnisses. Denn, und das ist das Wesen an der Kritik des „anschauenden Materialismus“: Die Kritik desselbigen ist zugleich auch Selbstkritik.

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