In der Kritik der Zerrspiegel

In der Kritik der Zerrspiegel
Die Religion bietet nur die Zerrspiegel für eine Weltbetrachtung, welche uns daran hindert, uns in unseren wirklichen Kämpfen zu sehen. Und es ist die Moderne, die sich da im letzten Gefecht befindet, in ihrem jetzt schon mehr als 100-jährigen Krieg. Dass wir nun mit Feuerbach die Religion erneut (und als solche) kritisieren (müssen), verdanken wir einer untergehenden Gesellschaft, die den Anschein zu erwecken sucht, sie sei zu ihren Wurzeln zurückgekehrt. Und damit den Grundirrtum, der in diesen Wurzeln verborgen war, und der religiös konnotiert ist, hervorgekehrt hat. So wie die irdische Endlichkeit in einem göttlichen Wesen aufgehoben sei, müsse man eine Gesellschaft nur entsprechend verklären, um sie vor ihrem Schicksal zu bewahren. (Und die Dämonisierung derer Gegner, ist hiervon nur die Kehrseite.) Wer also die Traditionen einer Moderne der Moderne selbst entgegenstellt, stellt die vergangenen „100 Jahre“ dem womöglich 1 Tag entgegen, in dem sich deren Schicksal erfüllt.

http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/kermanis-friedenspreisrede-wir-der-westen-13863434.html

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