Flucht aus der Regenzeit
Bin vor Jahrzehnten (mit meiner damaligen Freundin) mit dem Wohnmobil unterwegs gewesen. Und Ende September haben wir in Lugano am See zu campieren gesucht. Dann kamen die Wolken. Uns war intuitiv klar, dass das ein böses Ende nehmen wird. Regen ohne Ende. So machten wir uns auf den Weg – in Richtung Süden. Täglich dem Regen einen Tag vorauseilend. Erst in Portugal hatte der Regen keine Chance mehr. Am Ende sind wir 6000 Km gefahren, innerhalb von 3 Wochen. Schließlich hatten wir die ganze iberische Halbinsel umrundet. Als wir nach Hause kamen, fragten uns die Leute, wo wir bloß gesteckt hätten. Sie hatten schon befürchtet, wir wären in dem Unwetter um Genua umgekommen. Stattdessen vergnügten wir uns in dieser Zeit mit unseren Fahrrädern auf den Klippen der Atlantikküste – mit Tagestouren. „In diesem Puff kriegt jeder, was er braucht“, klingt mir ein wenig zu sehr nach nihilistischer Selbstverleugnung, als nach Villon. Der wäre vermutlich in den nächsten Puff abgestiegen, so wie wir aus der Regenzeit geflüchtet.
blogs.faz.net/stuetzen/2015/10/12/back-in-dreck