Das Wesen, welches nottut

Das Wesen, welches nottut
1000 m Höhenunterschied habe ich noch nicht geschafft. Hier im Taunus waren es maximal rund 600. Meistens mit dem Mountain Bike; denn hier wird das nicht geduldet, wenn man als Radfahrer (talwärts) dann schneller ist als ein Autofahrer oder Biker. Mit 80 dann von einem Autofahrer mit 100, oder von einem Biker mit 160 überholt zu werden, bei engem Gegenverkehr, kostet zu vielen Radfahrern das Leben. Überall Kreuze. Natürlich sterben immer noch mehr Biker, doch diese ob ihrer grenzenlosen Selbstüberschätzung. Nun gut, ich bin ein wenig älter als Sie. Ich bin in dem Jahr geboren, an dem Stalin gestorben ist. Gottseidank, möchte ich sagen. Und es mag sein, dass das der Grund für ist, dass ich diesen Satz von Ihnen kritisch betrachte: „Menschen, das sage ich ganz offen, halte ich für eine grandios überschätzte Nebensächlichkeit der Evolution.“

Er ist keine Nebensächlichkeit, der Mensch. Allerdings kommt es auf die Perspektive an. Das Menschenleben an und für sich dürfte überschätzt sein. Aber nicht, weil das Leben als solches überschätzt wird, sondern nur weil eine gewisse selbstgerechte, um nicht zu sagen: vorerst unberechtigte Voreingenommenheit darin korrigiert werden muss. Der Mensch ist, bzw. sollte das Subjekt sein, das dem Objekt-Sein einen Sinn verleiht. Was bedeutet schon eine Umwelt, wenn sie von niemanden so wahrgenommen wird, wie von einem Subjekt. Dieser Umwelt also ein Bewusstsein seines Selbst fehlte. Selbst die über Millionen von Jahren existiert habenden Dinosaurier, bekamen doch erst ihren Sinn, als sie in unseren Kinderzimmern als Abbildung davon in Erscheinung traten.

Im Angesicht der „Schizophrenie“ unseres immer noch prähistorisch wirkenden Bewusstseins, tut ein Wesen allerdings not, welches schließlich die Dichotomie zwischen Objekt und Subjekt in sich aufzuheben vermag. Welches das „selbstverschuldete (irdische wie geistige) Elend“ (Kant), was es doch trotz dieses herrlichen Subjekt-Seins, nur dank seiner Entfremdung ob seines „an sich’s“ (Kant) von seinem „für sich“ (Marx) noch zu erleiden hat, endlich beendet. Doch bis es dahin kommt, bleibt es stecken, dieses Subjekt, zwischen seiner Selbstbestimmtheit in einem noumenalen Kosmos und seinem Fremdbestimmt-Sein in seiner phänomenal arbeitenden Selbstwahrnehmung.

Schafft der Mensch – das (behauptete) Subjekt -, dies nämlich nicht, macht es also seinen Sinn, im positiven Sinne nicht zum Sinn des Lebens schlechthin, schafft es also den Sprung vom „Reich der Notwendigkeit ins Reich der Freiheit“ (Marx) demnach nicht, wird es wohl so gewesen sein, dass dessen (kurzes) Leben bedeutungslos war. Und bis dahin macht es nur für das gequälte Vieh vielleicht einen Unterschied, ob wir es als Mortadella oder Kuchen ausbeuten.

blogs.faz.net/stuetzen/2015/10/06/der-tod-ist-eine-rheinlaenderin-mit-vorliebe-fuer-mortadella

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