Eingeflüstert

Eingeflüstert
Der Vater, der sie erschlagen wollte, wenn sie nicht in die Heirat einwillige, sagt nun: „In Deutschland bist zu sicher“. Was soll man davon halten? Entweder offenbart hier jemand ein quasi schizophrenes Innenleben, oder an der Geschichte stimmt was nicht. Wir werden wohl nie erfahren, was hier wahr oder unwahr ist, dennoch müssen wir uns mit solchen Geschichten auseinandersetzen. Wir sollten nicht all zu blauäugig sein, wie der Autor Mankell uns noch kurz vor seinem Tod mitzuteilen wusste; doch bleibt auch notwendig, Verständnis zu haben. Für unwahre Geschichten, aber auch für schizophrene Bewusstseinslagen. Wenn die Geschichte stimmt, dann wäre sie ein Beleg dafür, dass die Menschen immer noch im magischen Denken befangen sind. Ein Bewusstsein also haben, das diesen Begriff noch gar nicht richtig verdient. Die Phänomene unserer Außen-, wie Innenwelt als halluzinierte, als „eingeflüsterte“ (Julian Jaynes) wahrnehmend.

@Oliver Georgi
Sie haben Recht. Sorry. Dennoch dürfte es solche Phänomene geben, wenn auch jetzt nicht an diesem Beispiel nachweisbar. Und es bleibt natürlich die Aufforderung an uns „Lügen und Wahres“ ein wenig kreativer zu behandeln, als wir dies für gewöhnlich tun. Entgegen den nun in Massen auftretenden „Bedenkenträgern“ möchte ich betonen, dass traumatisierte Menschen oft zwischen Lüge und Wahrheit gar nicht unterscheiden können, bzw. Lügen eine Form der Traumabewältigung sind; jetzt mal völlig abgesehen von dem Opportunen. Ich erlebe das nicht selten mit Migranten – beruflich wie privat -, von denen ich annehme, oder gar weiß, dass sie traumatisiert sind. Ihre Lügen kommen mir vor wie Sherazades Märchen aus 1001 Nacht. Alles zu dem Zweck die „Dämonen“ zu verscheuchen, das Böse auf Abstand zu halten, die Gefahr zu bannen. So habe ich mehr als einmal erlebt, wie die unvermittelte Konfrontation mit der Wahrheit, also mit dem, was wir glauben, was wahr ist, solche Menschen in eine hysterische Schockstarre versetzt haben.

blogs.faz.net/hierundjetzt/2015/10/06/flucht-vor-dem-militaer

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