Er hieß von nun an der „Stählerne“

Er hieß von nun an der „Stählerne“
Nicht, dass ich als überzeugter Marxist ein solches Denkmal zu fürchten hätte, oder gar zu verhindern suchte. Ich denke nur, dass der Verfasser nicht bemerkt, wie genau diese Art der Kritik, ein solches Denkmal geradezu verunmöglicht? Dass die Opfer des Kapitals mit den Opfern des Kommunismus mindestens mithalten können, das habe ich schon an anderer Stelle gesagt. Doch bin ich an solchen makabren Vergleichen gar nicht wirklich interessiert. „Das Ganze“ (die Wahrheit) ist auch hier, gemäß der hegelschen Dialektik, bedauerlicherweise, könnte man sagen, „mehr als die Summe“ (die Gegenüberstellung) „ihrer Teile“. Schon mit dem 1. Weltkrieg, ein Krieg des Kapitals untereinander (und der 2. Weltkrieg war gewissermaßen dessen Fortsetzung), haben die Menschen verlernt, den Tod zu fürchten. Mit dem „Kruppstahl“ (übrigens auf beiden Seiten der Front) ward der moderne Nihilismus geboren. Und damit war auch der Marxismus ein anderer geworden. Er hieß von nun an der „Stählerne“.

Von der Diktatur der Klasse zur Diktatur des Kaderapparats
Dann empfehle ich Ihnen, Herr Scheffler, einen Blick in die Entwicklung der „Diktatur des Proletariats“ bei Marx, z.B. anhand der Erfahrungen der Pariser Kommune, das heißt ihrer Niederschlagung, und dann bei Lenin und Stalin. Die Diktatur des Proletariats bei Marx steht der Diktatur der Bourgeoisie entgegen – als Klassendiktatur. Und dies im Prinzip unabhängig davon, welche Regierungsform damit gemeint ist (demokratisch vs. totalitär). Bei Marx (wie auch bei Engels) handelt es ich um eine objektive Kategorie, die sich direkt aus der Produktionsweise ableitet. Bei Lenin verschiebt sich das dann weiter zum Subjekt, um bei Stalin schließlich den Kader der Partei zu meinen. Von der „Klassendiktatur“ (Marx/Bürgerkrieg in Frankreich) zur „Eisernen Disziplin der ganzen Klasse“ (Lenin/Der Linke Radikalismus…) bis zum „Wie der Stahl gehärtet wurde“ (Stalin, vgl. Ostrowskis gleichnamiger Roman und: ZWEITER TEIL). Geben Sie letzteres in die Suchfunktion meines Blogs (Herolds Weblog) ein; und sie werden in die Historie geleitet!

Diamat oder Pragmatismus
Nur, dass man in der DDR keinen historischen und dialektischen Materialismus gelehrt hat, sondern nur eine apologetische Philosophie, die dem imperialistischen Pragmatismus in nichts nachstand. Und das ist recht deutlich an Ihrer Antwort zu erkennen. Die Wahrheit interessant sie nicht, nur die Bestätigung Ihrer Vorurteile und Interessen. Die marxistischen Begriffe sind durch diesen Missbrauch aber nicht obsolet.

Die Klassiker lesen reicht nicht
Sehr geehrter Herr Scheffler, ich bestreite nicht, dass Sie oder andere Bürger der DDR die Klassiker gelesen haben; doch um sie zu verstehen, muss man sie immer wieder lesen – ein Leben lang. Dabei kommt es darauf an, dass man sie umzusetzen sucht, und dabei weiterentwickelt. Ansonsten macht man aus einer Wissenschaft ein Glaubensbekenntnis, oder, wie im Falle der DDR: eine Apologie. Wenn Sie aufhören damit, war alles umsonst; dann ist es so, als hätten Sie sie nie gelesen. Die schlimmsten Renegaten kommen meist aus den Kreisen, die die Klassiker „mal gelesen“ haben. Im „Linken Radikalismus…“ zeigt Lenin am Beispiel Kautskys, wie da jemand genau an der Stelle scheitert, wo er hätte beweisen können, dass er ein revolutionärer Marxist ist, je gewesen ist. Bis dato war dieser Kautsky vielleicht der einzige in der Sozialdemokratie, der einem Engels das Wasser reichen konnte. Aber er ist zum Renegat geworden, im Angesicht der Aussicht auf Teilhabe an den imperialistischen Extraprofiten.

faz.net/aktuell/politik/ausland/james-kirchick-die-opfer-des-kommunismus-verdienen-ein-denkmal

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