Aufgehübschter Raum

Aufgehübschter Raum
Schon witzig, dass Ihnen das ausgerechnet in einer U-Bahnstation im Frankfurter Westend, also in einem sog. besseren Viertel Frankfurts, passiert. Seit ich diese Stadt vor 11 Jahren verließ, arbeiten muss ich dort noch, und in den Taunus zog, genieße ich nicht nur die Ruhe hier, auch die der Leute, sondern den oft auch besseren Geschmack eben dieser Leute. Die Strukturen im Kopf scheinen auch der Struktur der Landschaft zu folgen. Ich denke, dass das beste Viertel Frankfurts sich nicht mit dem schlechtesten in meinem Taunusstädtchen vergleichen lässt. Arme Leute und „arme Viertel“ gibt es auch hier, und dies nicht zu knapp, doch, und dies zumindest glaube ich: nicht so viele Geschmacksgestörte.

Ich denke, dass sich auch in Frankfurt kaum einer auf diese Bank setzt. Ist sie doch vermutlich dafür konstruiert, müde Gesellen davon abzuhalten, sich da schlafen zu legen. Und diese Stadt macht schon müde. Nicht ob ihres Raumes, wie wahre Großstädte, wie Istanbul oder Isfahan, sondern ganz im Gegenteil, wegen ihrer Gedrängtheit, ihres Gedränges – auf engstem Raum. Wegen der vielen Menschen, die sich nichts zu sagen haben, ja die sich nicht mal blöde angucken.

Darüber hinaus soll ein solches Gestell wohl nur den leeren Raum füllen. Gerade den im Kopf der Leute. Selbst die hässlichste Stahlbank schafft einen diesbezüglichen Kontrapunkt. Lässt den gehetztesten Kopf nachdenken, über die Sinnhaftigkeit von Ruheplätzen. Wenn auch in diesem Fall nur als ein reine Möglichkeit, eine, die niemals Wirklichkeit wird.

Also hübscht man den Raum ein wenig auf – mit Stahldesign. Mit dem „Aufhübschen“ hat der Kapitalismus ja so seine Erfahrung.

blogs.faz.net/stuetzen/2013/11/21/der-sadomasoskandal-der-frankfurter-banken

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