Die bürgerkriegsähnliche Gewalt geht von der Staatsmacht aus

Die bürgerkriegsähnliche Gewalt geht von der Staatsmacht aus
Guter Beitrag. Und alles richtig, bis auf die Behauptung, dass es „bürgerkriegsähnliche Gewalt“ zwischen „linken und rechten Gruppierungen“ gegeben hätte. Damals wie heute geht die Gewalt von einer Staatsmacht aus, die sich nicht scheut, rechte, sprich: faschistische/islamistische Kräfte gegen die Linke zu mobilisieren. In Istanbul liquidierte in den 80ern ein übereifriger kleiner Abteilungsleiter der Kriminalpolizei die Linke auf eigene Rechnung. Stellte unter Führung des Gladionetzwerk private Todesschwadronen zusammen. Dieser Mann avancierte unter Erdoğan zum Polizeipräsidenten, er hieß Mehmet Ağar; und bis zum Innenminister hatte er es schließlich gebracht, als er, infolge des Susurluk-skandals, dann endlich – als prominentester Kopf, sozusagen – stürzte. Er war der Capo des organisierten Verbrechens in der Türkei. Und er ist es vermutlich heute noch. Und diese Leute sind es, die auch heute den Bürgerkrieg provozieren.

Verblendungszusammenhang nicht verkennen
@Birkan: Sie unterschätzen völlig die Wirkung der Selbstverblendung besonders derer, die da glauben, die Verhältnisse „von innen heraus“ zu kennen. So zum Beispiel ist das, was die Türken als „einig Volk“ bezeichnen, reine Ideologie. Geschaffen von Mustapha Kemal, und diese aufs aggressivste gerichtet gegen die nichttürkischen Völker und Minderheiten in der Türkei. Ein Nationalismus, der im Blut zum Beispiel des armenischen aber auch kurdischen Volkes gehärtet wurde, macht es denen, die sich dessen nicht bewusst sind und dazu kein kritisches Verhältnis entwickeln, schlicht unmöglich, etwas zu begreifen, was diesen Horizont sprengen würde. Der gegenwärtige Kampf der Jugend in der Türkei richtet sich hoffentlich nicht nur gegen den ewiggestrigen politischen Islam eines Erdogan, sondern auch gegen den nicht minder reaktionären Kemalismus. Das ist die Hoffnung all deren, die die Türkei aus dem Herzen der unterdrückten und ausgebeuteten Volksmassen heraus kennen.

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