Nicht nur „Projektionsfläche“ – politische Bühne

Nicht nur „Projektionsfläche“ – politische Bühne
Die „Projektionsfläche“ ist längst zur politischen Bühne geworden. Einer absurden womöglich, dennoch deswegen eben nicht minder gefährlichen. Jede Form der Psychologisierung dient deren Verharmlosung.
„Es bonapartistet“, betitelte ich daher erst kürzlich die Semantik eines FAZ-Artikels, wo der Redakteur nämlich meinte, dass „dem europäischen Diktator (…) leicht noch mehr einfallen (wird), was sich alles noch zentralisieren“ ließe. Was mir folgenden Kommentar abnötigte:

Es „bonapartistet“ wirklich gewaltig. Lenin definierte den Bonapartismus als den Zustand, wo die „Arbeiter noch nicht, die Bourgeoisie hingegen schon nicht mehr fähig“ sind, nämlich zur Machtübernahme, resp. deren – Erhaltung (Über die Pariser Kommune, S. 18, Einzelausgabe, Dietzverlag). So schickt sich diese machtverwöhnte Bourgeoisie an, solch ein Vakuum erst gar nicht entstehen zu lassen. Während man die Brüsseler „Technokraten“ der Diktatur bezichtigt, bereitet man sich auf den Tag vor, wo diese – ob des scheiternden Euros – obsolet sein könnte. Europas Konservative üben sich schon mal in der revolutionären Semantik – einer antieuropäisch-nationalrevolutionären. Doch die „Arbeiter“ Europas wissen nur zu gut, dass ihr Schicksal über das eines „vereinten Europas“ ganz sicherlich hinaus gehen wird – wo diese EU keineswegs ein revolutionäres Projekt ist – doch niemals hinter ein jenes.

zeit.de/2011/50/Guttenberg-11-12-11

   Sende Artikel als PDF   
Dieser Beitrag wurde in Krise des Kapitals veröffentlicht. Ein Lesezeichen auf das Permalink. setzen. Kommentieren oder einen Trackback hinterlassen: Trackback-URL.

2 Trackbacks

  • Von Die Gefahr für den Weltfrieden am 19. Dezember 2011 um 18:16 Uhr veröffentlicht

    […] (finanzpolitische) Lösung mehr. Und genau darauf bereiten sich Europas Konservative nun vor. Der Bonapartismus liegt in der Luft – in ganz […]

  • Von Relative Nationalisten am 26. Dezember 2011 um 20:16 Uhr veröffentlicht

    […] an Guttenberg relativ hatte“. Für mich ist das der beste (Halb-)Satz. Denn das ist es, was die Konservativen jetzt so gerne hätten: einen relativen Nationalisten – ohne jenes eh aus „dem Osten kommende“ […]

Einen Kommentar hinterlassen

Sie müssen angemeldet sein, um zu kommentieren.