Mit Lebenslügen gegen die Zeit
Man kann es drehen und wenden wie mal will. Beschönigen, verheucheln, beschimpfen, verlästern. Aus der Perspektive einer rasant (zusammen)wachsenden Weltbevölkerung ist der „Individualverkehr“ erledigt. Inwieweit dies auch auf den „sexuellen“ Individualverkehr (yast 2000) zutrifft, hängt sicherlich noch von weiteren Parametern ab. Aber natürlich bedeutet eine enger zusammen wachsende Bevölkerung, dass das Individuum, auch und gerade das mit einem anderen kopulierende, seine liebe Not haben wird. Soweit zur Logik der Problematik(en).
Das Thema hier aber, und so will es mir scheinen ((oder ich verstehe die (Eigen)Satire nicht!)) ist durch den guten Alphonso wohl schön beschrieben, doch dabei ein wenig daneben.
Genauso gut könnte man auch der Epoche der Pferdekutschen einen poetischen (dann sicherlich reichlich verspäteten) Abgesang nachschicken (HansMeier555 spitzt sicherlich schon die Lauscher). Es wäre so witz- wie sinnlos. Wer möchte heute noch in einer Pferdekutsche fahren. Außer vielleicht gewisse Abkömmlinge von jenen längst untoten Herrenhäuser.
Ich gebe es zu. Auch ich bekrittle neidisch die Komponenten gewisser ultramodernen Fahrräder (für motorisierte Fahrzeuge habe ich solchen Sinn nicht), aber doch nur, weil mir eine Umrüstung für meinen Yeti entweder zu teuer kommt, und/oder das gute Stück dabei verschandelt werden könnte. Also fahre ich weiter auf dem mal sehr extravagant gewesenen Teil mit Cantilever –Bremsen und natürlich ungedämpft (und dass mittlerweile 24 Gänge längst das Minimum sind, will ich gleich ganz übersehen). Rahmenkonstruktion und die Qualität der 20-Jahre-alten-Shimano-XT-Ausstattung benötigen beides nicht – Felgenbremsen und Federgabel. Auch an Gewicht muss ich nicht sparen. Bin ich doch selber schon das Leichtgewicht. Und ich kann mir daher sogar einen Brooks-Ledersattel leisten. Den Colt natürlich. Solange ich die Kraft noch habe, ab und an die Höhen dieses Mittelgebirges zu erklimmen, lass ich mich daran glauben, dass es schon Kult ist, auf solch antikem Boliden durch den Taunus zu kutschieren.
So oder so ähnlich sehen unsere Lebenslügen aus, mit denen wir uns gegen die Zeit und gegen deren unbarmherzig über uns kommende Produkte stemmen. Mag es auch helfen. Überzeugend ist es nicht.
Vorzeigbare „Helden“
Apropos „Lustmolche“ und „amerikanische Moral“, resp. -„Justiz“. Da die FAZ den untenstehenden Beitrag ums Verrecken nicht bringen will – ich habe es drei Mal versucht -, hier mein Statement. Doch vorneweg vier Sätze gegen ein mögliches Missverständnis: Typen wie Polanski oder nun auch Strauss-Kahn ticken ganz sicherlich nicht richtig, nur sind sie als Juden nun mal so richtig vorzeigbare „Helden“. Damit dienen sie nicht nur zur Entlastung all jener nichtjüdischen (und solchermaßen geleugneten) Kumpane im Geiste wie im Handeln, sondern vor allem zur Rechtfertigung der bürgerlichen Repressionsapparate. Wie der Fall Strauss-Kahn wieder mal so wunderbar zeigt. Bürgerliche Gerechtigkeit kenne nun mal keine Klassenschranken – so zumindest wird es behauptet -, dennoch „Rassenvorurteile“, wie ganz offenkundig:
„Der „Ideale Kapitalist“
Ja die Amerikaner, sie mögen die Juden mögen. Sie lieben ganz sicherlich ihren „Geschäftsinn“, ihren politischen Realismus – in beidem quasi uramerikanisch. Sie haben wohl eine gewisse Affinität zu deren besonderen Intelligenz, dennoch haben sie ein Problem mit deren „Intelligenz“. Wie die Causa Polański zeigen dürfte. Nicht nur aus Abneigung gegen gewisse (sexuell konnotierte) Extravaganzen, sie mögen es ganz besonders nicht, wenn diese „Intelligenz“ sich nicht besser benimmt, wie gewisse eben nichtjüdische „Amerikaner – aus denselben Kreisen. Wie kann so ein „Judenb…..“ es sich erlauben, in aller amerikanischen Öffentlichkeit, eine (amerikanische) Minderjährige zu missbrauchen (selbst wenn deren Mutter sich dabei wie eine „Kupplerin“ verhielt)? Dem amerikanischen „Genossen“ hierbei machte man erst gar nicht den Prozess (sowenig wie der Mutter). Jack Nicholsen wäre nicht weniger belastet gewesen als Polański! Nun vielleicht bezahlt Strauss-Kahn jetzt die gesamte Rechnung, und kassiert die Jahre, die der eine nicht hat absitzen müssen, gleich mit. Das wäre nicht unamerikanisch, dennoch sehr archaisch, wenn nicht gar antisemitisch. Im Guten wie im Bösen, der „Jude“ scheint immer noch der „Ideale Kapitalist“.
Einheit im Widerspruch, oder: eine zynische „Solidarität“
@icke: „“le juif lubrique“ ist genauso ein antisemitisches Topos wie der reiche Jud.“ Womit Sie vermutlich sagen wollen, dass die Franzosen ebenso antisemitisch sind, wie die Amerikaner oder die Deutschen. Und womit Sie sicherlich recht haben. Nur lohnt es sich vielleicht mal über die spezielle amerikanische Note hierbei zu reden. Zumal ja auch das Gerücht sich hartnäckig hält, dass das „jüdische Kapital“ in Amerika das Sagen habe. Die „weiße herrschende Rasse“ Nordamerikas ist, gleich ob jüdisch oder nicht, rassistisch, antisemitisch im Besonderen, wenn sie nicht jüdisch ist.
Dennoch sind das vielleicht nur Wortspiele, denn im eigentlichen Sinne des Wortes gibt es in den USA kein „jüdisches Kapital“, jedenfalls nicht, wenn es amerikanisch ist. Das jüdische Kapital mag es in Israel geben, dann ist es aber nicht amerikanisch. Jedenfalls nicht als jüdisches Kapital. Es gibt natürlich eine gewisse Identität zwischen einem „jüdischen“ und einem „amerikanischen“ Kapital, in den USA, wie vermutlich auch weltweit, womit es dann nicht völlig „identisch“ wäre, im semantischen Sinne, denn dann ist es als eine besondere Einheit im Widerspruch zu verstehen.
Das amerikanische, wie auch das jüdische Kapital, wenn wir das mal für einen Moment trennen wollen, ist in einem besonderen Maße „international“, „transnational“, wie es im Bezug auf das Kapital heißen muss. Also im Bezug auf andere Kapitalien vielleicht „fortgeschrittener“ (nicht „fortschrittlicher“). Darin liegt womöglich jene gegenseitige Affinität begründet, soweit es nicht ehe völlig identisch ist – also eins. Dennoch: soweit es jüdisches Kapital in den USA gibt, teilt auch dieses dort denselben speziellen Rassismus dieses Kapitals, welcher sich in der Hauptsache gegen die Latinos, dann gegen die nicht weiße Urbevölkerung, aber dann auch gegen die Schwarzen richtet. Dennoch, soweit dieser Rassismus faschistisch konnotiert ist, ist er im besonderen Maße auch antisemitisch. Nichts unterscheidet dieses Kapital also vom Rassismus der Anderen. Und daher dürften auch dessen „Vorlieben“ die gleichen sein. So ist das arabische Kapital in den Staaten vermutlich einflussreicher als jedes jüdische, und das hat seinen Grund.
Denn auf Grund der besonderen Rolle, insbesondere Saudi Arabiens im Zusammenhang mit dem Erdöl, kann ein pragmatisches amerikanisches Kapital gar keine andere Politik generieren. Daher ist es auch aus diesem Grunde proarabisch-antisemitisch, wie im Übrigen das gesamte „alte Europa“. Das jüdische Kapital in Israel teilt diese Vorliebe naturgemäß nicht, dennoch muss es Rücksicht nehmen auf dessen taktische Relevanz im Kontext der strategischen Interessen der USA in Nahost. In der Einheit wie auch im Widerspruch zu dieser Frage liegt die ganze Komplexität des Nahostkonflikts begründet (einschließlich des Phänomens der Doppeltaktik, wie sie die Deutschen in der „Palästinafrage“ betreiben). Wie eben auch erkennbar an den gerade wieder mal akut werdenden Differenzen zwischen den USA und Israel.
Sollte sich Israel eines Tages als überflüssig erweisen, im Kontext des Nahostspektakels, dann würden die USA Israel noch vor allen anderen fallen lassen. Und dies gegen all jene Treueschwüre, die nahezu täglich über die Medien lanciert werden. Israel ist ein Brückenkopf, ein lebendiger Flugzeugträger, eine Speerspitze, die tief ins feindliche Fleisch dringt, ähnlich darin der Türkei. Denn genau darin begründet sich das Existenzrecht Israels – aus kapitalistischer Sicht. Und auch genau das ist der besondere Grund für die besondere Aggressivität des israelischen Staates. Die Israelis wissen, dass nur ein „Holocaust“ an den Palästinensern ihren eigenen – zweiten – verhindern kann. Das dürfte wohl das Wesen des Versprechens gewesen sein, was das Kapital, vorneweg das amerikanische, damals, bei der Gründung des Staates Israels (bzw. dann noch einmal nach dem 6-Tage-Krieg), gegeben hat. Und das wiederum kennzeichnet jenen speziellen kapitalistischen-postfaschistischen Antisemitismus – nämlich eine zynische „Solidarität“ gegen das palästinensische Volk. Eine, die das palästinensische wie auch das israelische Volk gleichermaßen in Geißelhaft genommen hat.
Stalin und der Staat Israel
@Filou: Ich betrachte das jetzt nicht als Kompliment, wenn Sie mir bescheinigen, dass ich doch „sonst so brav“ sei. Doch das ist nicht weiter wichtig. Für viel wichtiger halte ich es, wenn sie dabei zu erkennen geben, dass sie die Politik der Sowjetunion zur Zeit Stalins nicht wirklich verstehen.
Ich möchte nicht behaupten, dass ich sie vollständig verstehe, aber zumindest versuche ich mir ob ihrer Widersprüchlichkeit (mal muss man sie als verbrecherisch bezeichnen, dann wieder als wahrhaft sozialistisch; Trotzki denunzierte diese stalinsche Politik als „Zickzacklinie“, ich verwende diesen Begriff auch, bin mir aber bewusst, dass er überhaupt nichts erklärt, vor allem nicht in Bezug auf die Klassengrundlage einer solchen Politik, über welche es sich noch zu verständigen gilt) ein nicht zu vereinfachendes Bild von ihr zu machen. Die Sowjetunion hat wohl die Beschlussfassung zur Gründung des Staates Israels mit zu verantworten, nicht hingegen aber die dann später folgende Expansionspolitik dieses Staates.
Während die Imperialisten bezüglich Israels eine eher feindliche, bzw. doppelzüngige Haltung einnahmen (siehe hierbei ganz besonders die englische Haltung) wurde von Stalin Israel sogar gegen die Araber unterstützt, allerdings nur solange der israelische Staat sich gegen die Überfälle der Araber verteidigte. Nach dem Tode Stalins endete diese Liaison. Spätestens aber mit der Expansionspolitik Israels, besonders nach dem 6-Tage-Krieg, war dann wohl auch definitiv die Freundschaft zwischen dem sozialistischen und dem „zionistischen“ Staat zu Ende.
Hierbei ist allerdings zu berücksichtigen, dass auch die Sowjetunion in dieser Zeit ihre Farbe irreversibel geändert hatte. Mit Chruschtschows „Gulaschkommunismus“ begann eine Phase der sowjetischen Außenpolitik, in der immer wieder mal politisches Abenteurertum (Kuba) die ansonsten übliche opportunistische Nachtrabpolitik zu ersetzen suchte. So ist auch die Unterstützung eines jenen nasserschen „arabischen Sozialismus“ sowohl Abenteurertum als auch Opportunismus. Sollte es je einen arabischen Sozialismus gegeben haben, dann war dieser das genaue Gegenteil von diesem arabischen Nationalismus. Und letztlich hat genau dieser arabische Nationalismus Israel in die Hände der USA gespielt.
Dass Israel zunehmend eine aggressive Politik betrieb, gegen die arabischen Nachbarn, ändert nichts daran, dass eine wahrhaft sozialistische Haltung gerade in dieser Frage sich fundamental von jener – dem Imperialismus eigenen – Doppelzüngigkeit zu unterscheiden hat. Die Evidenz des Holocaust und ein ungebrochener imperialistischer Antisemitismus, auch und gerade nach diesem Holocaust, verbieten jegliches taktisches Spiel mit der Existenz Israels. Das Existenzrecht Israels ist und bleibt unantastbar.
Nur von dieser Haltung ausgehend ist auch eine Kritik an Israel erlaubt und auch geboten. Keineswegs aber eine, die es irgendjemand erlaubt den Staat Israel vernichten zu wollen. Es wird sich zeigen, dass dieses Existenzrecht letztlich gar und gerade gegen die gegenwärtigen „Freunde Israels“, die USA und Deutschland vorneweg, zu verteidigen sein wird.
Dennoch wird auch Israel nur zu retten sein, wenn es den Weg zur Freundschaft mit dem palästinensischen Volk findet, gleich wie und gleich zu welchem Aufwand. Denn nur dieser Weg durchkreuzt das imperialistische Kalkül. Zerstört nämlich die imperialistischen Ambitionen um die Kontrolle der Öl-Region, und befreit Israel von dieser schmählichen und für das Land gefährlichen Rolle eines imperialistischen Brückenkopfes.
Wo es Klassenkampf gibt, gibt es auch reaktionäre fanatische Utopien
@Filou: Wo ist denn der Beitrag 22. Mai 00.45? (Stichwort: „Holocaust an Palästinensern“) Ich hätte gerne gewusst, worauf Sie sich beziehen! Zumal Sie behaupten, dass das ein beliebter „linker Topos“ sei. Sollten Sie da auf meinen Beitrag angespielt haben, dann weise ich darauf hin, dass ich das „Holocaust“ in Anführungszeichen gesetzt habe. Gerade auch um das metaphorische, eben nicht identische, hervor heben zu können. Gewissermaßen aber die böse Ironie in den Raum stellend. In der Tat: der Holocaust ist einmalig. Dennoch gibt es mehr als einen Versuch ihn zu kopieren. Im Übrigen gab es auch einen „Holocaust“ an den Armeniern, nur den Begriff gab es noch nicht. Hitler bezieht sich aber auf diesen – in „Mein Kampf“ -, also ist zumindest der Sinnzusammenhang zu prinzipiell „Vergleichbarem“ schon mal hergestellt gewesen. So nennt man das – außerhalb der Türkei und gewisser Diplomatenkreise unter Einfluss der USA – ganz gewöhnlich: Genozid am armenischen Volk.
Ich hätte natürlich im Zusammenhang mit der Politik Israels gegenüber den Palästinensern auch „Genozid“ verwenden können, nur wäre das dann definitiv verleumderisch, hetzend. Denn den metaphorischen Bezug zum jüdischen Drama selber nicht mehr enthaltend, somit den realen Inhalt des Begriffes selber meinend. Sollte es aber jemals zu einem Holocaust/einem Genozid an den Palästinensern (diesmal beides ohne Anführungszeichen) kommen, dann wäre dies einem 2. Holocaust am jüdischen Volk gleichzusetzen, quasi als eine Art kollektiver Selbstmord (denn das Schicksal dieser beiden Völker ist untrennbar vereint). Und auch das sage ich nicht einfach nur so daher. Unter den konservativen Ultras Israels gibt es ganz sicherlich gewisse quasi apokalyptisch inspirierte Kreise. Diesen dürfte ein kollektiver Selbstmord allemal lieber sein, als dass jemals die Palästinenser gleichberechtigt neben dem jüdischen Volk leben. Machen wir uns nichts vor: auch in Israel gibt es Klassenkampf. Und wo es diesen gibt, gibt es auch reaktionäre fanatische Utopien, barbarische Visionen.
Ich will das nicht, und ich betreibe auch nicht die antisemitisch konnotierte Demagogie um diesen Begriff. Also bitte: verbreiten Sie keine Gerüchte und versuchen Sie bitte auch nicht so was wie eine Art Diskussionsverbot durchzusetzen. Das ist kein Argument, nicht mal ein schlechtes
Wenn das Niveau nicht niedrig genug ist
@Filou: Der Nachweis des Antisemitismus erfolgt entweder sachlich und begründet, dann ist er nicht nur notwendig, sondern u. U. gar politisch-pädagogisch wertvoll. Beruht er aber auf einer Verleumdung, dann ist er das bösartigste Totschlagsargument, das ich kenne. Bitte verstehen Sie, dass ich auf diesem Terrain absolut keinen Spaß verstehe, selbst dann nicht, wenn er so klug daherkommen mag, wie der Ihrige. Im Übrigen erfordert das, was mit viel Aufwand verdrängt, über Jahrzehnte verleumdet oder gar mit repressiven Methoden in den Untergrund gejagt worden ist, eben dieselben Mühen, um es wieder herzustellen. Sicherlich ist das nicht das beste Argument dafür, warum meine Beiträge nicht selten so lang sind, aber es ist ein nicht zu leugnendes. Und da die Wahrheit immer konkret ist, ist, wenn diese sehr komplex geworden ist, und das Thema Antisemitismus ist ganz besonders in Deutschland eins der komplexesten Themen, oft allein deswegen schon eine längere Argumentationskette vonnöten.
Lesen Sie mal Hegels „Die Phänomenologie des Geistes“ und sie werden froh und dankbar sein, wenn Sie danach zu Marxens „Kapital“ greifen dürfen. „Das Kapital“ wird Ihnen dann vorkommen wie leichte Bettlektüre. Wobei ich ausdrücklich davor warne, es so zu betrachten. Denn selbstredend liegt im Idealismus Hegels, also in seinen idealistisch konnotierten Zirkelschlüssen, ein nicht unwesentliches Moment für seine mäanderten Argumentationsketten. Scholastik statt Dialektik lässt seine Begründungen nicht selten in eine Endlosschlaufe einmünden. Die oft nur abgeschlossen wird, weil er einen Punkt macht.
Sollten Sie solches bei mir finden, hielte ich Ihre Kritik für fruchtbar, so aber betrachte ich sie nur als unter jeder Kritik (oder über jede Kritik). Was Sie als „Befaselung von Allem und Jedem unter dem Aspekt des Klassenkampfes“ bezeichnen, kennzeichnet nicht nur eine besondere Ignoranz, sondern eben genau darin eine jene Geisteshaltung, die dem Niveau am Klassenkampf derart entspricht, das Sie dieses Niveau (und damit Ihre Geisteshaltung – das war jetzt ein wenig „gehegelt“, ich gebe es zu) nicht vermögen zu erkennen. Denn nur, wer sich mit diesem Niveau nicht deckungsgleich bewegt, es also überschreitet – oder auch unterschreitet -, kann überhaupt eine Differenz erkennen.
Das ist ja das Dilemma unserer Intellektuellen, klug sind sie, nicht selten, dennoch aber oft nicht „dumm“ genug, um die „Wahrheit“ zu erkennen. Denn die liegt dann unter ihrem Niveau. So gelingt es ihnen in aller Regel nur, eben auf dieser gewissen geistigen Höhe, auf der sie sich befinden, sich selbst zu bespiegeln. Und um im Tenor Ihrer Ironie zu bleiben: Ihr Niveau mag Ihnen nicht hoch genug erscheinen, u. U. ist es aber nur nicht niedrig genug. Wenn das Eine Sie überfordert, gelingt Ihnen vielleicht das Andere. Versuchen Sie es mal!
faz.net/blogs/stuetzen/archive/2011/05/18/verurteilt-zum-elektrischen-rollstuhl