Hegel wäre an ihm wahnsinnig geworden
Ich kann es nur wiederholen: Das einzige Buch, das ich von ihm empfehlen würde, wäre „Der gordische Knoten“. Es ist mehr als „große“ Literatur, denn stilistisch geradezu „schön“ (Hölderlin will mir nicht aus dem Kopf). Der Einfluss eines Thomas Mann unübersehbar. Doch definitiv unromantisch ob der brutalen Schnörkellosigkeit. Daher auch die Kürze (mal gerade 153 Seiten, Klostermann Verlag 1953) mit ihren nicht zu voll gestopften zeitlosen Diktionen. Es ist ein Buch das zeigt, dass Jünger nur durch Kürze zwischen den Welten und Fronten seiner Zeit zu stehen vermochte. Dass er so alt wurde, hat bestimmt was damit zu tun, dass die Zeit ihm nicht behagte und er ihr entfliehen wollte, in dem er sie überdauerte. Umworben von den Nazis, die ihre Ideologie in seiner Heldenverehrung suchten aber auch von den Kommunisten jener Zeit, die in ihm den Nationalbolschewisten gegen den Faschismus zu gewinnen hofften, war er doch ein einsamer Mann trotz all/ob all (!) dieser „Empfehlungen“. Einer, der den Zeitgeist derart affirmativ verinnerlichte, der Nihilismus eines Nitzsche hätte von ihm stammen können, wenn dieser Nietzsche, das vermute ich jetzt, ihm ob dessen Gott-ist-tot-Geschwätz nicht zu dekadent vorgekommen wäre, dass er aus diesem heraus seinen eigenen schöpfte. Seinen eigenen Geist, nicht den der Zeit. Keinen der Zeit. Hegel wäre an ihm wohl wahnsinnig geworden.
faz.net/Ausstellung: Ernst Jünger: In Zeichenschauern, 07.11.2010
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[…] war dort der „Orient“ – im schlechtesten Sinne des Wortes; und im Sinne Ernst Jüngers. Im „Gordischen Knoten“ beschreibt er diesen. Man muss nur tief graben, wo man sich gerade befindet. Der Orient ist die […]