Esoterik ist „rechts“

Esoterik ist „rechts“
Esoterik hat mit „links“ nichts zu tun. Dafür mit „rechts“ umso mehr. Und das passt auch zum Selbstverständnis nicht weniger Rechter. Esoterik fischt in trüben Mythen. Nicht von ungefähr, dass die Nationalsozialisten in Mythen geradezu schwammen. Vom Kult um den (männlichen) Leib bis zum Arierkult – alles aus Mythen geplündert wie diese dann noch überhöhend. Die Wissenschaften sind wahrlich nicht ihr Ding. Ganz anders die Linke. Mit Marx und Engels wird der wissenschaftliche Sozialismus geboren, als Kampfansage an die vielen esoterischen und in aller Regel kleinbürgerlich inspirierten kommunistischen Glaubensgemeinden. Man lese nur die „Deutsche Ideologie“. Unvergessen jener Satz dort: „Die herrschenden Gedanken sind weiter nichts als der ideelle Ausdruck der herrschenden materiellen Verhältnisse; also der Verhältnisse…, die eben die eine Klasse zur herrschenden machen, also die Gedanken ihrer Herrschaft.“ (MEW, Bd. 3, S. 46, I. Feuerbach, Gegensatz von materialistischer und idealistischer Anschauung)

Der Glauben ist Privatsache, die Kirche nicht
@Neudorfer: Sie reden hier von jener opportunistischen Linken, die nach der Devise – der Feind meines Feindes, ist mein Freund – handelt. Das ist aber imperialistischer Pragmatismus nicht Marxismus. Der Islam ist wie jede Religion „die letzte Bastion der Konterrevolution“. So habe ich es dieser Tage auch hier in der FAZ hinterlassen. Doch als Linker lehne ich damit nicht „das Christentum ab“, sondern verurteile den konterrevolutionären Pakt der röm-kath. Kirche mit den Herrschenden – seit Konstantin. Und wie hinterhältig die islamische Konterrevolution ist, davon könnte die iranische Linke ein Lied von singen, wenn sie denn noch leben würde. Auch diese dachte, dass man mit den Mullahs ein Bündnis gegen den Shah eingehen könnte. Die Esoterik als Philosophie ist dem Marxismus so fremd wie jede andere idealistische Philosophie. Doch obwohl es keinen tieferen Gegensatz als den zwischen Idealismus und Materialismus gibt, behandelt der Marxismus den religiösen Glauben an sich als Privatsache.

Das Denken der Herrschenden ist das herrschende Denken
@Piesters: Ich denke schon, dass ich verstehe; so verstehe ich, dass Sie das links-rechts-Schema für überholt halten. Doch gerade die von mir angesprochene Auseinandersetzung zwischen Materialismus und Idealismus prägt das (politische) links-rechts-Schema. Es zeigt sich aus der Perspektive des Klassengeschehens auch als Kampf zwischen konservativ und revolutionär. Gleich wie auch immer, es spiegelt den Klassenwiderspruch im Denken der Menschen. So gibt es heute nicht wenige, die behaupten, der Klassenkampf sei überholt und bemerken gar nicht, wie genau diese Aussage den ideologisch geführten Klassenkampfes zum Besten gibt. Und natürlich auch den Status hierin des Aussagenden. Doch ganz grundsätzlich ist „das Denken der Herrschenden“ so sehr „das herrschende Denken“ (Marx), dass es dem Denkenden „alternativlos“ erscheint. Nur in schweren Krisenzeiten – so wie jetzt mal wieder – schwant dem Subjekt, dass da was „faul ist im Staate Dänemark“.

faz.net/aktuell/feuilleton/forschung-und-lehre/wissenschaftliches-publizieren-muss-ich-das-lesen

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2 Trackbacks

  • Von Herrschaftswissen zu erwerben ist leicht – für die Herrschenden am 19. Februar 2013 um 02:27 Uhr veröffentlicht

    […] Der ideelle Ausdruck der herrschenden materiellen Verhältnisse @T.I.M: Auch auf die Gefahr hin, dass ich diesem Blog wieder einen marxistischen Hut aufsetze, beginne ich mit einem Zitat von Marx, welches ich dieser Tage erst in einem anderen Beitrag gepostet habe: „Die herrschenden Gedanken sind weiter nichts als der ideelle Ausdruck der herrschenden materiellen Verhältnisse; also der Verhältnisse…, die eben die eine Klasse zur herrschenden machen, also die Gedanken ihrer Herrschaft.“ (Deutsche Ideologie, MEW, Bd. 3, S. 46, I. Feuerbach, Gegensatz von materialistischer und idealistischer Anschauung, vgl.: Esoterik ist rechts) […]

  • Von Die längste Stunde des Finanzkapitals am 19. Juni 2013 um 08:02 Uhr veröffentlicht

    […] haben – in Griechenland, Tunesien, Ägypten, Libyen, Spanien, Portugal, und nicht zuletzt Iran. (Syrien spielt da vorerst noch eine unrühmliche Ausnahme, denn da blamiert sich gegenwärtig […]

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